Die Frage "Woher kommst du" sei in Deutschland, so wie die Staatsbürgernation jetzt verstanden wird, ein großes Problem, so der Historiker Jan Plamper - vor allem für sichtbare Minderheiten: "Weil sie ihnen die Zugehörigkeit zur Staatsbürgernation der Deutschen abspricht."
Menschen mit Migrationshintergrund empfänden diese Frage als hochgradig aufgeladen, sie solle daher anders formuliert werden: "Die Mehrheitsgesellschaft hat nicht das Recht, zu entscheiden, wie die Frage wahrgenommen werden muss."
Identität ist nicht unveränderlich
Jan Plamper schlägt ein Konzept verschiedener gelebter Identitäten vor: "Identität ist nicht etwas, was man unveränderlich, wie eine Essenz, besitzt, sondern es ist etwas, was sich immer ändert."
Wir alle lebten diese verschiedenen Identitäten - als Zugehörige einer Region, als Fans, als Anhänger von Subkultur - und nur eine dieser gelebten Identitäten sei die einer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nation. Jan Plamper plädiert für ein Modell, wie diese vielfältigen, pluralen Identitäten zusammengehen gehen können mit der Staatsbürgerschaft der Deutschen.
Geschichten von Migranten einschreiben
Die inhaltliche Bestimmung, wie eine deutsche Identität aussehen könne, sei durch demokratische Debatten zu ermitteln, sie könne nicht festgelegt werden.
Zudem müssten die Geschichten der Migranten in die deutsche Geschichte eingeschrieben werden, dann da seien gehörten sie bislang noch nicht dazu. Aus der Summe dieser Geschichten entstünde ein neues "kollektives Wir" - das gleichzeitig eine Klammer darstelle, die diese vielen Identitäten zusammenfasse.