Die Zahl der Asylanträge sei momentan deutlich heruntergegangen, sagte der Historiker und Migrationsforscher Jochen Oltmer im Dlf. Ein Grund dafür sei auch die Coronapandemie. Oltmer rechnet damit, dass besonders Länder auf dem afrikanischen Kontinent noch jahrelang mit den Folgen der Coronapandemie zu kämpfen haben werden. Armut führe eher dazu, dass Menschen festsitzen, als dass sich bewegen können, sagte er im Dlf.
Auch die Migrationspolitik der EU trägt nach seiner Einschätzung zu dieser Entwicklung bei. Wenn die EU weiter Bewegung auf dem afrikanischen Kontinent verhindert – und dass wolle sie verstärkt tun – werde das zur Folge haben, dass sich die Aussichten für die Menschen in den betreffenden Ländern noch weiter verschlechtern - mit immer schlechteren Bildungsmöglichkeiten und einem Gesundheitssystem, das sich nicht weiterentwickeln kann, so Oltmer.
Dass sich die Mitgliedsstaaten der EU in absehbarer Zeit auf eine Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU einigen können, hält Oltmer für unwahrscheinlich. In der EU gebe es zu viele Länder, die kein Interesse an einem Verteilmodus hätten. Es werde eher auf Abschreckungspolitik gesetzt. Einen grundsätzlichen Wandel dieser Haltung kann Oltmer, auch mit Blick auf den neuen Migrationspakt, momentan nicht erkennen.