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Migration in Zeiten der Coronapandemie
"Viele Menschen werden aufgehalten"

An einzelnen Stellen - wie den Kanaren - gebe es durch die Coronapandemie gerade mehr Migration, sagte der Migrationsforscher Jochen Oltmer im Dlf. Insgesamt führe die Pandemie aber zu mehr Armut und dazu, dass Menschen aufgehalten werden, weil sie gar nicht mehr die Ressourcen hätten, sich zu bewegen.

Jochen Oltmer im Gespräch mit Kathrin Hondl |
Geflüchtete und Migranten müssen sich im neu errichteten Flüchtlingslager auf Lesbos neu registrieren, 12.09.2020
Nach dem Brand in Moria registrieren sich im September 2020 Geflüchtete in einem neuen Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos (AFP / Louisa Gouliamaki )
Die Zahl der Asylanträge sei momentan deutlich heruntergegangen, sagte der Historiker und Migrationsforscher Jochen Oltmer im Dlf. Ein Grund dafür sei auch die Coronapandemie. Oltmer rechnet damit, dass besonders Länder auf dem afrikanischen Kontinent noch jahrelang mit den Folgen der Coronapandemie zu kämpfen haben werden. Armut führe eher dazu, dass Menschen festsitzen, als dass sich bewegen können, sagte er im Dlf.
Demonstranten fordern unter dem Motto EU-Asylpakt stoppen Geflüchtete auf Lesbos schützen gemeinsam mit der Aktion SEEBRÜCKE die Evakuierung griechischer Lager und eine menschenwürdige Unterbringung für alle Geflüchteten. snapshot-photography/xK.M.Krause *** Demonstrators demand under the slogan EU Asylum Pact stop refugees on Lesbos protect together with the action SEEBRÜCKE the evacuation of Greek camps and a humane accommodation for all refugees snapshot photography xK M Krause
Ringen um die EU-Migrationspolitik - Europas Werte, Europas Versagen
Das inzwischen abgebrannte Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist längst zur Chiffre einer gescheiterten europäischen Flüchtlingspolitik geworden. Weiterhin sterben täglich Menschen auf ihrer gefährlichen Flucht nach Europa. Doch bei Begriffen wie Solidarität ist die EU tief gespalten.
Auch die Migrationspolitik der EU trägt nach seiner Einschätzung zu dieser Entwicklung bei. Wenn die EU weiter Bewegung auf dem afrikanischen Kontinent verhindert – und dass wolle sie verstärkt tun – werde das zur Folge haben, dass sich die Aussichten für die Menschen in den betreffenden Ländern noch weiter verschlechtern - mit immer schlechteren Bildungsmöglichkeiten und einem Gesundheitssystem, das sich nicht weiterentwickeln kann, so Oltmer.
Rund 500 Migranten aus einer Gruppe von 1334, die aus verschiedenen Booten gerettet wurden, warten darauf, vom Hafen von Arguineguin in die Notunterkünfte des Roten Kreuzes gebracht zu werden, wo sie vom spanischen Roten Kreuz und der nationalen Polizei in Mogan auf den spanischen Kanaren betreut werden Insel Gran Canaria am 20. November 2020. 
Flucht über den Atlantik - Wie ist die Situation der Flüchtlinge auf den Kanaren?
Auf den Kanarischen Inseln harren derzeit Tausende Flüchtlinge aus, die über die Atlantikroute Richtung Europa aufgebrochen sind. Die spanische Regierung weigert sich, die Menschen von den Inseln auf das Festland zu lassen.
Dass sich die Mitgliedsstaaten der EU in absehbarer Zeit auf eine Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU einigen können, hält Oltmer für unwahrscheinlich. In der EU gebe es zu viele Länder, die kein Interesse an einem Verteilmodus hätten. Es werde eher auf Abschreckungspolitik gesetzt. Einen grundsätzlichen Wandel dieser Haltung kann Oltmer, auch mit Blick auf den neuen Migrationspakt, momentan nicht erkennen.