Kühltheken, Gabelstapler, von allem hat sich Linde getrennt, um sich auf Industriegase zu konzentrieren. Nun geht es wieder in die Breite. 4,6 Milliarden Dollar, umgerechnet 3,6 Milliarden Euro, will Linde ausgeben, um den in Florida ansässigen amerikanischen Sauerstoff-Geräte-Hersteller Lincare zu schlucken. Damit nimmt Linde nicht nur viel Geld in die Hand, sondern wagt sich auch auf neue Geschäftsfelder vor. Denn bisher hat Linde Gase geliefert, auch Sauerstoff, aber nicht an den Verbraucher, den Endkunden. Mit der Übernahme von Lincare würde Linde Eigentümer eines Unternehmens, das Sauerstoff-Geräte und Zerstäuber an Patienten mit Atemwegserkrankungen liefert. Damit, so Hans-Peter Wodniok von "fairesearch", seien für Linde neue Risiken verbunden:
"Speziell in den USA ist ja das Risiko groß, dass ein Kunde, wenn die Geräte nicht richtig funktionieren, vor Gericht zieht und es am Ende zu großen Schadensersatzforderungen kommt. Wenn man also hier nicht genau aufpasst, kann das natürlich eventuell bei Linde auch mal passieren. Heute, wenn Linde nur das Gas an Lincare liefert, hat Lincare dieses Rechtsrisiko. Dieses Rechtsrisiko würde dann zukünftig im Linde-Konzern existieren."
Dagegen stünden natürlich die Chancen. Die betonte Linde-Vorstand Wolfgang Reitzle. Mit der Übernahme von Lincare könne Linde den "nächsten großen Schritt auf einem stabilen, zukunftsträchtigen und profitablen Geschäftsfeld machen". Das gesteht Wodniok zu:
"Ja, im Prinzip ist das Geschäft natürlich sehr stabil. Patienten- oder Gesundheitsgeschäft ist viel stabiler als das meiste Industriegeschäft. Von daher stabilisiert das oder reduziert es die Zyklen im Linde-Konzern noch weiter – obwohl das Gasgeschäft auch schon relativ antizyklisch ist."
Dabei kommt Lincare noch zupass, dass es vornehmlich mit Privatpatienten zu tun hat, nicht mit dem öffentlichen Gesundheitssektor, in dem auch in Amerika die Sparmaßnahmen greifen. Analysten sehen auch, dass Reitzle vor sechs Jahren den britischen Industriegasehersteller BOC für rund zwölf Milliarden Euro übernommen und gut integriert hat. Sein letztes großes "Ding", so ein Analyst, werde sich der 63 Jahre alte Manager wohl gut überlegt haben.
Der Kaufpreis soll mit einem Kredit bezahlt werden. Und der soll zu etwa einem Drittel mit Aktien refinanziert werden. Es wird also neue Aktien geben, der Gewinn pro Aktie wird sinken. Das spiegelt sich heute an der Börse.
Linde und Lincare haben nicht ohne Grund die gleiche Eingangssilbe im Firmennamen. Denn Lincare war aus dem Amerika-Geschäft von Linde Anfang des 20. Jahrhunderts hervorgegangen. Während des Ersten Weltkrieges wurde Linde enteignet. Das Amerikageschäft gehörte seit 1917 zum amerikanischen Chemiekonzern Union Carbide. Aus dem war es 1987 ausgegliedert worden.
Der Vorstand von Lincare habe sich nach Angaben von Linde einstimmig für die Übernahme ausgesprochen. Der französische Konkurrent Air Liquide hatte sich dem Vernehmen nach auch für Lincare interessiert und dürfte nun das Nachsehen haben – wenn die teure Übernahme klappt.
"Speziell in den USA ist ja das Risiko groß, dass ein Kunde, wenn die Geräte nicht richtig funktionieren, vor Gericht zieht und es am Ende zu großen Schadensersatzforderungen kommt. Wenn man also hier nicht genau aufpasst, kann das natürlich eventuell bei Linde auch mal passieren. Heute, wenn Linde nur das Gas an Lincare liefert, hat Lincare dieses Rechtsrisiko. Dieses Rechtsrisiko würde dann zukünftig im Linde-Konzern existieren."
Dagegen stünden natürlich die Chancen. Die betonte Linde-Vorstand Wolfgang Reitzle. Mit der Übernahme von Lincare könne Linde den "nächsten großen Schritt auf einem stabilen, zukunftsträchtigen und profitablen Geschäftsfeld machen". Das gesteht Wodniok zu:
"Ja, im Prinzip ist das Geschäft natürlich sehr stabil. Patienten- oder Gesundheitsgeschäft ist viel stabiler als das meiste Industriegeschäft. Von daher stabilisiert das oder reduziert es die Zyklen im Linde-Konzern noch weiter – obwohl das Gasgeschäft auch schon relativ antizyklisch ist."
Dabei kommt Lincare noch zupass, dass es vornehmlich mit Privatpatienten zu tun hat, nicht mit dem öffentlichen Gesundheitssektor, in dem auch in Amerika die Sparmaßnahmen greifen. Analysten sehen auch, dass Reitzle vor sechs Jahren den britischen Industriegasehersteller BOC für rund zwölf Milliarden Euro übernommen und gut integriert hat. Sein letztes großes "Ding", so ein Analyst, werde sich der 63 Jahre alte Manager wohl gut überlegt haben.
Der Kaufpreis soll mit einem Kredit bezahlt werden. Und der soll zu etwa einem Drittel mit Aktien refinanziert werden. Es wird also neue Aktien geben, der Gewinn pro Aktie wird sinken. Das spiegelt sich heute an der Börse.
Linde und Lincare haben nicht ohne Grund die gleiche Eingangssilbe im Firmennamen. Denn Lincare war aus dem Amerika-Geschäft von Linde Anfang des 20. Jahrhunderts hervorgegangen. Während des Ersten Weltkrieges wurde Linde enteignet. Das Amerikageschäft gehörte seit 1917 zum amerikanischen Chemiekonzern Union Carbide. Aus dem war es 1987 ausgegliedert worden.
Der Vorstand von Lincare habe sich nach Angaben von Linde einstimmig für die Übernahme ausgesprochen. Der französische Konkurrent Air Liquide hatte sich dem Vernehmen nach auch für Lincare interessiert und dürfte nun das Nachsehen haben – wenn die teure Übernahme klappt.