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Misstrauensvotum gegen DFB-Präsident Keller
"Ein Rücktritt würde die Probleme des DFB nicht lösen"

Dass Fritz Keller noch lange DFB-Präsident bleibt, könne er sich "kaum vorstellen", sagte Roland Eitel, Ex-Medienberater von Joachim Löw, im Dlf. Doch auch ein Rücktritt Kellers könne den DFB aus seiner Sicht nicht retten: "Ich befürchte, dass diese ganze Organisation in ihrer eigenen Welt lebt."

Roland Eitel im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Dr. Rainer Koch, links, und der neue DFB-Praesident Fritz Keller 43.Ordentlicher DFB-Bundestag am 27.09.2019 in Frankfurt/ Deutschland. POOLFOTO Dr Rainer Koch, left, and the new DFB President Fritz Keller 43 Ordinary DFB Bundestag on 27 09 2019 in Frankfurt Germany POOLFOTO
Eskalierender Machtkampf? DFB-Präsident Fritz Keller (r.) wurde von den Landes- und Regionalverbänden zum Rücktritt aufgefordert. (IMAGO / Sven Simon)
Die deutschen Fußball- und Landesverbände fordern den Rücktritt von DFB-Präsident Fritz Keller. Man missbillige den Vergleich, den Keller gezogen habe, so hieß es in der Erklärung nach der Tagung in Potsdam. Der DFB-Präsident hatte seinen Stellvertreter Rainer Koch in einer Präsidiumssitzung mit dem NS-Richter Roland Freisler verglichen und sich dafür zwar entschuldigt - Koch hat diese Entschuldigung jedoch nicht angenommen.
Es sei "nur noch eine Frage von Stunden oder Tagen", bis Keller nun zurücktreten müsse, so Roland Eitel.
Eitel, der unter anderem Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Mesut Özil beraten hat, kritisierte den DFB im Dlf dafür, dass dieser sich seit Monaten einem Machtkampf hingebe - in einer Zeit, in der so viele Vereine unter der Corona-Pandemie litten und eigentlich Hilfe bräuchten. Stattdesse beschäftige sich der DFB mit Machtfragen. "Das geht doch völlig an den Aufgaben dieses Verbandes vorbei."

Unverständnis über "das Image, das der Verband abgibt"

Aus seiner Sicht bedrohe nicht nur Corona den Fußballnachwuchs, sondern auch "das Image, das der Verband darstellt". Nicht nur durch Streitigkeiten innerhalb der Führungsriege, sondern auch durch Berichte wie zuletzt über einen mehr als 300.000 Euro teuren Beratervertrag.
"Ich hätte schon länger gedacht, dass die Vereine hier mal richtig auf den Tisch hauen", so Eitel, "das vermisse ich ein bisschen." Er habe den Eindruck, "dass diese ganze Organisation (DFB, Anm. der Red.) in ihrer eigenen Welt lebt." Sollte eine Reform des DFB nicht gelingen, könne er sich durchaus vorstellen, "dass wir irgendwann vielleicht sogar mehrere Verbände haben."

Tipp für Nachfolger von Joachim Löw

Während beim DFB der Machtkampf tobt, sucht der Verband gleichzeitig auch einen Nachfolger für Bundestrainer Löw, der nach der EM zurücktreten wird. Der Nachfolger müsse das Prinzip von Jürgen Klinsmann anwenden, so Eitel: "Möglichst weit lösen von all diesen Problemen. Alles andere macht keinen Sinn."
Es müsse eine eigene Organisation für die Nationalmannschaft aufgebaut werden, so wie dies im Moment auch geplant ist. Allerdings passierten dort auch genügend Fehler. Als Beispiel nannte Eitel den Flug der Nationalmannschaft von Stuttgart nach Basel, der im vergangenen Jahr für viel Kritik gesorgt hatte.