Sarajevo, ein kleiner Park in der Nähe der Nationalbibliothek im Herzen der Stadt. Rund 200 Menschen haben sich hier niedergelassen. Einige sitzen in Zelten, andere auf dem Rasen im Schatten der Bäume. Junge und ältere Männer sind unter ihnen, auch Frauen und Kinder:
Der 23-jährige Abdulhadi aus Afghanistan ist mit seinen drei jüngeren Brüdern unterwegs:
"Wir sind aus Albanien gekommen, dann nach Montenegro und von Montenegro aus dann hierhin."
Bosnien und Herzegowina stand bisher abseits der mittlerweile offiziell geschlossenen sogenannten Balkanroute. Das hat sich geändert: In den ersten vier Monaten 2018 hat das Sicherheitsministerium rund 2.200 Migranten registriert, das ist mehr als im gesamten Jahr 2017. Marijan Baotic, stellvertretender Sicherheitsminister, macht auf die chronisch unterbesetzte Grenzpolizei aufmerksam. Er geht davon aus, dass die Menschen von Schleusern nach Bosnien gebracht werden und dann versuchen, sich über Kroatien in den Schengenraum durchzuschlagen. Die meisten geben an, Asyl in Bosnien beantragen zu wollen. Dann können sie bis zu 14 Tage legal im Land bleiben:
"Die Faktenlage ist so, dass von all diesen Migranten nur etwa 110 tatsächlich schutzbedürftig sind im Sinne der internationalen Standards. Alle anderen sind illegale Migranten."
Auch beim UNHCR in Sarajevo geht man davon aus, dass die meisten Neuankömmlinge weiterziehen möchten in Richtung EU. Aber eben nicht alle. UNHCR Sprecher Neven Crvenkovic präsentiert Zahlen, wonach ein Drittel der Menschen in Bosnien bleiben möchte:
"Deshalb ist es wichtig dass diesen Menschen zum einen die Einreise ermöglicht wird und zum anderen der Zugang zum Asylverfahren. Und im Fall, dass sie anerkannt werden, muss ihnen die Integration in die bosnisch-herzegowinische Gesellschaft ermöglicht werden."
Der 23-jährige Abdulhadi aus Afghanistan ist mit seinen drei jüngeren Brüdern unterwegs:
"Wir sind aus Albanien gekommen, dann nach Montenegro und von Montenegro aus dann hierhin."
Bosnien und Herzegowina stand bisher abseits der mittlerweile offiziell geschlossenen sogenannten Balkanroute. Das hat sich geändert: In den ersten vier Monaten 2018 hat das Sicherheitsministerium rund 2.200 Migranten registriert, das ist mehr als im gesamten Jahr 2017. Marijan Baotic, stellvertretender Sicherheitsminister, macht auf die chronisch unterbesetzte Grenzpolizei aufmerksam. Er geht davon aus, dass die Menschen von Schleusern nach Bosnien gebracht werden und dann versuchen, sich über Kroatien in den Schengenraum durchzuschlagen. Die meisten geben an, Asyl in Bosnien beantragen zu wollen. Dann können sie bis zu 14 Tage legal im Land bleiben:
"Die Faktenlage ist so, dass von all diesen Migranten nur etwa 110 tatsächlich schutzbedürftig sind im Sinne der internationalen Standards. Alle anderen sind illegale Migranten."
Auch beim UNHCR in Sarajevo geht man davon aus, dass die meisten Neuankömmlinge weiterziehen möchten in Richtung EU. Aber eben nicht alle. UNHCR Sprecher Neven Crvenkovic präsentiert Zahlen, wonach ein Drittel der Menschen in Bosnien bleiben möchte:
"Deshalb ist es wichtig dass diesen Menschen zum einen die Einreise ermöglicht wird und zum anderen der Zugang zum Asylverfahren. Und im Fall, dass sie anerkannt werden, muss ihnen die Integration in die bosnisch-herzegowinische Gesellschaft ermöglicht werden."
Überforderte Behörden
Doch die Behörden in Bosnien und Herzegowina scheinen damit überfordert zu sein. Im Land gibt es nur eine Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende. Sie kann 150 Menschen aufnehmen du ist zur Zeit überbelegt. Einige Menschen werden vom UNHCR versorgt, viele andere sind auf sich gestellt. Selbst die Islamische Gemeinschaft, die auf Anfragen des ARD-Studio Wien nicht reagiert hat, hilft den Menschen so gut wie nicht.
Büergerliches Engagement
Im Park am historischen Rathaus sind es vor allem die Bürger Sarajevos, die sich um die Menschen kümmern. Immer wieder kommen sie vorbei und Bringen Geld, Kleidung oder Nahrungsmittel. Denisa, eine Bosnierin, die eigentlich in Deutschland lebt, ist seit Wochen jeden Tag dabei, heute verteilt sie Sandwiches.
"Wie haben so tolle Leute hier. Es gibt einen Arzt, er ist in Rente und er hat sehr viel geholfen. Auch heute wird ein Arzt kommen. Leute helfen Leuten, Politiker sind keine Leute"
Auch Marion Kraske von der Heinrich Böll Stiftung ist heute im Park und auch sie stellt den bosnischen Behörden ein schlechtes Zeugnis aus:
"Es wird Hilfe komplett verwehrt. Wir sehen hier nicht mal im Ansatz medizinische Hilfe, es gibt keine Unterkünfte, es gibt keine geregelte Essensausgabe. Der Staat Bosnien tut so, als ob es dieses Problem nicht gibt. Und die Frage ist nicht, sind sie im Stande, sondern wollen sie überhaupt. Und ich glaube, die Behörden in Bosnien wollen gerade nicht."
Abdulhadi aus Afghanistan sagt, dass er noch nicht weiß, wie es für ihn und seine Brüder weitergehen wird. In Bosnien fühle er sich sehr wohl, die Menschen seien freundlich und hilfsbereit:
"Wenn sich eine gute Möglichkeit ergibt, bleibe ich hier. Wenn die Regierung aber nichts für uns tut, dann ziehen wir weiter – nach ein Paar Wochen oder Monaten."
"Wie haben so tolle Leute hier. Es gibt einen Arzt, er ist in Rente und er hat sehr viel geholfen. Auch heute wird ein Arzt kommen. Leute helfen Leuten, Politiker sind keine Leute"
Auch Marion Kraske von der Heinrich Böll Stiftung ist heute im Park und auch sie stellt den bosnischen Behörden ein schlechtes Zeugnis aus:
"Es wird Hilfe komplett verwehrt. Wir sehen hier nicht mal im Ansatz medizinische Hilfe, es gibt keine Unterkünfte, es gibt keine geregelte Essensausgabe. Der Staat Bosnien tut so, als ob es dieses Problem nicht gibt. Und die Frage ist nicht, sind sie im Stande, sondern wollen sie überhaupt. Und ich glaube, die Behörden in Bosnien wollen gerade nicht."
Abdulhadi aus Afghanistan sagt, dass er noch nicht weiß, wie es für ihn und seine Brüder weitergehen wird. In Bosnien fühle er sich sehr wohl, die Menschen seien freundlich und hilfsbereit:
"Wenn sich eine gute Möglichkeit ergibt, bleibe ich hier. Wenn die Regierung aber nichts für uns tut, dann ziehen wir weiter – nach ein Paar Wochen oder Monaten."
(*) Anmerkung der Online-Redaktion: Wir hatten für den Beitrag zunächst eine Karte der Balkanstaaten aus dem Jahr 2008 verwendet, die nicht mehr aktuell ist. Diese wurde ausgetauscht.