Mehrere Kilo Senf, etliche Liter Öl, ganze Tassen voll Kräuter. Merit Schambach und ihr Mann stehen in der Küche im hinteren Teil des Senfsalons in Berlin Kreuzberg, mischen in einem gigantischen Topf Zutaten für ein Salatdressing zusammen.
Seit sechs Jahren "machen die beiden in Senf" wie sie sagen. Erfinden Kreationen wie Bananensenf:
"Sieben-Kräutersenf, Cassissenf, Kumpelsenf mit Lakritze …"
… und bieten auch sonst alles an, was entfernt mit der scharfen Paste verwandt ist: Marmeladen, Chutneys oder eben Dressings.
Zwischendurch rennt Merit Schambach immer wieder nach vorne an den Verkauftresen, informiert Kunden über ihre 37 verschiedenen Senfsorten.
Dass das Geschäft so gut läuft, dass sie mittlerweile in ganz Deutschland ihre Produkte verschickt, hätte sich die 38-Jährige vor sechs Jahren gar nicht vorzustellen gewagt. Als die studierte Fotografin damals nach einer befristeten Festanstellung in einem Verlag arbeitslos wurde, hatte sie mit Senf spaßeshalber schon ein bisschen experimentiert. Ein Geschäft zu leiten, inklusive Vertrieb, da rutschte sie eher hinein, als dass sie das minutiös plante:
"Dann hatten wir die ersten Öffnungszeiten und dann haben wir die so ein bisschen verlängert die Öffnungszeiten und irgendwie wurde das immer mehr."
Merit Schambach profitierte damals von der sogenannten Ich-AG-Regelung. Über diese konnten Arbeitslose in den ersten drei Jahren der Selbstständigkeit monatlich im Schnitt 400 Euro staatliche Gründungshilfen in Anspruch nehmen. Das hat viel Sicherheit gegeben, meint Schambach.
"Das Schöne war ja, das Ich-AG-Geld war ein Zuschuss, ein Startkapitel für die nötigsten Kosten und man hätte jederzeit wieder zurückkehren können in die Arbeitslosigkeit. Insofern gab es erst mal nicht so ein Risiko."
Merit Schambach steht beispielhaft für eine Gründungswelle, die mit der Einführung der Hartz-Gesetze im Jahr 2004 ihren Höhepunkt erreichte. Mehr als 350.000 Personen wurden damals mit Überbrückungsgeld oder Existenzgründerzuschüssen gefördert, vorher waren es meist unter 100.000 Personen. Ob diese Förderinstrumente aber auch nachhaltig gewirkt haben, dieser Frage sind das Institut zur Zukunft der Arbeit und das Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in einer gemeinsamen Studie nachgegangen. Die Ergebnisse liegen jetzt vor und zeigen dass sich die Selbstständigen deutlich besser schlagen als erwartet: Alexander Kritikos, vom DIW:
"Ganz grundsätzlich war die Überlebensrate sogar fünf Jahre nach Gründung sehr hoch: Normalerweise sagt man nach fünf Jahren sind rund 50 Prozent noch am Markt. Wir haben hier beobachtet, dass es bei der Ich-AG knappe 60 Prozent waren. Beim Überbrückungsgeld sogar knappe 70 Prozent."
Bei den Gründungen seien außerdem alle Branchen vertreten, meint Kritikos. Und auch was das Einkommen angeht, schneiden die Selbstständigen nicht schlechter ab als etwa Festangestellte. In der Erfolgsbilanz fallen jedoch zwei Merkmale besonders ins Gewicht:
"Dass Menschen, die relativ viel Kapital investieren, auch eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Der zweite wichtige Effekt ist in der Tat, dass gut ausgebildete Menschen bessere Quoten haben als schlechter ausgebildete."
Akademiker wagen auch eher den Sprung in die Selbstständigkeit: Insgesamt hatten in dem untersuchten Zeitraum sieben Prozent der Arbeitslosen einen Hochschulabschluss. In der Gruppe der Arbeitslosen, die sich mit Überbrückungsgeld selbstständig machten, waren es überdurchschnittliche 20 Prozent. Es lässt sich außerdem beobachten, dass Akademiker eher ein größeres Unternehmen gründen als Nicht-Akademiker. Daraus jetzt aber den Schluss zu ziehen, dass sich arbeitslose Akademiker am besten selbstständig machen, hält Kritikos für falsch. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit bei Gründern höher, nach fünf Jahren noch erwerbstätig zu sein, als bei denen, die auf eine Festanstellung setzen. Aber selbstständig zu arbeiten ist eine Frage von echter Eigeninitiative, meint Kritikos:
"Es führt zum Erfolg, dass man sich tatsächlich selbstständig machen möchte, nicht nur die Arbeitslosigkeit beenden möchte, sondern auch positive Motive hat, also man wollte schon immer sein eigener Chef sein, man hat eine Marktlücke entdeckt, man hat eine gute Idee, man hat erste Kunden. Also alles Gründe, die eine Selbstständigkeit sinnvoll erscheinen lassen."
Seit sechs Jahren "machen die beiden in Senf" wie sie sagen. Erfinden Kreationen wie Bananensenf:
"Sieben-Kräutersenf, Cassissenf, Kumpelsenf mit Lakritze …"
… und bieten auch sonst alles an, was entfernt mit der scharfen Paste verwandt ist: Marmeladen, Chutneys oder eben Dressings.
Zwischendurch rennt Merit Schambach immer wieder nach vorne an den Verkauftresen, informiert Kunden über ihre 37 verschiedenen Senfsorten.
Dass das Geschäft so gut läuft, dass sie mittlerweile in ganz Deutschland ihre Produkte verschickt, hätte sich die 38-Jährige vor sechs Jahren gar nicht vorzustellen gewagt. Als die studierte Fotografin damals nach einer befristeten Festanstellung in einem Verlag arbeitslos wurde, hatte sie mit Senf spaßeshalber schon ein bisschen experimentiert. Ein Geschäft zu leiten, inklusive Vertrieb, da rutschte sie eher hinein, als dass sie das minutiös plante:
"Dann hatten wir die ersten Öffnungszeiten und dann haben wir die so ein bisschen verlängert die Öffnungszeiten und irgendwie wurde das immer mehr."
Merit Schambach profitierte damals von der sogenannten Ich-AG-Regelung. Über diese konnten Arbeitslose in den ersten drei Jahren der Selbstständigkeit monatlich im Schnitt 400 Euro staatliche Gründungshilfen in Anspruch nehmen. Das hat viel Sicherheit gegeben, meint Schambach.
"Das Schöne war ja, das Ich-AG-Geld war ein Zuschuss, ein Startkapitel für die nötigsten Kosten und man hätte jederzeit wieder zurückkehren können in die Arbeitslosigkeit. Insofern gab es erst mal nicht so ein Risiko."
Merit Schambach steht beispielhaft für eine Gründungswelle, die mit der Einführung der Hartz-Gesetze im Jahr 2004 ihren Höhepunkt erreichte. Mehr als 350.000 Personen wurden damals mit Überbrückungsgeld oder Existenzgründerzuschüssen gefördert, vorher waren es meist unter 100.000 Personen. Ob diese Förderinstrumente aber auch nachhaltig gewirkt haben, dieser Frage sind das Institut zur Zukunft der Arbeit und das Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in einer gemeinsamen Studie nachgegangen. Die Ergebnisse liegen jetzt vor und zeigen dass sich die Selbstständigen deutlich besser schlagen als erwartet: Alexander Kritikos, vom DIW:
"Ganz grundsätzlich war die Überlebensrate sogar fünf Jahre nach Gründung sehr hoch: Normalerweise sagt man nach fünf Jahren sind rund 50 Prozent noch am Markt. Wir haben hier beobachtet, dass es bei der Ich-AG knappe 60 Prozent waren. Beim Überbrückungsgeld sogar knappe 70 Prozent."
Bei den Gründungen seien außerdem alle Branchen vertreten, meint Kritikos. Und auch was das Einkommen angeht, schneiden die Selbstständigen nicht schlechter ab als etwa Festangestellte. In der Erfolgsbilanz fallen jedoch zwei Merkmale besonders ins Gewicht:
"Dass Menschen, die relativ viel Kapital investieren, auch eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit haben. Der zweite wichtige Effekt ist in der Tat, dass gut ausgebildete Menschen bessere Quoten haben als schlechter ausgebildete."
Akademiker wagen auch eher den Sprung in die Selbstständigkeit: Insgesamt hatten in dem untersuchten Zeitraum sieben Prozent der Arbeitslosen einen Hochschulabschluss. In der Gruppe der Arbeitslosen, die sich mit Überbrückungsgeld selbstständig machten, waren es überdurchschnittliche 20 Prozent. Es lässt sich außerdem beobachten, dass Akademiker eher ein größeres Unternehmen gründen als Nicht-Akademiker. Daraus jetzt aber den Schluss zu ziehen, dass sich arbeitslose Akademiker am besten selbstständig machen, hält Kritikos für falsch. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit bei Gründern höher, nach fünf Jahren noch erwerbstätig zu sein, als bei denen, die auf eine Festanstellung setzen. Aber selbstständig zu arbeiten ist eine Frage von echter Eigeninitiative, meint Kritikos:
"Es führt zum Erfolg, dass man sich tatsächlich selbstständig machen möchte, nicht nur die Arbeitslosigkeit beenden möchte, sondern auch positive Motive hat, also man wollte schon immer sein eigener Chef sein, man hat eine Marktlücke entdeckt, man hat eine gute Idee, man hat erste Kunden. Also alles Gründe, die eine Selbstständigkeit sinnvoll erscheinen lassen."