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Millionäre in der Wissenschaft

Die Präsidenten amerikanischer Hochschulen verdienen außerordentlich gut - ein dickes Jahresgehalt, ein günstiges Anwesen auf dem Uni-Campus und ein repräsentativer Dienstwagen sind selbstverständlich. Dabei machen nicht einmal unbedingt die Chefs der privaten Elite-Universitäten das Rennen: Auch an staatlichen Hochschulen sind Gehälter von 60.000 Dollar im Monat keine Seltenheit.

Von Gunnar Schultz-Burkel |
    Mary Sue Coleman ist eine zufriedene Frau. Sie ist nämlich nicht nur Präsidentin der Hochschule von Michigan, die eine der erfolgreichsten Uni-Footballmannschaften hat, sondern sie bekommt auch ein ziemlich gutes Gehalt. Exakt 724.604 Dollar im Jahr. Das sind umgerechnet mehr als 60.000 Dollar im Monat oder - noch mal umgerechnet - 51.000 EURO.

    Dazu darf sie in einem geräumigen Haus der Uni wohnen und hat einen Geschäftswagen, den sie auch privat nutzen kann. Mrs. Coleman ist nicht allein. Zwischen Kalifornien und Washington gibt es jede Menge Hochschulbosse, die soviel verdienen wie häufig nur die Chefs von großen Unternehmen.

    Die Redakteure des Hochschul-Magazins "Chronicle of Higher Education" waren selbst erstaunt, wie viel die Präsidenten staatlicher Hochschulen verdienen. Im Schnitt, sagt Reporter Paul Fain, sind es 360.000 Dollar Jahresgehalt.

    Das heißt, einige verdienen darunter, vor allem in dünn besiedelten Staaten wie Montana oder Idaho. Soll heißen, sie bekommen nur "eine Viertelmillion Dollar" im Jahr.

    Aber viele verdienen entschieden mehr, 500.000 Dollar und aufwärts. Wie können sich die Unis das leisten? Ganz einfach, weiß Fain, das Basisgehalt zahlt der Staat, aber dazu kommen Gelder von privaten Stiftungen.

    43 Prozent aller staatlichen Hochschulen akzeptieren inzwischen diese Art der Vergütung. Im Schnitt erhalten die Präsidenten jeweils 60.000 Dollar im Jahr zusätzlich zu ihrem Gehalt von privaten Organisationen.

    An privaten Hochschulen wird nach den Recherchen des Magazins immer noch ein bisschen mehr verdient, als an staatlichen. Aber auch dort gibt es ein paar Überraschungen.

    Nicht der Boss der Elite-Uni Harvard - immerhin eine der reichsten Hochschulen der Welt - bekommt das dickste Gehalt, sondern Donald Ross von der Lynn Universitaet. Einer ziemlich kleinen Uni in Boca Raton, Bundesstaat Florida. Sein Gehalt: sage und schreibe fünf Millionen Dollar. Darin ist jedoch sein Rentenzuschuss enthalten.

    Erst mit weitem Abstand kommt Audrey Doberstein vom privaten Wilmington College. Ihr Jahreseinkommen: knapp 1,4 Millionen. Kurz dahinter liegt der Boss der Elite-Uni Vanderbilt. Er erhält 1,3 Millionen Dollar.

    Im Uni-Millionärs-Club sind derzeit nur fünf Präsidenten, Aber einige liegen bereits dicht auf und könnten im nächsten Jahr die Schallmauer durchbrechen.

    Denn der Job eines Präsidenten hat sich ziemlich gewandelt, erklärt Fain.

    "Früher waren es Wissenschaftler oder verdiente Professoren, die diesen Job erhielten. Heute kommen viele aus der Wirtschaft oder der Politik."
    Und das, meint Fain, hat viele Vorteile. Denn diese Leute kennen Kongresspolitiker, Wirtschaftsbosse und Leiter von großen Stiftungen. Sie wissen, wie man noch ein paar Mittel für die Uni lockermachen kann. Denn wenn es um Spenden geht, so die Redakteure des Chronicles, sind diese ehemaligen Politprofis und Ex-Manager nicht zu schlagen.

    Mit anderen Worten, der Job der meisten Uni-Präsidenten besteht darin,
    um Geld zu betteln. Dennoch sind die Bosse von Unis häufig nicht die Einzigen, die viel verdienen.
    Die Trainer von erfolgreichen Uni-Football Mannschaften bekommen weit mehr als eine Million im Jahr. Und bekannte Mediziner, die an einer Uni-Klinik lehren und arbeiten können ebenfalls nur mit einem Millionengehalt geködert werden.

    Zum Vergleich die Gehälter von ganz normalen Professoren. Sie kommen im Schnitt auf etwas mehr als 100.000 Dollar Jahresgehalt. Kein Wunder, dass nach einer Umfrage, das Gros der Professoren und Uni-Präsidenten mit dem Gehalt zufrieden ist. Warum auch nicht, das Durchschnittseinkommen der US-Haushalte liegt bei etwa 40.000 Dollar.

    Und selbst wenn Hochschulpräsidenten Mist bauen, stehen sie sich immer besser, als der Durchschnittsamerikaner. Siehe der Ex-Chef der American University in Washington. Er war mit dem Geld der Hochschule - vorsichtig formuliert - ziemlich verschwenderisch umgegangen. Er schmiss unter anderem dicke Partys und leistete sich private Reisen immer auf Kosten der Uni.

    Vor ein paar Wochen musste er seinen Posten räumen. Seine hübsche Abfindung: 3.75 Millionen Dollar.