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Militärübung "Sapad"
Gefährlich nah an Litauen

"Absagen" war die Bitte des litauischen Außenministers Linas Linkevičius. Russland und Weißrussland haben nicht auf ihn gehört. Ihr gemeinsames großes Militärmanöver in unmittelbarer Nähe zum Baltikum sei rein defensiv, hieß es aus Moskau. In Litauen wird daran gezweifelt.

Von Markus Nowak |
    Die litauische Fahne.
    In der litauischen Öffentlichkeit herrscht eine Mischung aus Sorge und Stimmungsmache über das größte Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges. (Markus Novak)
    Nachrichten im litauischen Nationalfernsehn LRT. Wie fast immer dieser Tage steht ein Thema im Vordergrund: die russische Militärübung "Sapad 2017". Russischen Angaben zufolge sollen 12.700 Soldaten an dem Manöver teilnehmen. Wären es mehr, wären es über 13.000, hätte Moskau internationale Beobachter zulassen müssen. Ob sich Russland aber wirklich an die genannte Zahl hält, bezweifeln viele in Litauen. Darunter Robertas Šapronas, Beamter im Verteidigungsministerium:
    "Das Manöver mag uns nicht gefallen, aber Russland hat das Recht dazu. Wir stellen aber die russischen Informationen über die Teilnehmerzahl in Frage. Wir wissen, dass bei den letzten Übungen 2009 und 2013 viel mehr Soldaten teilgenommen haben als deklariert wurde. Russland hat die Angewohnheit, einzelne Elemente einer Übung nicht als ein Manöver zu sehen."
    In litauischen Medien kursiert die Zahl von bis zu 100.000 Soldaten. "Sapad 2017" wäre nicht nur die größte Militärübung seit der Krise um die Halbinsel Krim, sie gilt auch als das größte Manöver seit dem Ende des Kalten Krieges.
    Ein militärisches Manöver mit Folgen?
    In der litauischen Öffentlichkeit herrscht eine Mischung aus Sorge und Stimmungsmache. Dazu tragen verschiedene Szenarien bei, die dieser Tage in Litauen diskutiert werden. Etwa nach dem Ziel der Übung und was nach dem Manöver passiert. Der Ex-Offizier und heutige Militärexperte Antanaitis Darius Gynuba hat da so eine Theorie:
    "Es gibt da diese Mutmaßungen, dass Russland Belarus nicht verlassen wird. Es wäre sogar logisch, wenn sie dort einige Militärbasen behalten würden. Der belarussische Präsident wird alt und braucht Unterstützung seines starken Nachbarn. Und wenn die NATO weiterhin schwach bleibt, dann wäre das der Ausgangspunkt, um weitere Länder einzunehmen."
    Länder, wie etwa Litauen. Zwar hat die größte Baltenrepublik keine große russischsprachige Minderheit, wie Lettland und Estland. Eine Invasion wäre aber aus strategischer Sicht für Russland interessant, um eine Landverbindung zur Enklave Kaliningrad zu erhalten.
    Panikmache, beschwichtigen moderate Beobachter, wie der Journalist Vytautas Bruveris. Seitdem ein NATO-Bataillon unter Führung der Bundeswehr in Litauen stationiert ist, sei das Risiko einer möglichen russischen Aggression noch geringer geworden. Bruveris bemerkt aber, dass die Angst vor dem Nachbarn im Osten etwas in der Gesellschaft bewirkt:
    Schilder weisen zu der Nato Stützpunkt.
    Seitdem ein NATO-Bataillon unter Führung der Bundeswehr in Litauen stationiert ist, sei das Risiko einer möglichen russischen Aggression noch geringer geworden. (Markus Nowak)
    "Wir beobachten einen neuen Patriotismus, Hand in Hand mit der Furcht vor Russland. Einerseits ist das gut, denn viele junge Leute sind äußerst aufmerksam und wehren sich gegen russische Internet-Trolle. Doch viele sind nun intolerant gegenüber der Meinung anderer geworden. Das ist nicht gut für die Zukunft unserer Demokratie."