Korruption, Wahlfälschung, Wirtschaftsprobleme, mangelnder Schutz vor terroristischen Übergriffen - die Bevölkerung im westafrikanischen Mali war zuletzt sehr unzufrieden mit ihrem Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita (kurz: IBK) und ihrer Regierung um Premier Boubou Cissé. Über Monate gingen Tausende Malier gegen sie auf die Straße.
Am Dienstag (18. August 2020) haben Militärs die Macht in Bamako übernommen. Sie haben angekündigt, Wahlen zu organisieren und einen Übergang zu einer neuen Zivilregierung einzuleiten.
Die Begeisterung in der Bevölkerung scheine nun groß, sagt Christian Klatt, Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Mali. Er hält die Ankündigungen des Militärregimes für glaubwürdig: "Wir haben gesehen, dass dieser Umsturz sich vor allem gegen die Regierung IBK wendete, gegen die oberste Riege quasi, aber nicht dafür gedacht war, dass das Militär selbst an die Macht kommen wollte. Das heißt, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie die Macht wieder abgeben wollen."
"Ankündigung glaubwürdig, Umsetzung schwierig"
Diese Ziele umzusetzen, etwa eine Wahl durchzuführen, sei deutlich schwieriger. Die Staatskassen seien leer. Die Sicherheitslage vor allem in Nord- und Zentralmali erschwere einen Wahlkampf sowie eine Öffnung von Wahllokalen.
Hinter dem Putsch steckt Klatt zufolge die zweite bis dritte Garde des malischen Militärs um den Kommandeur Assimi Goita.
ECOWAS ist gegen Führungswechsel
International erschwert wird eine politische Neuordnung Malis durch die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS. Diese fordert eine Wiederherstellung der alten Zustände und Wiederernennung des alten Präsidenten. ECOWAS habe wegen der wirtschaftlichen und logistischen Verflechtungen mit Nachbarländern ein großes Gewicht, sagt der Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Mali, Christian Klatt.
Analysten zufolge bestehe auch ein Risiko, "dass diese Situation der Instabilität auf Nachbarstaaten weiter übergreifen könnte".