"Ich wurde gezwungen, zu hungern. Das hat mein Körper nicht ausgehalten. Keine Kohlenhydrate bei zweimal Training am Tag. Das hat mein Stoffwechsel als Zehnjährige nicht mitgemacht. Wenn ich dann zu Hause wieder normal gegessen habe, musste ich mich übergeben."
Mädchen wurden in Schränke eingesperrt
Catherine Lyons erhebt schwere Vorwürfe gegen die Methoden beim Britischen Turnverband. Lyons war britische Juniorenmeisterin und Junioren-Europameisterin im Turnen. Der Preis für den Erfolg war der heute 19-Jährigen jedoch zu hoch. Ausgehungert, angeschrien und beschimpft zu werden, hatte offenbar System. Gelegentlich wurden Mädchen sogar in Schränke eingesperrt. Albträume und Bettnässen waren oft die Folge.
Barrentraining bis die Hände bluteten
Catherine Lyons wurde eineinhalb Jahre lang wegen posttraumatischer Störung behandelt.
In einer Dokumentation des Fernsehsenders ITV erhebt auch die frühere Olympiateilnehmerin und Commonwealth-Spiele-Goldmedaillengewinnerin Lisa Mason schwere Vorwürfe. Die mittlerweile 38-Jährige berichtet vom Barrentraining bis die Hände bluteten und anderen Methoden, um die Turnerinnen zu Höchstleistungen zu treiben. Auf Verletzungen wurde keine Rücksicht genommen.
"Einige meiner Mannschaftskollegen warfen rezeptpflichtige Voltaren-Tabletten ein, sonst hätten sie das Training nicht überstanden. Und wenn die Wirkung nachließ, kam die Cortison-Spritze."
Bisher keine Vorwürfe wegen sexueller Gewalt
Eine ganze Reihe von britischen Turnerinnen meldete sich im Nachgang zu einer Netflix-Produktion über den Missbrauchsskandal im US-Turnen zu Wort.
Viele Turnerinnen haben Angst
Anders als in den USA sind in Großbritannien bislang jedoch keine Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs erhoben worden. Der Verband verurteilte das Verhalten einiger Trainer, das nicht den Standards entspräche. Die Athleten wurden aufgefordert, jedwedes Fehlverhalten der Integrity Unit, also der Ethikkommission zu melden. Lisa Mason bleibt jedoch skeptisch:
"Viele haben Angst, sie würden gerne offen sprechen, fürchten aber um ihre Position. Wir wissen warum: Nächstes Jahr ist Olympia und niemand will die Personen verärgern, die über Nominierungen entscheiden."