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Militärische Großübung
Kampfjets über Mecklenburg-Vorpommern

Kampfjetformationen am Himmel, Bodentruppen im Feld. Eine Atmosphäre die seit Montag im Osten und Norden Deutschlands regelmäßig zu erleben ist, denn dort findet momentan die größte Übung der Bundeswehr seit Jahrzehnten statt. Zwei Wochen lang üben rund 4.200 NATO-Soldaten aus elf Ländern, wie man sich anschleicht, die gegnerische Luftverteidigung überwindet und den Gegner angreift.

Von Almuth Knigge | 15.05.2014
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    Ein Eurofighter wird auf dem Luftwaffenstützpunkt Wittmund für einen Alarmstart vorbereitet. Der Abfangjäger nimmt auch an der "JAWTEX 2014 - Joint Air Warfare Tactical Exercise" teil. (picture-alliance / dpa / Ingo Wagner)
    Wir stellen uns vor – eine fiktives Krisenszenario – irgendwo auf der Welt – sagen wir – in Osteuropa – eine geopolitische Konfliktsituation – der Bündnisfall wird ausgerufen – die Bundeswehr muss in den Einsatz.
    Wenn wir uns das vorstellen, dann könnte das die Einsatzbesprechung der Eurofighter Piloten aus dem Taktischen Luftwaffengeschwader 73 Steinhoff, in Mecklenburg-Vorpommern sein. "In Laage wurden für die Luftwaffe die Grundlagen des Flugbetriebes mit dem EUROFIGHTER geschaffen." Das schreibt die Bundeswehr in einer Broschüre über den Standort
    Im Einsatzraum Phoenix sitzen die Piloten scheinbar entspannt in ausgemusterten Boing-Sesseln der Lufthansa – bevor das eigentliche Einsatzbriefing beginnt, gibt es die Wettervorhersage. Der Himmel ist bedeckt, immer wieder Regen, Wind aus West, Stärke vier.
    "Jawtex ist ja eine Joined combined-Übung, sehr viele englische Wörter, das bedeutet die gesamte Bundeswehr nimmt teil, nicht nur die Luftwaffe und es bedeutet, dass die internationalen Partner alle dabei sind, das ist schon eine sehr umfangreiche Übung, was wir gerade gesehen haben war eine Videokonferenz, man konnte einige Teilnehmer hören, aus Wittmund, aus Schleswig-Holstein, Jagel ..."
    Und eigentlich auch mit der Fregatte Hamburg, die irgendwo in der Nordsee vor Helgoland ist – aber man sieht anstatt Menschen nur Steckdosen. Oberstleutnant Gero Finke, 44, dienstältester Eurofighter-Pilot - bleibt tiefenentspannt. Er ist die letzten beiden Tage in der Luft gewesen. Gestern war er der Böse.
    "Wir brauchen ja auch Gegner, irgendjemand muss den Bösen machen - der muss ja irgendwo herkommen"
    Geübt wird zum Beispiel, wie Bodentruppen mit einer Transall-Maschine zu einem Einsatzort gebracht werden
    "Ja das funktioniert zum Beispiel so, dass wir eine Vierer-Formation sind, mit dem Ziel einen Luftraum so zu beschützen, dass keiner durchkommt, denn er kommt aus einer uns grob bekannten Richtung, der Feind, der uns eben versucht zu stören, durchzukommen durch unsere Formation - die haben versucht uns zu stören, das ist ihnen nicht gelungen. Also haben wir alles richtig gemacht"
    In der Luft ging alles gut, am Boden hakt es ein wenig. Aber Üben und Scheitern ist ja Sinn der Sache und in dieser Größenordnung bislang einmalig.
    "Das Zusammenspiel zwischen Luftwaffe, Heer, Marine - funktioniert das reibungslos? Funktioniert es auch noch mit den ganzen NATO-Partnern die wir haben? In der Größenordnung hat das die Bundeswehr auch noch nicht gemacht, da sind wir dann schon erfolgreich, wenn die Koordinationsleistungen reibungslos funktionieren würde."
    12 Uhr sollte es anfangen – es ist 12 Uhr 4.
    "Es läuft gerade nicht gut"
    Dann aber: Die Piloten empfangen ihre Befehle aus dem Führungsgefechtsstand im brandenburgischen Holzdorf.
    Vor dem Übungseinsatz ist noch Zeit für einen Kaffee – in der Kantine hängen Relikte an der Wand aus Zeiten, als der Krieg noch kalt war.
    Das ist gerade mal 25 Jahre her auch wenn man dachte die Zeiten seien vorbei – die aktuelle Krise in der Ukraine hat eine größere Wachheit bei der Bundeswehr erzeugt – so darf man mindestens sagen.
    Dann geht es zum Flugzeug – Box 6 – über das knapp 900 Hektar große Gelände.
    Es folgt ein langer Sicherheitscheck, noch einmal einatmen – und winken
    Es geht los – die Welt retten.