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Militärputsch in Mali
"Große Begeisterung, dass Keita nicht mehr im Amt ist"

Streben die Militärs nach dem Sturz von Ibrahim Boubacar Keita eine neue Zivilregierung an? Das sei glaubwürdig, sagte Christian Klatt, Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bamako, im Dlf. Wahlen zu organisieren, werde in dem klammen und unsicheren Land allerdings schwierig.

Christian Klatt im Gespräch mit Britta Fecke |
BAMAKO, MALI - AUGUST 21: Thousands of Malians attend a mass rally at Independence Square in Bamako, Mali on August 21, 2020. Opposition supporters hold a rally to welcome the resignation of the country's ousted president and dissolution of the National Assembly and government after military officers seized power earlier this week. Stringer / Anadolu Agency | Keine Weitergabe an Wiederverkäufer.
Nach dem Sturz von IBK ist die Aufbruchsstimmung in Mali groß, aber die Zukunft immer noch ungewiss (picture alliance / Anadolu)
Korruption, Wahlfälschung, Wirtschaftsprobleme, mangelnder Schutz vor terroristischen Übergriffen - die Bevölkerung im westafrikanischen Mali war zuletzt sehr unzufrieden mit ihrem Präsidenten Ibrahim Boubacar Keita (kurz: IBK) und ihrer Regierung um Premier Boubou Cissé. Über Monate gingen Tausende Malier gegen sie auf die Straße.
Am Dienstag (18. August 2020) haben Militärs die Macht in Bamako übernommen. Sie haben angekündigt, Wahlen zu organisieren und einen Übergang zu einer neuen Zivilregierung einzuleiten.
Die Begeisterung in der Bevölkerung scheine nun groß, sagt Christian Klatt, Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Mali. Er hält die Ankündigungen des Militärregimes für glaubwürdig: "Wir haben gesehen, dass dieser Umsturz sich vor allem gegen die Regierung IBK wendete, gegen die oberste Riege quasi, aber nicht dafür gedacht war, dass das Militär selbst an die Macht kommen wollte. Das heißt, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sie die Macht wieder abgeben wollen."
Französische Soldaten der "Operation Barkhane" am 4. November 2019 in Burkina Faso. Die Operation ist in fünf Ländern des westafrikanischen Sahel aktiv: Tschad, Mali, Mauritania and Niger.
Auslandseinsätze - Eskalierende Gewalt im Sahel
Die Sicherheitslage in der westafrikanischen Sahel-Region hat sich drastisch verschlechtert. Frankreich wie auch die UN, die EU und die USA sind militärisch vor Ort - bislang mit wenig Erfolg. Eine Stabilisierung der Region ist nicht in Sicht.
"Ankündigung glaubwürdig, Umsetzung schwierig"
Diese Ziele umzusetzen, etwa eine Wahl durchzuführen, sei deutlich schwieriger. Die Staatskassen seien leer. Die Sicherheitslage vor allem in Nord- und Zentralmali erschwere einen Wahlkampf sowie eine Öffnung von Wahllokalen.
Hinter dem Putsch steckt Klatt zufolge die zweite bis dritte Garde des malischen Militärs um den Kommandeur Assimi Goita.
ECOWAS ist gegen Führungswechsel
International erschwert wird eine politische Neuordnung Malis durch die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS. Diese fordert eine Wiederherstellung der alten Zustände und Wiederernennung des alten Präsidenten. ECOWAS habe wegen der wirtschaftlichen und logistischen Verflechtungen mit Nachbarländern ein großes Gewicht, sagt der Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Mali, Christian Klatt.
Analysten zufolge bestehe auch ein Risiko, "dass diese Situation der Instabilität auf Nachbarstaaten weiter übergreifen könnte".