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Mikropartikel in Kosmetika
Warum die Kleinstteile für Mensch und Umwelt gefährlich sind

Mikropartikel, kleine Plastikkügelchen, sind Tausendsassa der Kosmetikindustrie. Sie sind in Dusch- und Waschgelen, Zahncremes, aber auch Peelings zu finden. Das Problem dabei: Sie landen irgendwann im Abwasser und gelangen von dort in die Meere, wo bereits anderer Plastikmüll den Tieren das Leben schwer macht.

Von Ralph Ahrens |
    Plastikmüll am Strand von Dakar, Senegal. Im Vordergrund sitzt eine magere Katze
    Die Strände einiger Städte und Inseln versinken geradezu in Müll. (Picture Alliance / dpa / EPA / Nic Bothma)
    Sie sind mikroskopisch klein und meist nur etwas dicker als ein Haar: Peeling-Körper aus Kunststoff. Sie sollen etwa in Seife oder Duschgel tote Schuppen von unserer Haut entfernen. Doch diese kleinen Kunststoffkörper – das Mikroplastik – gelangen etwa nach dem Duschen mit dem Abwasser in Klärwerke, von dort in den Klärschlamm oder auch in Flüsse, Seen, Meere und Ozeane. Marcus Gast vom Umweltbundesamt:
    "Diese Partikel können von Fischen verschluckt werden und dann dazu führen, dass die Tiere verhungern."
    Der Ruf dieses Mikroplastiks, das meist aus dem Kunststoff Polyethylen besteht, ist daher ein schlechter. Umweltverbände wie der BUND und der NABU drängen Kosmetikfirmen, auf Plastikkügelchen in Seifen, Duschgels oder auch Zahncremes zu verzichten. UBA-Mann Marcus Gast:
    "Der ideale Peeling-Körper wäre einer, der sich im Wasser auflöst oder leicht biologisch abbaubar ist im Klärwerk."
    Für Kosmetikfirmen müssen solche Partikel aber nicht nur schnell abbaubar sein, betonte David Eggler vom Schweizer Chemikalienhändler Permcos Anfang April auf der "in-cosmetics", der Rohstoffmesse für kosmetische Produkte:
    "Die Herausforderung lag darin, ein Produkt zu finden, das auf der einen Seite die Weichheit in Anführungsstrichen angeboten hat, dass man vom Polyethylen-Kügelchen kennt, um Schädigungen der Haut in Form von Kratzern oder Läsionen zu vermeiden. Auf der anderen Seite aber nach wie vor für den ausreichenden abrasiven Effekt gesorgt hat, um dann auch den gewünschten Peeling-Effekt anzubieten."
    Umweltfreundliche Alternativen
    Und es gibt sie inzwischen: die umweltfreundlicheren Peeling-Körper. Die Chemiefirma Evonik etwa bietet Peeling-Körper aus 'künstlichem' Sand an. Dazu zerreibt sie keinen Meeressand, sondern stellt die kleinen Partikel aus hygienischen Gründen auf chemischem Wege her. Die amerikanische Firma MicroPowders wiederum verkauft Partikel aus Polymilchsäure, einem Polymer, das Firmen aus Maisstärke herstellen. Doch hierbei ist Marcus Gast vom Umweltbundesamt skeptisch:
    "Die Polymilchsäure hat das Problem, dass sie sich im Wasser nicht schnell auflöst und im Klärwerk nicht schnell abgebaut wird. Das heißt, sie bleibt uns noch eine Weile erhalten."
    Permcos aus der Schweiz verkauft stattdessen Peeling-Körper aus gehärtetem Palm- oder Rhizinusöl. Mikropartikel aus dem Holzbestandteil Zellulose hat die Firma Induchem – ebenfalls aus der Schweiz – im Angebot wie auch die Firma J. Rettenmaier & Söhne aus dem baden-württembergischen Rosenberg. Armin Ungerer ist Forschungsleiter für Körperpflegeprodukte der Rosenberger Firma:
    "Wir können runde Peelingkörper machen und wir können abrasive, mehr kantige, granuläre Peelingkörper herstellen und die zeichnen sich durch eine gute Stabilität in der Rezeptur aus, sind aber im Abwasser zu 100 Prozent biologisch abbaubar."
    Bis 2015 kein Mikroplastik mehr?
    Einige Kosmetikfirmen tauschen bereits die herkömmlichen Peeling-Körper aus Plastik durch die neuentwickelten, umweltfreundlicheren Partikel aus. Armin Ungerer:
    "Wir haben schon eine ganze Reihe Kunden – sowohl kleinere Firmen als auch größere Firmen, wobei jetzt auch ganz große Konzerne sehr gutes Interesse zeigen an den Produkten."
    Marcus Gast vom Umweltbundesamt hält es daher für möglich, dass kosmetische Produkte schon bald kein Mikroplastik mehr enthalten.
    "In der Regel benötigen Sie bei der Produktumstellung einen Zeitrahmen von etwa eineinhalb Jahren. Das geht mit der Produktentwicklung los und geht dann in die Produktionsstrecke und bis diese läuft, dauert es etwa eineinhalb Jahre. Das heißt, bis 2015 sollte es eigentlich möglich sein, dass keine Produkte mit Mikroplastik mehr angeboten werden."
    Für Verbraucher, die bereits jetzt die Umwelt nicht mit Mikropartikeln aus Plastik belasten wollen, hat Markus Gast eine Empfehlung:
    "Der Verbraucher kann jetzt schon Alternativprodukte verwenden – zum Beispiel in Form von Bürsten, Schwämmen und Ähnlichem. Oder er kann auch alternative Produkte nehmen, die zum Beispiel Sand oder andere Granulate enthalten, um die Haut damit zu reinigen."