Samstagabend in einer Hofanlage im Westerwald. In einem großen Souterrain-Raum sitzen bei gedämpftem Licht etwa 100 Menschen, überwiegend Frauen mittleren Alters in bequemer Kleidung auf Kissen am Boden. Sie kommen aus allen Teilen Deutschlands. Die meisten von ihnen machen an diesem Wochenende ihre Prüfung zum Yogalehrer.
Es werden Mantras auf Sanskrit gesungen, der altindischen Sprache. Es riecht nach Räucherstäbchen und verbrauchter Luft.
Die Gemeinschaft feiert Satsang, eine Art hinduistischer Gottesdienst. Der abgeschiedene Hof ist der älteste Yoga-Ashram in Deutschland. Dauerhaft leben hier zwischen 25 und 30 Yogis.
"Wir sind eine spirituelle Lebensgemeinschaft. Das ist letztlich die Bedeutung des Wortes Ashram."
Swami Divyananda ist die Leiterin und damit geistliches wie geschäftsführendes Oberhaupt dieser kleinen Gemeinschaft. In ihrem früheren Leben hat die junge Swami Kunst in London studiert. In Berlin hat sie von ihren Bildern leben können. Dann kam sie zum Yoga und entschied sich für einen spirituellen Weg.
Yoga als undogmatisches Ritual
"Wir unterscheiden uns vermutlich von einer klassischen Glaubensgemeinschaft oder Klostergemeinschaft dadurch, dass es bei uns nicht notwendig ist, an irgendetwas zu glauben oder an einen bestimmten Gott. Ich will nicht sagen, das hat keine Bedeutung, es hat Bedeutung, aber da sind wir eben offen. Sofern ein grundsätzliches, sehr starkes Interesse, ein Feuer für Yoga vorhanden ist. Das ist das, was uns letztlich verbindet in der Gemeinschaft."
Ortswechsel. Marco Büscher ist Yogalehrer in Köln und er stimmt die Gruppe so ein:
"Reibe ein wenig die Hände und stell dich drauf ein, dass wir die Sonnengrüße machen wollen. Komm mal an den Anfang der Matte darüber."
Später sagt er: "Was für mich Yoga ist? Für mich ist es, ja, ein Lebensweg geworden. Ich habe eine sehr spirituelle Einstellung und das nur auf den Körper zu reduzieren geht sicherlich auch, aber dieses ganzheitliche, integrale Yoga, was ich auch lebe, das beeinflusst meinen ganzen Alltag und auch meine Lebenseinstellung."
Marco Büscher ist 42 Jahre alt, Deutsch- Amerikaner, Mantra-Musiker und Yogalehrer in Köln. Seine Mutter sei ein echter Hippie der 70er Jahre gewesen, erzählt der gelernte Betriebswirt. Als Kind hat er einige Jahre in einem buddhistischen Kloster in der Eifel gelebt. In den USA studierte er unter anderem Yoga und buddhistische Philosophie.
Jetzt gibt er Kurse im Ashram, in Fitness-Studios und in angemieteten Räumen. Im Sommer arbeitet Marco Büscher auch schon mal im Auftrag von Sportgeschäften. Dann kommen über hundert Leute im Morgengrauen zusammen: zum Sonnengruß im Park.
"Es ist sicherlich so, dass es ganz gut in unsere Zeit aus verschiedenen Gründen passt. Ein Grund ist, dass man erstmal ein bisschen ausprobieren kann. Wir sind ja heute nicht mehr so, dass man erstmal nach Indien marschieren muss, um einen Guru zu treffen, man kriegt ja ein Yogastudio an jeder Ecke geboten. Es ist tatsächlich ein spiritueller Materialismus. Und, das ist ja auch das Schöne am Yoga-Weg, man kann es auch ganz undogmatisch halten. Es gibt Yogakurse, die heißen "No holy shit Yoga". Das ist auch ganz okay, dass man mit diesem ganzen heiligen Aspekt gar nichts zu tun hat, sondern sich einfach auf die Körperasanas konzentrieren möchte."
Für jeden ist etwas dabei
Manche sagen, man könne heute in Berlin keinen Stein werfen ohne ein Yogastudio zu treffen. Tatsächlich machen in Deutschland etwa fünf Millionen Menschen Yoga. Für die meisten von ihnen heißt das Hatha Yoga, also vor allem Körper- und Atemübungen.
Über 20.000 Lehrer bieten für jeden etwas: Yoga mit Hunden, Schweige-Yoga, Hot-Yoga bei Saunatemperaturen, Power-Yoga für die besonders Anstrengungsbereiten, 30 Minuten Business-Yoga im Büro oder Massenveranstaltungen wie die Yoga-Sommer-Sonnenwend-Feier auf dem Times Square in New York. Sogar die deutsche Fußballnationalmannschaft hat einen eigenen Yogalehrer.
Die indische Körpertechnik ist auf dem Weltmarkt angekommen. Das "Wall Street Journal" schätzt den Umsatz auf 42 Milliarden Dollar.
"Die Bandbreite ist deutlich größer geworden. Ich will jetzt nicht von dem Yogaboom oder dem Massenphänomen sprechen. Aber es ist natürlich eine Verbreitung, die eingesetzt hat, die schon sehr bemerkenswert ist in den letzten Jahren."
Sagt der Soziologe Clemens Eisenman von den Universitäten Siegen und Konstanz. Er praktiziert selbst Yoga, lebte für einige Monate in einem Ashram in Indien und hat Buddhismus und Hinduistische Philosophie studiert. Der Soziologe beendet gerade eine wissenschaftliche Studie über Yoga und Spiritualität.
"Wieso fährt ein katholischer, aus Unterfranken stammender Mensch nach Indien und wohnt dort einige Monate in einem Yoga-Ashram? Das ist Teil des Phänomens, dass Menschen auf der Suche sind, und in gewisser Weise habe ich auch gesucht. Wobei mein wissenschaftliches Interesse eine Verschiebung vorgenommen hat."
Spirituelle Formen des Yoga
Aus der Selbstsuche ist für den Soziologen die wissenschaftliche Frage entstanden, wie sich in der Yogapraxis Spiritualität entfaltet.
"Was mir im Laufe der Feldforschung aufgefallen ist, dass der Verweis auf das, was darüber hinaus geht, dass Yoga eben mehr ist, das beginnt mit einer ganz einfachen Verweisungsstruktur, dass Yogalehrer auch im Fitnessstudio sagen, das sei mehr als Sport, mehr als Gymnastik, was dieses mehr jetzt ausmacht, bleibt erstmal relativ undefiniert. Dem bin ich dann gefolgt."
Der Schulterstand gilt als eine Königin der Asanas, wie die Körperübungen heißen. Die meisten kennen ihn als "Kerze" aus dem Gymnastikunterricht in der Schule.
Doch was unterscheidet die Kerze von der Yoga-Übung Sarvangasana? Wann wird Gymnastik zu Yoga? Der Hinweis auf eine uralte Tradition spiele dabei eine zentrale Rolle, sagt der Soziologe.
"Seit Jahrtausenden gab es in der vedischen Religion Asketen, die sich in weltabgewandter Meditation und Körperhaltungen übten, um Erleuchtung zu erfahren. In der alt-indischen Sprache Sanskrit bedeutet Yoga: anjochen oder anbinden. Gemeint ist die Anbindung des Körpers an die Seele und schließlich die Anbindung der Seele an das Göttliche. Der Körper wird dabei zum Instrument der Erkenntnis. Heute unterscheidet man wesentlich drei Traditionslinien: das religiöse Yoga, das klassisch philosophische Yoga und das Hatha Yoga.
Das religiöse Yoga hat vermutlich seinen Ursprung im 6. Jahrhundert vor Christus. In dieser Zeit entstand die letzte Textgruppe der vedischen Religion, die Upanishaden. Sie gelten als die älteste Quelle der Körperübungen. Auf das 5. Jahrhundert vor Christus datiert die Niederschrift der Bhagavadgita. Die Bhagavadgita ist sozusagen die Bibel der Hindus. Sie ist zentral fürs religiöse Yoga. Religiöses Yoga übt die Hingabe an Gott.
Etwas später - vor rund 2.000 Jahren - entsteht das klassisch-philosophische Yoga. Es gründet auf den Sutras des indischen Gelehrten Patanjali, einer kanonischen Zusammenfassung vieler Yoga-Formen.
Das Hatha-Yoga entstand im 9. Jahrhundert nach Christus und führt die Lehren des Patanjali weiter. Er betont vor allem die Körperlichkeit. Hier wird die Praxis der Stellungen, Atemübungen und Meditationsformen entwickelt, wie wir sie heute kennen. Westliches Yoga ist vor allem Hatha-Yoga mit seinen vielen verschiedenen Schulen.
"Yoga ist da in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ob das im Fitnessstudio oder im Yogastudio oder im eigenen Wohnzimmer praktiziert wird, die Leute merken, dass es langfristig wirkt, ganzkörperlich wirkt und dass sich das vielleicht auch auf ihr Leben positiv auswirkt. Ich habe oft Teilnehmer, die sagen, Mensch, ich hab endlich mal ne Nacht richtig gut durchgeschlafen und das liegt nur an fünf, sechs, sieben guten Asanas."
Fragen nach dem Körper-Geist-Dualismus
Yoga wirkt. Das hat die Wissenschaft inzwischen in vielen Studien bestätigt. Er normalisiert Herz-Kreislauf-Funktionen, reguliert den Hormonhaushalt, lindert Depressionen und ist hilfreich in der begleitenden Krebstherapie. Und in jedem Fall dient er der Beweglichkeit. Soweit der Körper. Und der Geist?
Chicago, 11. September 1893. Tausende sind zum Weltparlament der Religionen gekommen. Ein Mönch in ockerfarbener Robe tritt für die Hindus ans Rednerpult. Swami Vivikananda beendet sein flammendes Plädoyer für die Gleichheit aller Religionen mit den Worten:
"Wenn das Parlament der Religionen der Welt etwas gezeigt hat, dann ist es Folgendes: Es hat der Welt bewiesen, dass Heiligkeit, Reinheit und Mildtätigkeit nicht ausschließliche Besitztümer irgendeiner Kirche in der Welt sind und dass jedes System Männer und Frauen von erhabenstem Charakter erzeugt hat. Angesichts dieser Tatsachen bemitleide ich von ganzem Herzen denjenigen, der vom ausschließlichen Überleben seiner eigenen Religion träumt und von der Zerstörung der anderen; und ich zeige ihm, dass auf dem Banner jeder Religion trotz Widerstandes bald geschrieben stehen wird: 'Hilfe und nicht Kampf', 'Gegenseitiges Durchdringen und nicht Zerstörung', 'Harmonie und Frieden und nicht Widerspruch'."
Die Friedens-Rede des Hindu-Mönchs schlägt ein. Vivikananda reist anschließend durch die USA, hält Vorträge, später auch in Europa. Der hinduistische Mönch, 1863 als Sohn eines Rechtsanwalts aus Kalkutta geboren, bringt dem Westen sein Geschenk des Ostens: Indien, vorgestellt als Quelle der Spiritualität, des Mystizismus und der Wiege uralter philosophischer Weisheit. Damit lassen sich Sinnlücken füllen, die die Aufklärung mit ihrem Körper-Geist-Dualismus gerissen hat.
Wie viel sein Yoga-Kanon tatsächlich mit altindischer Tradition zu tun hatte, daran gab und gibt es immer wieder Zweifel. Sicher ist, dass Yoga auch im alten Indien immer nur von einigen wenigen praktiziert wurde. Erst im 20. Jahrhundert wurde Yoga in der indischen Gesellschaft populär - und zwar als Re-Import aus dem Westen.
Der Mönch, der dem Yoga zum Durchbruch verhalf, war Sprössling der oberen Gesellschaftsschicht. Vivekananda hatte eine westlich geprägte Bildung genossen. Sie floss ein in seinen neuen Hindu-Spiritualismus, der geprägt war von Offenheit und geistiger Toleranz, meint der niederländische Anthropologe Peter van der Veer vom Göttinger Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften. Vivkananda habe damit den Osten wie den Westen beeinflusst und jeweils zur Verbreitung von Yoga beigetragen. Seine Friedensbotschaft war besonders für Indien bedeutsam, schreibt van der Veer:
"Angesichts der Tatsache, dass die Spannungen zwischen Muslimen und Hindus zu den größten Problemen des indischen Subkontinents gehören, war die Vorstellung einer solchen universalen, allumfassenden Spiritualität von außerordentlicher politischer Bedeutung."
Schon westliche Denker wie Voltaire, Herder, Humboldt, Schlegel, Novalis, Schopenhauer oder Goethe hatten sich für die Traditionen des Orients interessiert. Die Lebensreformbewegungen des 19. Jahrhunderts fanden dort Vorbilder, Körper und Geist vom militärischen Drill zu befreien.
In der Mitte der Gesellschaft angekommen
Einen regelrechten Boom östlicher Spiritualität und Körper-Geist-Synthese gab es hierzulande in den 70er/80er Jahren. Vor allem junge Menschen suchten die Befreiung aus den gefühlten Zwängen technisch-rationaler Zivilisation. Yoga und seine Philosophie passten perfekt in die Zeit, meint der Sozialwissenschaftler Oliver König.
"Die neue Spiritualität hatte ganz viel mit Körper zu tun. Die Körpertherapien haben in den 60er/70er Jahren einen Boom gehabt und auch in den Sozialwissenschaften wurde damals von einer Rückkehr des Körpers geredet. Der Körper hat in dieser Zeit das Flair des Authentischen, des Eigentlichen. Also der Geist lenkt den Körper ab vor dem Finden des eigentlichen Inneren. Der Körper ist auch stark assoziiert mit Natur, dem eigentlichen Selbst, also er ist sozusagen ontologisiert und wird zum utopischen Horizont, den es zu erreichen gilt."
Unter dem diffusen Stichwort "New Age" versammelte sich damals eine bunte Protest- und Alternativkultur, die der Journalist Reimar Lenz in einem Artikel in der Zeitschrift Esotera von 1978 so beschrieb:
"Das sind nun die Psycho- und Meditationsgruppen, die Landkommunen und Makrobiotiker, die Gebetszirkel und Taizé-Ableger, mal christlich, mal synkretistisch getönt, mal anarchistisch, mal indianisch-romantisch, immer ökologisch, meist ohne Dogma, sicher ohne Kirchensteuer oder Sektenfinanzierung. Eben die Alternativen, die allein aus dem Glauben leben an eine andere Kultur, eine Religion von morgen."
Der Zeithistoriker Pascal Eitler nennt es eine "Somatisierung der Religion". Aus dieser spirituellen Suche entstanden viele Bewegungen. Die bekanntesten sind wohl die Bhagwan- und die Hare Krishna-Bewegung. Doch allein Yoga hat den Sprung in die Mitte gesellschaftliche Mitte geschafft.
"Das Yoga hat sich aus den 70er Jahren, wie viele andere therapeutische Praktiken der Selbstsorge, in den Mainstream hinein verbreitert, ist heute Teil des Gesundheitssystems, wird zum Teil von Krankenkassen bezahlt. Das Yoga ist wahrscheinlich die Tradition, die sich als am anschlussfähigsten herausgestellt hat. Es ist auch einfach eine geniale Mischung, das muss man schon sehen, aus einer Kraftübung, es ist ein unglaubliches Dehnprogramm, es hat viel mit Konzentration zu tun, mit Balance und dazu wird das ganze phantasiert als Ausdruck von inneren Prozessen. Also innere Kraft, innere Gesundheit, innere Stärke, innere Flexibilität, innere Reife, innere Ruhe und so etwas. Auf jeden Fall ist es etwas, was in der Psychosomatik gang und gäbe ist. Es gibt jede Menge Gedanken über den Zusammenhang von körperlichen Ausdruck und innerlichen Befindlichkeiten. Da ist das Yoga gar nicht so weit weg vom modernen wissenschaftlichen Verständnis."
Sieben Frauen und ein Mann kommen jeden Mittwochabend im Turnraum einer Kindestagesstätte am Kölner Stadtrand zur Yogastunde von Marco Büscher. Einige gehen aus dem Schulterstand in den Pflug, indem sie ihre Beine hinter dem Kopf ablegen und ihre Hände die Knöchel umfassen.
"Und auch hier lässt du den Atem fließen und gehst in ein inneres Gebet und formulierst für dich: Manchmal ist es nötig mein Leben umzupflügen. Göttliche Mutter, gebe mir die Kraft, die ich dazu benötige. Hilf mir, dass ich es annehmen kann, wenn du mein Leben umpflügst."
Zunehmende Bedeutung von Spiritualität
Mit dem Körper beten. Es ist ein Angebot, mehr nicht, betont der Yogalehrer mehrmals in jeder Stunde. Ziel sei das Gefühl, Teil des kosmischen Ganzen zu sein.
"Worum es geht in der spirituellen Praxis? Ich denke, langfristig geht es darum, seinen Geist zu trainieren und auch sein Herz zu öffnen."
"Yoga kann durchaus ein Weg sein, seinen persönlichen Glauben zu finden. Muss aber nicht. Alles kann, nichts muss."
Sagt auch die Ashram-Leiterin im Westerwald.
"Yoga ist nicht einfach Einheit und Harmonie, wie es oft gesagt wird. Das ist es auch, aber die Wege können so unterschiedlich aussehen - und alles ist okay."
Aber der Rahmen gibt schon eine Richtung vor, meint der Soziologe Clemens Eisenmann. Er beobachtet in den vergangenen Jahren eine stärkere Betonung von Spiritualität – selbst im Fitnessstudio.
"Dass von den Yogalehrern in ganz vielen Situationen eine spirituelle oder darüber hinausgehende Dimension aufgemacht wird und Praktizierende die Option haben, diesen zu folgen oder nicht zu folgen. Wenn ich mich eine halbe Stunde auf den Kopf stelle mit dem Körper, dann werden gewisse Erfahrungen entstehen."
Ob diese Erfahrung dann als göttliches Eins-Sein interpretiert wird oder als Ergebnis von Sauerstoffmangel - das sei abhängig von den Erwartungen des Einzelnen und vom Kontext, sagt der Soziologe.
"Ich würde auf jeden Fall sagen, das ist etwas, was eingeübt und gelernt wird. Die Bedeutung entsteht im Gebrauch."
Es ist die Gruppe, der Raum, der Lehrer, die Befindlichkeiten, die zusammen Spiritualität erleben lassen. Und so plural wie unsere Gesellschaft ist, so biegsam sind heutzutage auch die Ideen und Verwendungen des Yoga – mal ist es eher religiös, mal sportlich. Yoga-Lehrer Marco sagt:
"Es fängt oft an bei einfachen Dingen, wie Beweglichkeit, ich möchte was für mich tun, oft gibt es den klassischen Rückenpatienten und manchmal ist es auch ein Mangel an Ausrichtung, die Leute suchen einen Weg. Man kann viel rumhopsen und auch mal im New-Age Bereich gucken, im philosophischen Bereich, man kann religiös rumgucken oder dann auch, lacht, wie so viele beim Yoga landen, weil es einfach wirkt, auf der körperlichen Ebene und auf der mentalen Ebene; und man fühlt sich sehr schnell nach der Praxis gut und wohlig. Es ist sehr schnell anwendbar und gut für die Gesundheit. Das überzeugt die Leute."
Ausstieg aus dem Alltag, Einstieg in die Selbstsuche
Es sei ein Erbe der 70er Jahre, dass Menschen sich zunehmend um sich selbst kümmern, meint der Sozialwissenschaftler Oliver König. Diese Selbstfürsorge habe aber auch eine Schattenseite:
"Gleichzeitig sind diese Techniken dann immer in der Paradoxie, dass sie dann eben wieder vorbereiten mit neuer Kraft sich auf dieses Hamsterrad dann wieder einzulassen und da hinein zu gehen."
Die klösterliche Yoga-Gemeinschaft im Westerwald ist vor allem ein gut florierendes Gästehaus, einer der größten Yoga-Anbieter Europas. Für ein Wochenende oder länger erlaubt es den Ausstieg aus dem Alltag und den Einstieg in die Selbstsuche. Mit veganem Essen, Schweigestunden am frühen Morgen, Meditation, Körper- und Atemübungen, Vorträgen und dem Satsang zum Tagesausklag. Entweder man mag es oder man mag es nicht, das spirituelle Grundrauschen dieses besonderen Yoga-Raums:
"Viele Menschen sind am Anfang etwas schockiert, weil es neu ist. Dann ist man erstmal erstaunt, dann schalten wir den Intellekt ein. Aber in dem Moment, wo wir uns drauf einlassen, unser Herz auch öffnen können, durch das Mantra singen, dann kommt so eine Art intuitives Verstehen, dass es okay ist und auch die Erkenntnis, hoffentlich, das nichts dogmatisch ist. Alles kann, nichts muss."