Ein großer Fan von Helmut Kohl zu sein, das war und ist untypisch für junge Abgeordnete der CDU. Angela Merkel ist auch nicht dafür bekannt. Philipp Mißfelder war das egal. "Der Mann ist mein Freund" hatte der junge Konservative immer wieder gesagt.
"Helmut Kohl ist der Grund, warum ich in die Junge Union eingetreten bin. Warum ich mich gegen meine Lehrer, gegen meine Hochschullehrer und gegen sehr sehr viele Menschen in diesem Land immer zur CDU bekannt habe."
Die Nachricht vom plötzlichen, unerwarteten Tod des Politikers löste in der Unions-Fraktion Bestürzung aus. "Die Fraktion verliert einen ihrer profiliertesten Außenpolitiker", teilte Volker Kauder mit, Vorsitzender der Unions-Fraktion im Bundestag. Um hinzuzufügen: "Ich persönlich verliere einen Freund." Auch Wolfgang Bosbach, ebenfalls CDU, äußerte sich. Er sagte im Deutschlandfunk:
"Ich hoffe auf Verständnis, wenn ich sage: Ich denke im Moment nicht so sehr an den Kollegen, an den Abgeordneten, an den außenpolitischen Sprecher Philipp Mißfelder, sondern an den Menschen. Eine solche Nachricht, die relativiert so viel. Das ist eine echte Tragödie."
Philipp Mißfelder liebte die Provokation
Die Bestürzung und Überraschung hat einen weiteren Grund: Viele Kollegen und Beobachter hatten aus den Augen verloren, wie jung Mißfelder noch war. Wie jung er starb. Denn Mißfelder wirkte deutlich älter und blickte bereits auf eine sehr lange politische Karriere zurück. Geboren und aufgewachsen um Ruhrgebiet, trat Mißfelder mit 14 Jahren in die Junge Union ein. 2002 wurde er zum Bundesvorsitzenden der Jugendorganisation, wenig später saß er bereits im Deutschen Bundestag. Philipp Mißfelder liebte die Provokation. Viel Aufmerksamkeit bekam er, als er über die Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit zwischen Jung und Alt sprach. 2003 sagte er einer Zeitung: Hüftgelenke für sehr alte Menschen sollten nicht mehr auf Kosten der Solidargemeinschaft finanziert werden. Das saß. Später legte er sich mit Hartz-IV-Empfängern an.
"In der heutigen Zeit werden sie mit nahezu jedem Zitat, was sie gesagt haben, sei es bei mir das Hüftgelenks-Zitat oder Aussagen zu Hartz IV aber auch wirkliche Nebensächlichkeiten, die gar nicht so mein Image geprägt haben, aber die im Internet jederzeit auffindbar sind, werden Sie konfrontiert."
2014 der Höhepunkt seiner Karriere
Mißfelder wiederum liebte die Konfrontation. Erst 2009 wurde er etwas moderater. Da war er gerade außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion geworden, mit 30, ein weiterer Karriereschritt. 2014 der Höhepunkt seiner Karriere: Mißfelder wurde Beauftragter der Bundesregierung für das transatlantische Verhältnis, galt als sehr gut vernetzt. Doch dann: der Rücktritt von diesem Posten nach nur drei Monaten. Kritik an hohen Nebenverdiensten als Abgeordneter. Und jene Geburtstagsparty in St. Petersburg. Im April 2014 feierte Altkanzler Schröder dort seinen Geburtstag. Russlands Präsident Wladimir Putin gab den Gastgeber. Mißfelder feierte mit, während in der Ukraine der Krieg tobte. Das brachte ihm scharfe Kritik auch innerhalb der eigenen Reihen ein. Wenig später erklärte Mißfelder: Ich werde auch das Präsidium der CDU verlassen.
Was blieb, war die Außenpolitik. Noch vor wenigen Wochen äußerte sich der Politiker im Deutschlandfunk zu Griechenland.
"Wir sollten an das große Ganze denken. Ich gebe den Griechen keine Carte Blanche, also ich sage nicht: Die können sich benehmen, wie sie wollen. Aber wir sollten nicht wegen zwei Prozent der Euro-Zone den Euro aufs Spiel setzen."
Ein Satz aus dem politischen Alltag. Jenem Alltag, den Philip Mißfelder nun nicht mehr prägen wird. Er hinterlässt seine Ehefrau und zwei Kinder.