In der Taxibranche gärt es. Da taucht der Internetfahrdienst Uber auf und unterbietet alle Preise, ohne dass die juristischen Mittel dagegen bisher greifen würden. Und da muss von Januar an der Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde gezahlt werden. Denn Verhandlungen, diese Pflicht zeitlich hinauszuzögern, hat die Gewerkschaft Verdi nach nur einem Tag scheitern lassen. Das mag verständlich sein, wenn man weiß, dass nach Branchenangaben der Stundenlohn wegen langer Warte- und Standzeiten oft bei nur fünf Euro liegt. Dennoch sind selbst angestellte Taxifahrer sauer, etwa dieser aus Offenbach:
"Es wird wahrscheinlich den Schätzungen unserer Branche nach 50.000 bis 60.000 Arbeitslose mehr in Deutschland bedeuten. Und wird dann zu einer Marktbereinigung führen, die weniger im Kundeninteresse ist, aber was ohne Fachwissen am grünen Tisch beschlossen wird."
Das Thema Mindestlohn und die Folgen hatte auch den Taxitag im Sommer in Leipzig bestimmt. Wolfgang Schwuchow, Vorstand der Erfurter City Taxi AG, hatte sich dort beklagt:
"Ich kann jetzt die Mindestlöhne nicht zahlen. Ich kann sie auch am 1. Januar nicht zahlen. Und das Schlimme ist, dass ich mich sozusagen von meinem Stamm als erstes verabschieden muss, von Leuten, die jahrelang zu mir gehalten haben. Also, es ist eine unmögliche Situation, in die uns die Politik hier gebracht hat."
Erhöhungen nicht in allen Tarifbezirken durchsetzbar
Die Branche rechnet insgesamt damit, dass 50.000 bis 70.000 Arbeitsplätze wegfallen werden. Denn die Taxiunternehmen können die Kosten nicht einfach weitergeben. Sie müssen sich ihre Preise meist von kommunalen Behörden genehmigen lassen. 800 Tarifbezirke gibt es in Deutschland. Nur in etwa 200 könnten wohl höhere Preise durchgesetzt werden:
"In den anderen 600 wird die Granate sofort einschlagen. Deshalb gehen wir davon aus, dass wir sicher jeden vierten Arbeitsplatz im Taxigewerbe verlieren werden. Und dann sind wir bei der Zahl von 50.000 bis 70.000",
schätzt Thomas Grätz, Geschäftsführer des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbands.
In Frankfurt am Main, wo gerade das Geschäft wegen der Buchmesse brummt, liefen die Geschäfte so gut, dass die Kosten ohne Preissteigerung aufgefangen werden könnten, sagt Grätz. Aber schon im benachbarten Offenbach sieht es anders aus: Dort sind die Preise gerade um 13 Prozent erhöht worden. In Bremen sind es 15 Prozent, in Dortmund 17, in Stuttgart 20, in Osnabrück 25 Prozent. In manchen dünn besiedelten Gegenden, so der Branchenverband, seien wohl 40 bis 60 Prozent höhere Preise gerechtfertigt, was aber nicht möglich sei.
Was also wird passieren? Es werde weniger Betriebe mit mehreren Autos und mehreren Fahrern geben, auch wenn nur die eine 24-Stunden-Bereitschaft anbieten könnten, sagt Verbandsmanager Grätz:
"Es wird sehr viele Einzelunternehmer geben, die selbst auf dem Fahrzeug sitzen und sich praktisch selbst ausbeuten."
Denn einen Mindestlohn für Unternehmer gibt es nicht. Gut kalkulierbare Aufträge wie Schüler- und Krankenfahrten dürften attraktiver, das breite Angebot schmaler werden. Das entspricht den Erfahrungen mit dem Mindestlohn in den Niederlanden.