Die Vorstellung, "Schwanensee" und nichts als "Schwanensee" tanzen zu müssen bis zur Pensionierung, trieb Baryshnikov einst zur Flucht in den Westen. Er wollte lernen. In der Rolle des Herzog Albrecht in "Giselle" konnte er sich auf seinen Körper verlassen und sein Temperament explodieren lassen, in den neoklassischen und modernen Stücken hingegen, die er von 1974, dem Zeitpunkt seiner Flucht an tanzen wollte, musste er sich viel stärker kontrollieren
"Von der Technik her betrachtet muss man, egal was man macht, innerlich ganz kühl bleiben, um sauber tanzen zu können."
Die lange Auseinandersetzung mit der Moderne im Tanz hat Baryshnikov schließlich dazu geführt, ein eigenes Zentrum für die zeitgenössischen Künste aufzubauen. Das war sein bislang letzter Schritt in die Freiheit. Als Ballettdirektor des American Ballet Theatre versuchte er bereits in den achtziger Jahren, das Programm so zu ändern, wie es heute auch für die klassischen Compagnie-Schlachtschiffe die Regel ist: Einen Abend "Dornröschen, am nächsten eine Uraufführung.
"Ich denke...hmm...es ist ein Zeichen moderner Zeiten. Diese Art Programmierung hatte zunächst ganz praktische Gründe, das Überleben der großen klassischen Compagnien. Zeitgenössische Choreographien zu präsentieren war der Versuch, neue Zuschauerschichten zu erschließen, aber auch mit den bedeutenden neoklassischen Werken oder den Stücken der Diaghilew-Ära. Diese historische Perspektive eröffnete den Ballettdirektoren ganz neue Möglichkeiten. Sie begannen, ihr Publikum wie durch einen Garten der Tanzkultur zu führen - hier Massine, Fokine und Nijinska, da Forsythe und Twyla Tharp. Ich votiere absolut für die eklektische Herangehensweise, es ist eine Forderung der Zeit an den modernen Tänzer, so flexibel zu sein."
In der klassischen Welt sind die Probleme nicht kleiner geworden, seit Baryshnikov sich vor zwei Jahrzehnten als Tänzer aus ihr verabschiedete. Zögernd greifen jetzt wieder einige Choreographen stärker auf die klassische Technik zurück, etwa Alexej Ratmansky oder Christopher Wheeldon. Lange Zeit überwogen unter den jungen Choreographen diejenigen, die bei klassischem Vokabular kalte Füße bekamen, denn es ist schließlich das schwierigste.
Als Baryshnikov keine Lust mehr hatte, jemanden um Geld bitten zu müssen um Auftragswerke junger Choreographen, an die er glaubte, finanzieren zu können, beschloss er, mit seiner eigenen Compagnie als Tänzer aufzutreten und das Geld in neue Stücke zu investieren. Das White Oak Dance Project existierte so zwölf Jahre lang.
Im Arts Center ist es ihm nun gelungen, noch weiter in den Hintergrund zu treten, hier, wo auch die legendäre Theatertruppe "Wooster Group" seit 2007 ihr Zuhause hat, sieht man den Tänzer selten auf der Bühne.
"Ich arbeite nur einige Monate im Jahr als Tänzer. Ich bin wie ein Bär. Ich schlafe im Winter und komme erst im Frühjahr wieder hervor. Nein, ich arbeite in verschiedenen Projekten in meiner Stiftung."
Er findet nach wie vor nichts aufregender, als mit einem Choreographen die Entstehung eines Stücks zu gestalten. Aber am Ende des Probenprozesses wird es ernst.
"Dann überlege ich, ob es sich nicht einfach um die frivolen Phantasien zweier Menschen handelt, und man sitzt im Publikum und denkt, hm, ich möchte eigentlich nicht in deren Küche sitzen...Also es muss schon unterhaltend sein. Oder wie Balanchine immer sagte: "Dear, es muss schon, hm..., also, es muss schon etwas interessantes sein. Es ist Unterhaltung, keine Philosophie, vergessen Sie's! Die Leute sollen denken, so was hab ich ja noch nie gesehen, das ist ja interessant."
"Von der Technik her betrachtet muss man, egal was man macht, innerlich ganz kühl bleiben, um sauber tanzen zu können."
Die lange Auseinandersetzung mit der Moderne im Tanz hat Baryshnikov schließlich dazu geführt, ein eigenes Zentrum für die zeitgenössischen Künste aufzubauen. Das war sein bislang letzter Schritt in die Freiheit. Als Ballettdirektor des American Ballet Theatre versuchte er bereits in den achtziger Jahren, das Programm so zu ändern, wie es heute auch für die klassischen Compagnie-Schlachtschiffe die Regel ist: Einen Abend "Dornröschen, am nächsten eine Uraufführung.
"Ich denke...hmm...es ist ein Zeichen moderner Zeiten. Diese Art Programmierung hatte zunächst ganz praktische Gründe, das Überleben der großen klassischen Compagnien. Zeitgenössische Choreographien zu präsentieren war der Versuch, neue Zuschauerschichten zu erschließen, aber auch mit den bedeutenden neoklassischen Werken oder den Stücken der Diaghilew-Ära. Diese historische Perspektive eröffnete den Ballettdirektoren ganz neue Möglichkeiten. Sie begannen, ihr Publikum wie durch einen Garten der Tanzkultur zu führen - hier Massine, Fokine und Nijinska, da Forsythe und Twyla Tharp. Ich votiere absolut für die eklektische Herangehensweise, es ist eine Forderung der Zeit an den modernen Tänzer, so flexibel zu sein."
In der klassischen Welt sind die Probleme nicht kleiner geworden, seit Baryshnikov sich vor zwei Jahrzehnten als Tänzer aus ihr verabschiedete. Zögernd greifen jetzt wieder einige Choreographen stärker auf die klassische Technik zurück, etwa Alexej Ratmansky oder Christopher Wheeldon. Lange Zeit überwogen unter den jungen Choreographen diejenigen, die bei klassischem Vokabular kalte Füße bekamen, denn es ist schließlich das schwierigste.
Als Baryshnikov keine Lust mehr hatte, jemanden um Geld bitten zu müssen um Auftragswerke junger Choreographen, an die er glaubte, finanzieren zu können, beschloss er, mit seiner eigenen Compagnie als Tänzer aufzutreten und das Geld in neue Stücke zu investieren. Das White Oak Dance Project existierte so zwölf Jahre lang.
Im Arts Center ist es ihm nun gelungen, noch weiter in den Hintergrund zu treten, hier, wo auch die legendäre Theatertruppe "Wooster Group" seit 2007 ihr Zuhause hat, sieht man den Tänzer selten auf der Bühne.
"Ich arbeite nur einige Monate im Jahr als Tänzer. Ich bin wie ein Bär. Ich schlafe im Winter und komme erst im Frühjahr wieder hervor. Nein, ich arbeite in verschiedenen Projekten in meiner Stiftung."
Er findet nach wie vor nichts aufregender, als mit einem Choreographen die Entstehung eines Stücks zu gestalten. Aber am Ende des Probenprozesses wird es ernst.
"Dann überlege ich, ob es sich nicht einfach um die frivolen Phantasien zweier Menschen handelt, und man sitzt im Publikum und denkt, hm, ich möchte eigentlich nicht in deren Küche sitzen...Also es muss schon unterhaltend sein. Oder wie Balanchine immer sagte: "Dear, es muss schon, hm..., also, es muss schon etwas interessantes sein. Es ist Unterhaltung, keine Philosophie, vergessen Sie's! Die Leute sollen denken, so was hab ich ja noch nie gesehen, das ist ja interessant."