CONCACAF, der Kontinentalverband von Nordamerika, Mittelamerika und der Karibik, schrieb am Freitag in einer Stellungnahme, dass man die diskriminierenden Sprechchöre einiger Fans aufs Schärfste verurteile. Schiedsrichter Ivan Barton aus El Salvadaor hatte das Halbfinale der CONCACAF-Nations-League in Las Vegas wegen der Rufe zwischenzeitlich unterbrochen.
Die angekündigten zwölf Minuten Nachspielzeit in dem hitzigen Spiel mit vier Roten Karten ließ er nicht mehr zu, sondern brach nach acht Minuten ab, als wieder Rufe aufkamen. "Diese Vorfälle waren äußerst enttäuschend und trübten den eigentlich positiven Anlass, hochwertigen Fußball in unserer Region zu präsentieren", schrieb der Verband?
Diese Region wird bald das größte aller Turnier ausrichten: Die WM der Männer. Das Turnier wird 2026 in den USA, Kanada und Mexiko ausgetragen. Und Mexiko steht seit Jahren wegen der homophoben Rufe im Fokus der Verbände.
"Puto"-Rufe brachten Mexiko Geisterspiele ein
Konkret geht es vor allem um "Puto"-Rufe. Gemeint sind damit männliche Prostituierte. Häufig werden die Rufe an gegnerische Torhüter beim Abstoß gerichtet. Über Jahre wurde in Mexiko auch durch den Verband argumentiert, dass der Begriff mehrere Bedeutungen habe und nicht zwingend homophob sein müsse. Verbände wie die FIFA und auch Gruppen, die sich gegen Diskriminierung einsetzen, sehen das anders. Schon seit Jahren wird Mexiko immer wieder dafür bestraft. Bei der WM 2014 in Brasilien kam der Verband noch davon. In der Qualifikation zur WM 2018 und bei der WM 2018 in Russland selbst gab es jeweils Geldstrafen wegen der Rufe.
Ende 2021, im Vorfeld der WM in Katar, wurde es für Mexiko wegen der Rufe aber auch sportlich ernst. Zwei Spiele ohne Fans waren das Urteil der FIFA. Die Strafe wurde später auf ein Spiel reduziert, aber der Verband fürchtete nun nicht mehr um seinen Ruf, sondern sogar um die WM-Teilnahme.
Mexikos Verband startete vergeblich Kampagnen
"Es beginnt mit Geldstrafen, dem Austragen von ein oder zwei Geisterspielen. Aber es kann weitergehen mit dem Abzug von Punkten, der Wertung von Spielen und dem Ausschluss von einem Wettbewerb oder Turnier. Das ist die Lage", sagte Yon De Luisa, Präsident des mexikanischen Verbands, damals gegenüber Medien. Der Verband startete eine Kampagne, die zunächst vor allem auf die sportlichen Konsequenzen verwies, aber nicht homophobe Rufe problematisierte. "Ruft was ihr wollt - aber nichts, was uns aus dem Spiel nimmt", hieß es darin.
Später gab es ein Video, in dem der Verband mitteilte, dass die Rufe "in die Vergangenheit" gehören und "nicht den Werten Mexikos von heute" entsprächen. Die Kampagnen fruchteten offensichtlich nicht, Mexiko hat noch immer dasselbe Problem.
CONCACAF und FIFA wählten deutliche Worte gegen Diskriminierung
Der Weltverband FIFA und der Kontinentalverband CONCACAF hatten kurz vor dem Spiel in den USA Kampagnen gegen Diskriminierung vorgestellt. "Was falsch ist, ist falsch", heißt es in der Kampagne von CONCACAF. "Unsere Botschaft an die Fans ist klar: Kommt zu unseren Wettbewerbe und unterstützt Eure Teams mit Leidenschaft und Freude, aber das sollte niemals die Grenze zu beleidigender oder diskriminierender Sprache überschreiten", sagte CONCACAF-Generalsekretär Philippe Moggio.
Die FIFA richtete in dieser Woche eine Taskforce gegen Diskriminierung ein. 2016 hatte die FIFA eine ähnliche Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Rassismus abgeschafft, mit dem Hinweis, dass ihre Arbeit abgeschlossen sei. "Es ist sehr wichtig, nicht nur über Rassismus und Diskriminierung zu reden, sondern entschlossen und überzeugend zu handeln", sagte FIFA-Präsident Infantino bei der Vorstellung der neuen Kampagne. "Es kann keinen Fußball geben, wenn es Rassismus gibt! Also müssen wir die Spiele unterbrechen. Die Schiedsrichter haben diese Möglichkeit bei FIFA-Wettbewerben", sagte er mit Blick auf den Drei-Stufen-Plan. "Es müssen Maßnahmen auf allen Ebenen ergriffen werden, auch auf nationaler Ebene. Das muss jeder verstehen, und wir werden gemeinsam bis zum Ende gehen."
Die Verbände haben sich mit ihren Kampagnen selbst unter Druck gesetzt und müssen ihren Worten Taten folgen lassen. Die Frage ist nun, wie sie mit einem der Gastgeber der WM 2026, der wie die USA und Kanada schon qualifiziert ist, umgehen werden. CONCACAF teilte mit, dass sie dabei sei, weitere Details und Berichte des Sicherheitspersonals und des Schiedsrichters zu sammeln. "Wir werden in Kürze eine weitere Stellungnahme abgeben."