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Mikrobe als Kumpel

Umwelt. - Bergbau lohnt sich auch in Europa wieder Vor allem in Skandinavien setzen Unternehmen dabei verstärkt auf das so genannte Green-Mining, also den umweltfreundlichen Bergbau. Mikroben sollen dabei behilflich. In Schweden bereiten Forscher derzeit einige besonders hart gesottene Kumpel auf einen Einsatz in der Reinigungskolonne vor: Mikroben, denen auch klirrende Kälte und hohe Schwermetallkonzentrationen nichts ausmachen.

Von Christine Westerhaus |
    "On this side is our cold temperature work."

    Mark Dopson steht im Kältelabor seines Instituts. Schmucklose Metallregale stehen an der Wand. Darauf kompliziert aussehende Apparaturen, in denen es leise vor sich hin blubbert. Lange, durchsichtige Plastikschläuche führen zu Glaskolben, in denen eine trübe, erdfarbene Flüssigkeit rotiert.

    "Bei diesem Experiment hier arbeiten wir mit der schwedischen Bergbaufirma Boliden zusammen. Boliden sucht nach Möglichkeiten, seine Abwässer aus der Metallgewinnung mithilfe von Bakterien zu reinigen. Vor allem von Schwefelverbindungen und Nitrat. Nitrat ist in den im Bergbau verwendeten Sprengstoffen enthalten und es führt zu Überdüngung in der Umwelt."

    Mikroorganismen sollen die anorganischen Schwefelverbindungen, die in den Abwässern aus der Bergbauindustrie enthalten sind, in harmlose Verbindungen verwandeln. Dass es Bakterien gibt, die so etwas können, ist bekannt. Es entspricht ihrer Natur, denn sie gewinnen ihre Energie durch den entsprechenden Stoffwechsel. Doch die meisten Stämme arbeiten nur bei Raumtemperatur. Dopson sucht nun gezielt nach Mikroben, die auch mit dem harschen Klima in Skandinavien zurecht kommen. In den Bergwerken des Nordens nimmt er Proben und bringt sie in die Kältekammer der Linnaeus Universität in Kalmar. Hier soll überleben, wer sich bei Minusgrade im Giftbad noch wohlfühlt. Über einen langen Schlauch leitet Dopson eine gelbliche Flüssigkeit in die Flasche. In der Lösung schwimmen kleine Plastikteile, auf denen sich die Mikroben ansiedeln können.

    "Hier haben wir eine Pumpe, mit der wir die Lösung hinein pumpen. Die Idee ist, ein Kreislaufsystem zu schaffen: Das Abwasser wird in einer Art Lagune gesammelt und dort mit Bakterien in Kontakt gebracht. Später kann es gereinigt wieder in die Umwelt eingeleitet werden."

    Ein paar interessante Kandidaten für seine Reinigungskolonne hat Dopson bereits gefunden. Diese möchte er noch in diesem Jahr in einer Pilotanlage in Nordschweden testen. Gelingt es, die Abwässer aus der Bergbauindustrie mit Bakterien zu reinigen, können die Unternehmen viel Geld sparen. Sie müssten dann keine Chemikalien zusetzen, die die enthaltenen Giftstoffe binden. Damit schont das Verfahren nicht nur die Umwelt, sondern könnte auch dabei helfen die Akzeptanz der Branche zu verbessern, meint Kai Lax. Er leitet die Abteilung für Mineralressourcen der schwedischen Bergbaubehörde SGU

    "Ich hoffe, dass Schweden vermehrt auf umweltfreundliche Technologien setzen wird. Dass wir unsere Rohstoffe mit so wenig Umweltschäden wie möglich abbauen. Heutzutage haben wir immer noch ein Imageproblem: Der Bergbau wird als etwas Schmutziges, Gefährliches und Unheimliches angesehen. Ich hoffe, dass sich dieses Bild gerade rücken wird, denn es ist eine technologisch hoch entwickelte und spannende Branche."

    Hinweis: Zum Thema Bakterieneinsatz im Bergbau sendet der Deutschlandfunk am Sonntag, 12. Mai, 16:30 Uhr, in der Sendung "Wissenschaft im Brennpunkt" das Feature Unsichtbare Kumpel