"Ich möchte an dieser Stelle ganz eindeutig und nachdrücklich Michael Müller und seinem Team danke sagen, danke sagen für die konstruktive, vertrauensvolle und nach vorne gerichtete Arbeit für die Sozialdemokratie in Berlin und damit für die Sozialdemokratie in Deutschland."
"Die Berliner SPD steht, und wir gemeinsam, die Berliner SPD und Klaus an der Spitze, wir werden alles dafür tun, dass die SPD am 18. September die führende Kraft in dieser Stadt ist und Klaus Wowereit der Regierende Bürgermeister bleibt. Das ist eben deutlich geworden. Wir kämpfen hier alle zusammen für diesen Wahlsieg."
Seit' an Seit' kämpfen Klaus Wowereit und Michael Müller nun schon seit mehr als 22 Jahren. Erst in der Tempelhofer Bezirkspolitik - wo Wowereit Volksbildungsstadtrat war, der jüngste, den Berlin je hatte; 1996 kommen beide gemeinsam ins Abgeordnetenhaus. Fünf Jahre später, als Eberhard Diepgens CDU stürzt, erbt Michael Müller von Wowereit den SPD-Fraktionsvorsitz, und 2004 lässt er sich von ihm überreden, zusätzlich auch noch den Parteivorsitz zu übernehmen. Der zweitwichtigste Mann der Berliner Genossen – steht allerdings deutlich im Glamourschatten des Regierenden: Jeder kennt Wowereit, aber nur jeder Zweite den Mann hinter ihm, sagen die Umfragen.
Drei Ecken entfernt vom alten Flughafen Tempelhof zeigt uns Michael Müller, wo seine Wurzeln liegen.
"In einer kleinen Buchdruckerei, die mein Vater und ich zusammen betreiben, und wir arbeiten wirklich noch so wie Gutenberg, also mit Bleilettern im Hochdruckverfahren, es ist sehr selten inzwischen, auch in Berlin, aber es ist ein richtig schöner Handwerksberuf, den wir hier noch ausüben können."
Im Computerzeitalter wirkt der Betrieb ein bisschen wie ein Technikmuseum: In den Setzkästen liegen die Vorlagen für Trauerkarten und Hochzeitsanzeigen. Das Geschäft könnte besser laufen, die Müllers bleiben eher aus Tradition dabei als wegen des Gelderwerbs. Gelernter Drucker ist der 46-jährige Familienvater aber nicht:
"Nein, ich habe in einem kleinen Metallbetrieb Bürokaufmann gelernt. Meine Schulkarriere musste ich irgendwann beenden, weil ich einfach arbeiten wollte. Ich hatte keinen Spaß mehr an der Schule, und nach dieser kaufmännischen Ausbildung bin ich dann zu meinem Vater gegangen, habe da noch mal auch gelernt, wie man als Buchdrucker arbeitet, habe mich dann auch noch selbstständig gemacht mit einer anderen, etwas größeren Druckerei, und dann kam irgendwann die Politik dazu."
Und der kaufmännische Angestellte scheint bei Michael Müller immer noch durch: die Brille, der Haarschnitt, die Anzüge. Seit einiger Zeit wie Wowereit auch öfter ohne Krawatte. Irgendwie grundsolide. Man assoziiert die personifizierte Bescheidenheit. Wann hat sich das Stadtoberhaupt zum letzten Mal mit Müller gestritten?
"Nö, kann ich mich nicht dran erinnern. Nö, wirklich. Doch man kann sich mit ihm streiten. Er ist sehr temperamentvoll, und wenn ihm etwas über die Leber läuft, dann lässt er das auch raus. Also, man merkt es ihm auch immer wieder an, und das kann er ganz gut."
Als Parteivorsitzender ist Müller mit seiner Loyalität für Wowereit ein kalkulierter Glücksfall.
"Eine Partei zu führen ist noch mal eine andere Aufgabe mit einer anderen Wucht, mit einer anderen Dynamik. Das sind in Berlin 16.000 Parteimitglieder, die alle jeden Tag gerne Programme schreiben und wollen, dass bestimmte Positionen neu durchgesetzt werden. Also, das zu übernehmen war noch mal ein großer, schwerer Schritt. Aber ich glaube, in dieser Kombination, auch als Fraktionsvorsitzender und dann Landesvorsitzender dem Regierenden Bürgermeister den Rücken frei zu halten, die Aufgaben zu übernehmen, die eher nach innen wirken, und er hat nach außen alle Freiheit, das ist eine gute Arbeitsteilung zwischen uns."
Wowereit den Rücken frei halten – besser als er selbst kann man Michael Müllers Rolle kaum beschreiben. Ein wenig ist er der Prince Charles der Berliner SPD, der ewige Zweite. Der Regierende spitzt den Mund:
"Prinzen haben wir nicht in der Politik. Michael Müller ist Landesvorsitzender, er ist Fraktionsvorsitzender, also praktisch SPD-intern mein Chef, mein Arbeitgeber und dementsprechend hat er einen großen Einfluss, und ich freue mich auch darüber. Wir arbeiten wirklich gut zusammen. Da gibt es keine Konkurrenz, sondern vertrauensvolles Zusammenarbeiten und das über sehr, sehr viele Jahre. Ich kenne auch seine Familie, seinen Vater, seine Großmutter und das auch seit Jahrzehnten, und da ist ein sehr starkes Vertrauensverhältnis da."
Gestern am späten Nachmittag, Wowereit auf Kiezbesuch in Müllers Bezirk. Der bildet auf der Bühne mit den anderen Direktkandidaten die Kulisse. Die Wahlveranstaltung vor dem Friedenauer Rathaus geht zu Ende. Wowereit wirft seine Wowibären – die begehrten Wahlkampfstoffteddys - in die Menge und wird dann von Autogrammjägern umringt. Sein Parteichef steht 20 Meter entfernt am Rande und unterhält sich mit einem Genossen. Ist er denn nicht doch ein bisschen neidisch?
"Da bin ich nicht neidisch, er ist der Regierende Bürgermeister, er ist auch unsere Nummer eins, und wir kennen uns so lange und so gut; es ist so ein freundschaftliches Verhältnis, das gönne ich ihm auch, dass er so gut ankommt, und für die Berliner SPD ist es ohnehin toll. Also, da gibt es keinen Neid."
Der Sozialdemokrat hinter Wowereit ist mit ganzem Herzen Parlamentarier, sagt er. Aber das muss ja nach dem Wahltag nicht so bleiben.
"Ja, Michael Müller hat selbstverständlich das Potenzial, auch Regierender Bürgermeister zu sein, Senator zu sein, wenn er das will. Das werden wir sehen."
"Die Berliner SPD steht, und wir gemeinsam, die Berliner SPD und Klaus an der Spitze, wir werden alles dafür tun, dass die SPD am 18. September die führende Kraft in dieser Stadt ist und Klaus Wowereit der Regierende Bürgermeister bleibt. Das ist eben deutlich geworden. Wir kämpfen hier alle zusammen für diesen Wahlsieg."
Seit' an Seit' kämpfen Klaus Wowereit und Michael Müller nun schon seit mehr als 22 Jahren. Erst in der Tempelhofer Bezirkspolitik - wo Wowereit Volksbildungsstadtrat war, der jüngste, den Berlin je hatte; 1996 kommen beide gemeinsam ins Abgeordnetenhaus. Fünf Jahre später, als Eberhard Diepgens CDU stürzt, erbt Michael Müller von Wowereit den SPD-Fraktionsvorsitz, und 2004 lässt er sich von ihm überreden, zusätzlich auch noch den Parteivorsitz zu übernehmen. Der zweitwichtigste Mann der Berliner Genossen – steht allerdings deutlich im Glamourschatten des Regierenden: Jeder kennt Wowereit, aber nur jeder Zweite den Mann hinter ihm, sagen die Umfragen.
Drei Ecken entfernt vom alten Flughafen Tempelhof zeigt uns Michael Müller, wo seine Wurzeln liegen.
"In einer kleinen Buchdruckerei, die mein Vater und ich zusammen betreiben, und wir arbeiten wirklich noch so wie Gutenberg, also mit Bleilettern im Hochdruckverfahren, es ist sehr selten inzwischen, auch in Berlin, aber es ist ein richtig schöner Handwerksberuf, den wir hier noch ausüben können."
Im Computerzeitalter wirkt der Betrieb ein bisschen wie ein Technikmuseum: In den Setzkästen liegen die Vorlagen für Trauerkarten und Hochzeitsanzeigen. Das Geschäft könnte besser laufen, die Müllers bleiben eher aus Tradition dabei als wegen des Gelderwerbs. Gelernter Drucker ist der 46-jährige Familienvater aber nicht:
"Nein, ich habe in einem kleinen Metallbetrieb Bürokaufmann gelernt. Meine Schulkarriere musste ich irgendwann beenden, weil ich einfach arbeiten wollte. Ich hatte keinen Spaß mehr an der Schule, und nach dieser kaufmännischen Ausbildung bin ich dann zu meinem Vater gegangen, habe da noch mal auch gelernt, wie man als Buchdrucker arbeitet, habe mich dann auch noch selbstständig gemacht mit einer anderen, etwas größeren Druckerei, und dann kam irgendwann die Politik dazu."
Und der kaufmännische Angestellte scheint bei Michael Müller immer noch durch: die Brille, der Haarschnitt, die Anzüge. Seit einiger Zeit wie Wowereit auch öfter ohne Krawatte. Irgendwie grundsolide. Man assoziiert die personifizierte Bescheidenheit. Wann hat sich das Stadtoberhaupt zum letzten Mal mit Müller gestritten?
"Nö, kann ich mich nicht dran erinnern. Nö, wirklich. Doch man kann sich mit ihm streiten. Er ist sehr temperamentvoll, und wenn ihm etwas über die Leber läuft, dann lässt er das auch raus. Also, man merkt es ihm auch immer wieder an, und das kann er ganz gut."
Als Parteivorsitzender ist Müller mit seiner Loyalität für Wowereit ein kalkulierter Glücksfall.
"Eine Partei zu führen ist noch mal eine andere Aufgabe mit einer anderen Wucht, mit einer anderen Dynamik. Das sind in Berlin 16.000 Parteimitglieder, die alle jeden Tag gerne Programme schreiben und wollen, dass bestimmte Positionen neu durchgesetzt werden. Also, das zu übernehmen war noch mal ein großer, schwerer Schritt. Aber ich glaube, in dieser Kombination, auch als Fraktionsvorsitzender und dann Landesvorsitzender dem Regierenden Bürgermeister den Rücken frei zu halten, die Aufgaben zu übernehmen, die eher nach innen wirken, und er hat nach außen alle Freiheit, das ist eine gute Arbeitsteilung zwischen uns."
Wowereit den Rücken frei halten – besser als er selbst kann man Michael Müllers Rolle kaum beschreiben. Ein wenig ist er der Prince Charles der Berliner SPD, der ewige Zweite. Der Regierende spitzt den Mund:
"Prinzen haben wir nicht in der Politik. Michael Müller ist Landesvorsitzender, er ist Fraktionsvorsitzender, also praktisch SPD-intern mein Chef, mein Arbeitgeber und dementsprechend hat er einen großen Einfluss, und ich freue mich auch darüber. Wir arbeiten wirklich gut zusammen. Da gibt es keine Konkurrenz, sondern vertrauensvolles Zusammenarbeiten und das über sehr, sehr viele Jahre. Ich kenne auch seine Familie, seinen Vater, seine Großmutter und das auch seit Jahrzehnten, und da ist ein sehr starkes Vertrauensverhältnis da."
Gestern am späten Nachmittag, Wowereit auf Kiezbesuch in Müllers Bezirk. Der bildet auf der Bühne mit den anderen Direktkandidaten die Kulisse. Die Wahlveranstaltung vor dem Friedenauer Rathaus geht zu Ende. Wowereit wirft seine Wowibären – die begehrten Wahlkampfstoffteddys - in die Menge und wird dann von Autogrammjägern umringt. Sein Parteichef steht 20 Meter entfernt am Rande und unterhält sich mit einem Genossen. Ist er denn nicht doch ein bisschen neidisch?
"Da bin ich nicht neidisch, er ist der Regierende Bürgermeister, er ist auch unsere Nummer eins, und wir kennen uns so lange und so gut; es ist so ein freundschaftliches Verhältnis, das gönne ich ihm auch, dass er so gut ankommt, und für die Berliner SPD ist es ohnehin toll. Also, da gibt es keinen Neid."
Der Sozialdemokrat hinter Wowereit ist mit ganzem Herzen Parlamentarier, sagt er. Aber das muss ja nach dem Wahltag nicht so bleiben.
"Ja, Michael Müller hat selbstverständlich das Potenzial, auch Regierender Bürgermeister zu sein, Senator zu sein, wenn er das will. Das werden wir sehen."