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Mit Bakterien belastete Milch
Ein geordneter Rückruf, anders als bei der Listerien-Wurst

Kaum ist die Aufregung um verkeimte Wurst vorbei, gibt es einen Rückruf wegen verkeimter Milch. Eine Verbraucherschützerin weist allerdings auf Unterschiede zwischen den Fällen hin. Die kontaminierte Milch sei bei internen Kontrollen aufgefallen und der Betrieb habe sofort transparent reagiert.

Von Felicitas Boeselager |
Eine Frau steht in einem Einkaufsmarkt vor einem Kühlregal mit Milchprodukten.
"Beim Wurstskandal kam es sehr scheibchenweise heraus", die Molkereigenossenschaft habe dagegen prompt und transparent reagiert, stellt eine Verbraucherschützerin klar (dpa / Friso Gentsch)
Eine kaputte Dichtung war der Grund dafür, dass das Deutsche Milchkontor bestimmte Chargen ihrer frischen, fettarmen Milch zurückrufen musste. Durch den Defekt war Keimwasser in die Produktion gelangt und hatte die Milch mit Bakterien kontaminiert. Aeromonas hydrophila und Aeromonas caviae heißen die zwei Arten, die zum Beispiel in Süß- und Brackwasser vorkommen. Die Erreger können zu Magen-Darm-Erkrankungen führen.
Wer vor dem Rückruf von der betroffenen Milch getrunken hat, sollte vorsichtshalber zum Arzt gehen, rät Sonja Pannenbecker von der Verbraucherzentrale Bremen: "Da es offensichtlich keine Dosis-Wirkung-Beziehung gibt, es also bei manchen Leuten sehr wenig Keime reichen, um krank zu werden, und bei anderen müssen vielleicht sehr viele Keime in der Milch gewesen sein, um krank zu werden. Muss es ja auch passieren. Also, es heißt jetzt nicht, dass nur weil man die Milch getrunken hat, bekommt man auf jeden Fall Durchfall."
Diese Bakterien können mit Antibiotika behandelt werden.
Fettarme Frischmilch mit Kennzeichen "DE NW 508 EG"
Schon vor knapp zwei Wochen war der Molkerei bei einer Routineuntersuchung die defekte Dichtung aufgefallen. Am Donnerstag lagen dann Laborergebnisse vor, die die Keime in der Milch bestätigten. Daraufhin wurden die betroffenen Waren sofort zurückgerufen. Es handelt sich um frische, fettarme Milch mit dem Kennzeichen "DE NW 508 EG", die ein Mindesthaltbarkeitsdatum zwischen dem 10. und dem 20. Oktober hat.
Supermärkte und Discounter wie die Metro, Aldi, Edeka, Rewe und Lidl haben die Ware sofort aus ihren Regalen genommen.
Heruntergelassen sind die Rolltore des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren. Nach zwei Todesfällen durch Keime in Wurstwaren muss der Hersteller die Produktion stoppen.
Foodwatch zum Wurstskandal / "Behörden müssen verpflichtet werden, immer alle Informationen zu veröffentlichen"
Der jüngste Wurstskandal zeige auf traurige Weise, was bei Lebensmittelrückrufen und der Informationspolitik der Ämter alles schieflaufen könne, sagte Andreas Winkler von Foodwatch im Dlf. Die Verbraucher hätten ein Recht zu erfahren, wo überall möglicherweise verseuchte Waren gelandet seien.
Das sei eine geordnete Rückrufaktion, anders als bei der mit Listerien belasteten Wurst der Firma Wilke, betont Pannenbecker.
"Also, bei dem Wurstskandal kam es ja sehr scheibchenweise heraus, was es denn tatsächlich alles ist, und es lief da ja auch schon über Monate. Und da scheinen ja auch wirtschaftliche Interessen im Blick gewesen zu sein, dass man diese Wurstfabrik am besten nicht angeht. Also, da scheint relativ viel schiefgelaufen zu sein. Also man hätte eigentlich alles besser machen können. Hier ist es tatsächlich so, sie haben es festgestellt, sie haben es sofort veröffentlicht, klar kommuniziert, was betroffen ist und was nicht."
Kontaminierte Milch durch interne Kontrolle aufgefallen
Davon abgesehen, dass es sich um Milch handle, als um ein Lebensmittel, das viele Menschen konsumieren, sei es keine ungewöhnliche Rückrufaktion. Trotzdem hat Pannenbecker an diesem Tag so viele Presseanfragen wie nur selten:
"Ich glaube schon, dass dieser Wurstskandal, der ja noch relativ jung ist - kaum ist die Wurst gegessen, kommt die Milch -, dass da sonst nicht so eine Aufmerksamkeit drauf gerichtet worden wäre."
Fleischauslage beim Metzger
Lebensmittel-Hygiene / Transparenz nur auf dem Papier
Eigentlich sollten Bürger bei Behörden Infos über hygienische Zustände in Restaurants oder Supermärkten einholen können. Manche Ämter weigern sich aber oder verschleppen die Antwort. Nun klagt ein Aktivist der Online-Plattform "Topf-Secret".
Die kontaminierte Milch war durch eine interne Kontrolle aufgefallen. Außer solchen internen Kontrollen, werden Betriebe auch regelmäßig von den Behörden geprüft, die Zuständigkeit dafür ist allerdings von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.
Das Deutsche Milchkontor ist die größte Molkereigenossenschaft in Deutschland. Mit rund 7.700 Mitarbeitern stellen sie Käse, Eis, Babynahrung und Gesundheitsprodukte her. Die Molkerei ist einer der größten Lieferanten des deutschen Lebensmitteleinzelhandels. Im Jahr 2018 sank ihr Umsatz von 5,8 auf 5,6 Milliarden Euro. Grund dafür sei unter anderem der niedrige Milchpreis gewesen, hieß es damals aus dem Unternehmen. Der Konzern hatte sich in den vergangenen Jahren neu strukturiert, drei Werke geschlossen und hunderte Stellen gestrichen. Außerdem hatten etliche Milchbauern ihre Verträge mit dem DMK gekündigt, weil ihnen die Milchpreise zu niedrig waren.
Hinweis: Welche Produkte genau betroffen sind, können Sie auf der Firmen-Webseite des Deutschen Milchhandelskontors (DMK) nachlesen. Kunden sollen die betroffene Milch im Geschäft auch ohne einen Kassenbon zurückgeben können und dann ihr Geld zurück erhalten.