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Michael Lewis
Bestsellerautor entfacht Debatte über Hochfrequenzhandel

Der US-Starautor Michael Lewis hat sich in einem Buch dem umstrittenen Hochfrequenzhandel gewidmet und damit eine hitzige Debatte entfacht. Seine These: Normale Anleger werden von superschnellen Handelsplattformen abgezockt.

Von Miriam Braun |
    "Ich habe BATS besucht und mit Leuten gesprochen." - "Nein, das haben Sie nicht. Das stimmt nicht." - "Klar war ich da."
    Autor Michael Lewis im US-Fernsehen. Er sagt dem Sender CNBC, er habe für die Recherche zu seinem neuen Buch die elektronische Handelsplattform BATS in New Jersey besucht. William O'Brien, der Präsident der Börse BATS Exchange, hält das für eine Lüge. Nur hinzufahren und vor dem Datenzentrum zu stehen, sei nicht mit Verantwortlichen reden. So emotionsgeladen hörte sich die US-Finanzberichterstattung in den vergangenen Tagen häufig an.
    Verständlich, denn Börsen wie die BATS Exchange stehen seit der Veröffentlichung von Michael Lewis Buch "Flash Boys", zu deutsch "Blitzjungs", im Zentrum der Kritik. Lewis erklärt: Ein normaler Investor platziert einen Kaufauftrag für beispielsweise Microsoft-Aktien bei der digitalen Börse.
    "Und bevor der in New Jersey in deren Datenzentrum ankommt, bekommen die Algo-Bots der Hochfrequenzhändler das mit und rasen per Glasfaser zum gleichen Handelsplatz, wo ich die Microsoft-Titel kaufen will. Sie schlagen vorher zu und verkaufen mir die Papiere dann zu einem höheren Preis."
    Vorwürfe gegen Lewis
    Der Preisunterschied mag nur marginal sein, doch in Summe gewaltig: Die Zwischenhändler greifen auf diese Weise Milliarden von Dollar ab, meint Lewis. Auf dem Parkett der Wall Street wird die Konkurrenz der schnellen Systeme auch mit Skepsis betrachtet, die Panikmache der vergangenen Tage gehe jedoch zu weit, meint Händler Jason Weisberg:
    "Es schürt die Unsicherheit der Menschen. Das ist schlecht für uns. Und das ist, was die Debatte macht: Ein schlechtes Licht auf eine stark regulierte Branche werfen. Michael Lewis möchte Bücher verkaufen. Am besten macht man das mit starken Thesen, ob sie stimmen oder nicht."
    Gewinner der Debatte ist die Firma IEX Group, eine Plattform, die entschleunigt operiert und die ultraschnellen Hochfrequenz-Maschinen ausschließt. Deren Chef Brad Katsuyama:
    "Solche Nachteile treten auf, wenn man die schnellen mit den langsamen gemeinsam handeln lässt. Es sollte die Aufgabe einer Börse sein, die Preisbildung zwischen schnellen und langsamen Aufträgen fair zu balancieren."
    Die Wellen schlagen hoch: Der Börsengang des Hochfrequenzhändlers Virtue wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Sowohl der New Yorker Generalstaatsanwalt sowie die Börsenaufsicht SEC wollen sich der Sache annehmen. Und auch das FBI hat zugegeben, dass bereits Untersuchungen laufen.