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Mir san mir! Der Wiener Dialekt

Die Wiener Umgangssprache ist eine Mund-Art mit Biss. Abgründig-humorvoll und skurril, anarchisch und poetisch, brutal gemütlich und unterschwellig aggressiv singt sie ihren Grosstadtblues. "Deutscher als deutsch" - behaupten Dialektforscher.

Mit Reportagen von Antonia Kreppel, Moderation: Britta Fecke |
    Politisch korrekt ist die Wiener Sprache ganz und gar nicht. Als "Negaschweiss" wird beispielsweise ein dünner Kaffee bezeichnet, und das in besten Kreisen. Hieronymus Bosch lässt grüßen, wenn der Wiener Schmähungen wie "I steig dar in Mog'n und friss da des Herz o" ausstößt. Der Wiener Dialekt: ein Spiegel der Wiener Seele? Helmut Qualtinger wusste davon mehr als ein Lied zu singen.
    Die Sprachwurzeln des Wienerischen sind vielfältig - ganz im Gegensatz zum xenophoben Klischeebild des Wieners: Französisch, Italienisch, Ungarisch, Böhmisch, Jiddisch und Rotwelsch - die mittelalterliche Geheimsprache der Gauner und Vagabunden: In dieser Sprachmelange haben viele Kulturen ihre Spuren hinterlassen.

    Vor allem aber ist der Wiener Slang eine lebendige Sprache und produziert ständig neue Ausdrücke. Ob im Alltagsleben auf dem Naschmarkt oder am Würschtlstand; in den österreichischen Medien, in Sprachforscher-Kreisen oder im neuen Wienerlied : Gesprochen wird - allen "EU-Übergriffen" zum Trotz - nach dem Motto: Mir san mir!