75 Personen hätten sich beim niederländischen Institut für Sportrecht gemeldet, mit Beschwerden gegen einen oder mehrere Trainer, berichtet NOS. Der Sender beruft sich dabei auf ein Interview mit Dick van Steenbeek. Der Vorsitzende des Instituts spricht in Bezug auf die Fälle im Turnen von einer "erschreckend hohen Zahl". Sportwissenschaftlerin Natalie Barker-Ruchti von der Universität Örebro in Schweden ist nicht überrascht. Die Wissenschaftlerin forscht zum Thema Turntraining. Für sie zeigen die neuen Zahlen aus den Niederlanden:
"Wie tief die Annahmen, was Turnen ist, verwurzelt sind, die Beziehung zwischen Trainer und Athleten geprägt haben und es immer noch tun. Zum Beispiel die Idee, dass du mit Schmerzen und verletzt trainieren musst, weil Wettkampfergebnisse wichtig sind und dass der Körper schlank sein muss. Daher kontrolliert der Trainer zum Beispiel die Ernährung. In so einer Beziehung ist die Athletin machtlos."
Auch deutsche Athletinnen betroffen
Die Formen des Machtmissbrauchs im Turnen am Beispiel der USA hatte eine Fernsehdokumentation im Sommer thematisiert. Das war für Turnerinnen weltweit der Anlass, von ihren Erfahrungen in diesem Zusammenhang zu berichten.
Zuletzt war auch die deutsche Weltklasseathletin Pauline Schäfer in einem Interview mit dem "Spiegel" an die Öffentlichkeit gegangen, weitere Sportlerinnen waren ihrem Beispiel gefolgt. Pauline Schäfer hatte Vorwürfe erhoben gegen ihre ehemalige Trainerin am Olympiastützpunkt Chemnitz.
DTB nach eigenen Angaben machtlos
Bei einem Verein in Chemnitz ist inzwischen der Niederländer Gerrit Beltmann tätig. Er ist einer der beschuldigten Trainer im niederländischen Turnskandal und hat die Vorwürfe eingeräumt. Der Deutsche Turnerbund verfügt nach eigenen Angaben nicht über rechtliche Möglichkeiten, eine Tätigkeit Beltmanns für den Chemnitzer Verein zu verhindern. Mit einer entsprechenden Stellungnahme reagierte der Dachverband auf eine Berichterstattung des "Spiegel".