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Midterms in den USA
Wie die Sozialen Netzwerke mit ihrer Rolle im Wahlkampf hadern

CNN bezeichnet ihn als rassistisch und selbst dem konservativen Sender Fox ist er zuviel: Mehrere TV-Sender haben den neuen Wahlwerbespot von Donald Trump aus dem Programm genommen. Doch in den Sozialen Medien läuft er weiter - denn Tech-Unternehmen tun sich mit der Kontrolle ihrer Netzwerke immer noch schwer.

Von Anne-Katrin Eutin |
    Eine Frau fotografiert Donald Trump bei einer Wahlkampf-Veranstaltung mit ihrem Smartphone.
    Der Wahlkampf findet vor allem in den Sozialen Medien statt (Brendan Smialowski / AFP)
    In Donald Trumps neuestem Wahlwerbespot ist ein aus den USA abgeschobener Mexikaner zu sehen. Er wurde wegen Mordes an zwei Polizisten in Kalifornien zum Tode verurteilt. In dem kurzen Video ist er im Gerichtssaal zu sehen, wie er lächelt und sagt, er werde noch mehr töten. Dann die Texteinblendung: "Demokraten haben ihn ins Land gelassen." Dann weitere Bilder von Menschenmassen, die an einem Zaun rütteln. Und der Text: "Wen würden die Demokraten noch ins Land lassen?"
    Screenshot eines Tweets von Donald Trump mit dem umstrittenen Wahlwerbespot
    Screenshot eines Tweets von Donald Trump mit dem umstrittenen Wahlwerbespot (Screenshot Twitter)
    Willkommen in der Wahlkampfarena "Trump Style". Wilde Behauptungen, düstere Musik und unzusammenhängende Bilderfetzen - keine Seltenheit. Das Rote Tuch hier: Migration. Der Stier? Die Wählermeinung. Und der Torero? Trump...?
    Nein, das wollten einige US-Fernsehsender nicht so stehen lassen: meine Arena, meine Regeln! Sie senden den Spot nicht mehr. Sogar der konservative Sender Fox hat ihn aus dem Programm genommen.
    Anders die sozialen Medien: Sie lassen Trump hier weiter mit dem Roten Tuch wedeln: Facebook erklärt zwar, es sei ein Fehler gewesen, ihn zu erlauben, aber er kann trotzdem weiter gepostet werden. Bei Twitter hat der Spot schon fast 6,5 Millionen Aufrufe. Also eine Arena ohne Regeln? Hört sich nach einem blutigen Ende an.
    Tech-Unternehmen sind strenger geworden
    Stimmt auch nicht so ganz, sagt Tech-Blogger Mike Masnick. Sein Blog "Techdirt" behandelt häufig ethische Fragestellungen und ist im Silicon Valley sehr beliebt - denn Ethik sei sehr wohl ein Riesenthema, wenn auch oft ein nebulöses:
    "Diese Unternehmen haben ihre Regeln. Manche davon sind öffentlich, aber eben nicht alle. Und die Verfahrensweise, die am Ende zu einer Sperrung führt, ist vollkommen undurchsichtig."
    Fakt ist, dass die Unternehmen seit den Fake-News-Skandalen der Präsidentschaftswahlen strenger geworden seind. Rund 70 Millionen Accounts will Twitter allein in diesem Sommer gelöscht haben. Vor wenigen Tagen eine ähnliche Nachricht: Diesmal sollen es mehr als 10.000 Fake-Accounts gewesen sein, die Leute vom Wählen abhalten sollten. So berichtet es zum Beispiel der Sender CNBC.
    "Keine Beweise für politische Einflussnahme"
    Wenn schon, dann ein fairer Kampf. Ohne Fake-Toreros. Und ohne die Stiere davon abzuhalten, überhaupt in die Arena zu kommen! So könnte man das interpretieren. Konservative werfen Twitter und Facebook aber vor, parteiisch zu sein - zugunsten der Demokraten natürlich. Tech-Blogger Masnick verteidigt die Unternehmen da:
    "Es gibt kaum Beweise, die zeigen, dass hier eine politische Einflussnahme stattfindet. Klar neigen die Mitarbeiter der Tech-Unternehmen eher zu den Demokraten. Dennoch gibt es so gut wie keine Beweise, dass die Firmenentscheidungen politisch motiviert sind."
    Nichtsdestotrotz findet er, es brauche mehr Transparenz - und, vor allem: Mehr Wettbewerb. Das sei die eigentliche Gretchenfrage:
    "Die wichtige Frage lautet doch: Sind einige wenige Unternehmen hier im Silicon Valley wirklich dazu geeignet, Entscheidungen zu treffen, die die ganze Welt betreffen?"