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Mikrobiologen finden neue "Zecken-Infektion"

Mikrobiologen der Universität Zürich haben eine neue Erkrankung nachgewiesen, die durch Zeckenstiche übertragen wird. Die Symptome sind hohes Fieber, Gewichtsverlust und Unwohlsein. Durch eine Antibiotikatherapie kann eine vollständige Heilung erzielt werden.

Von Thomas Wagner |
    Die Symptome:

    "Was wir jetzt bei diesen Patienten gesehen haben, war, dass sie immer wieder so ein zurückkehrendes Hochfieber so bis 40 Grad bekommen. Und dazu kommt, dass man sich allgemein unwohl fühlt und so eine Malaise hat. Und dazu auch, dass man einen Gewichtsverlust hat."

    Der Erreger:

    "Jetzt haben wir eine neue Krankheit, die wir Neoehrlichiose genannt habe. Und dieser Name kommt von dem Bakterium 'Candidatus Neoehrlichia Mikurensis'. O.k, das ist ein schwieriger Name. Da muss man mindestens zehn Mal üben, dass man das fließend sagen kann."

    Dr. Guido Bloemberg vom Institut für Medizinische Mikrobiologie ging das Wortungetüm 'Candidatus Neoehrlichia Mikurensis' in den vergangenen Wochen allerdings viele Hundert Mal über die Lippen. Dahinter verbirgt sich immerhin ein Forschungsprojekt, das weltweit auf Aufmerksamkeit stößt. Denn hinter der Neoehrlichiose verbirgt sich eine neue Erkrankung, die durch Zecken ausgelöst wird. Die kleinen, maximal fünf Millimeter großen Blutsauger gelten ohnehin als ziemlich gefährlich: Druch Zeckenbisse wird das berüchtigte FSME-Virus übertragen. Und das kann beim Menschen zu Hirnhautentzündung, zu Schäden am Nervensystem und im schlimmsten Fall zum Tod führen.

    Außerdem übertragen Zecken die Borreliose, die zu fiebrigen Anfällen führt und ebenfalls das Nervensystem angreifen kann. Mit der Neoehrlichiose haben die Züricher Forscher nun eine weitere Bakterienerkrankung ausgemacht, die durch Zecken übertragen wird. Den Erreger an sich konnten die Ärzte bei Patienten mit den dafür typischen Symptomen im Blut nachweisen. Doch woher dieser Erreger kommt und wie er übertragen wird - das herauszufinden, ist das Verdienst der Züricher Wissenschaftler um Guido Bloemberg. Die haben zunächst erforscht, wo der Erreger 'Candidatus Neoerhlichia Mikurensis' bereits nachgewiesen wurde.

    "Dann sind wir natürlich in die Literatur gegangen, haben Literatursuche betrieben. Und da war eigentlich nichts bekannt, was diesen Erreger irgendwie mit Humanfällen, Erkrankungsfällen, assoziiert hätte. Ich habe nur gesehen, dass es da vorkommt und detektiert worden ist in Zecken."
    Da kam bei den Züricher Experten ein Verdacht auf: Wenn ein Erreger, der schon lange in Zecken nachgewiesen wurde, nun plötzlich beim Menschen auftaucht und dort heftige Krankheitssymptome wie hohes Fieber und rasche Gewichtsabnahme zur Folge hat, liegt eines auf der Hand: dass der Erreger eben durch die Zecken übertragen wurde. Gudio Bloemberg schaute sich die Krankenakten nochmals genauer an - und siehe da: In vielen Fällen war von vorangegangenen Zeckenbissen die Rede.

    Die Zahl der bekannten Neoehrlichiose-Fälle, die in ganz Europa aufgetreten sind, beläuft sich auf einige Dutzend. Guido Bloemberg glaubt aber, dass die Dunkelziffer erheblich größer ist. Denn in den meisten Fällen wissen die behandelnden Ärzte nichts von der neuen Krankheit und bringen die Symptome ihrer Patienten nicht in Verbindung mit einem Zeckenbiss. Im Großraum Zürich wurden relativ viele Neoehrlichiose-Fälle aktenkundig. Das hat Guido Bloemberg und sein Team neugierig gemacht.

    "Dann haben wir 2000 Zecken analysiert und sind darauf gestoßen, dass fünf bis zehn Prozent der Zecken dieses Bakterium bei sich tragen. Und das ist eigentlich höher, als wir eigentlich erwartet hätten."

    Um zweifelsfreie Diagnosen zu ermöglichen, ob Patienten mit den einschlägigen Symptomen tatsächlich an der neue entdeckten Bakterien-Erkrankung leiden, haben die Wissenschaftler der Universität Zürich einen Bluttest entwickelt:

    "Wir haben primär aus dem Blut diesen Keim nachweisen können. Also einfach ein wenig Blutentnahme und dann ein Test ... Das ist ein DNA-Test, der die Präsenz der DNA des Bakteriums im Blut nachweist."

    Ist 'Candidatus Neoehrlichia Mikurensis' erst einmal eindeutig als Ursache für starkes Fieber und Gewichtabnahme nachgewiesen, tun sich die Ärzte mit der Therapie relativ leicht. Guido Bloemberg:

    "Therapieren kann man das mit einem Antibiotikum. Und wenn man es weiß, kann man einfach das Antibiotikum geben für längere Zeit. Und man kann dann auch das Blut immer wieder mal testen, nachtesten. Und dann sieht man, und das haben wir bei unseren Patienten gezeigt, wie das Bakterium darauf reagiert. Man weist immer weniger Bakterien im Blut nach. Und nach einigen Wochen kann man es nicht mehr detektieren. Und der Patient fühlt sich wohler, hat kein Fieber mehr und bekommt auch wieder mehr Gewicht. Einer unserer Patienten hat nach drei, vier Wochen Antibiotika-.Therapie schon wieder fünf Kilogramm zugenommen."