Es klingt wie ein weiterer Tiefschlag: Der Stromversorger E.On werde morgen einen Rekordverlust ausweisen. Rot geränderte fünf Milliarden Euro stünden in der Herbstbilanz, melden Wirtschaftszeitungen und –agenturen. So viel wie noch nie. Aber das hatte sich angedeutet. Der Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen hatte in einer Telefonkonferenz vom 10. September vorgerechnet und gesagt:
Dann "kommen Sie natürlich zu einem mittleren einstelligen Milliardenbetrag."
Die Aktionäre des Konzerns sind zwar gebeutelt. Sie waren vor sieben Jahren noch Kurse von 50 Euro gewohnt. Heute dürfen sie mit gut neun Euro rechnen. Aber diese schlechte Herbstbilanz wird sie kaum weiter belasten.
Kraftwerke sind weniger wert
Denn die tiefroten Zahlen rühren vor allem aus Abschreibungen. Sie sind also nicht Folge plötzlich eingetretener verlustreicher Geschäfte. Sie sind nicht "cashwirksam", wie es im Börsensprech heißt, plündern also nicht die Unternehmenskasse. Finanzvorstand Michael Sen hatte auch schon angekündigt, trotz der Verluste zahle E.On die geplante Dividende:
"Lassen Sie mich bestätigen, dass wir an der Dividende von 50 Cent je Aktie für das laufende Geschäftsjahr festhalten."
Was E.On belaste und Abschreibungen erzwinge, seien die sinkenden Strompreise.
"Die führenden Prognoseinstitute haben ihre Einschätzungen hinsichtlich der langfristigen, der langfristigen Preisentwicklungen im Zuge dieser Tendenzen zum Teil deutlich nach unten korrigiert."
Im Großhandel haben sich die Strompreise binnen vier Jahren halbiert – Folge des stark steigenden Angebots an grünem Strom, der noch dazu bevorzugt in die Stromnetze eingespeist wird. Aus Windkraft wurden etwa 1990 nur 71 Gigawattstunden in die Netze gelassen, jetzt sind es rund 52.000 Gigawattstunden. Strom aus konventionellen Kraftwerken wird so verdrängt. Diese Kraftwerke verlieren deshalb an Wert. E.On wird auf sie in der Herbstbilanz morgen wohl acht Milliarden Euro abschreiben.