Man sieht es nicht auf den ersten Blick, aber der Arbeitsplatz von Björn Harms ist weltweit einzigartig. Der Zimmermann und angehende Holzbauingenieur kniet auf einer drei Meter hohen Ladung Fichtenholz und verschraubt Bretter. Der Autolärm der nahen A2 im Westen Hannovers ist zu hören. Es wird gebohrt, gesägt, gehämmert auf der Baustelle.
Björn Harms hat schon so manches Loch gebohrt in seinem Leben, da sei der Job bei der Timber Tower GmbH schon etwas Besonderes:
"Es gehört schon zum Sonderbau, wie die Holzachterbahn, das Expo-Dach, das kann man damit ganz gut vergleichen – wenn man die Chance hat, sollte man sie nutzen."
Björn Harms schaut nur kurz hinüber auf den halb fertigen Holzturm, mit dem die Ingenieure von Timber Tower den Bau von Windkraftanlagen revolutionieren wollen. Dann bohrt und schraubt er weiter, denn die noch fehlenden 50 Meter sollen bis Ende Juli fertig sein. Sieben Meter im Durchmesser breit ist der Turm am Sockel, die Außenhaut hellgrau, von Holz jedoch erstmal keine Spur:
"Die Farbe, das resultiert daraus, dass wir die Oberfläche des Holzes mit einer Bautextilie vollflächig verkleben und auch am Turm noch verschweißen, sodass die Außenhaut des Turms eine Kunststoffoberfläche ist, die den Turm vor äußeren Witterungseinflüssen schützt."
Holger Giebel ist Geschäftsführer der Timber Tower GmbH. Auch er hat sich heute den Bauhelm aufgesetzt und inspiziert den Turmbau. Dass sich unter der glänzenden Außenhaut tatsächlich Holz verbirgt, beweist schnell ein Blick ins Innere des Turms:
"Was wir hier innen jetzt sehen, ist eine Fachwerkkonstruktion, und diese Fachwerkkonstruktion dient dazu, den Turm zu montieren. Das heißt, getragen wird der Turm nachher nur durch diese äußeren Platten, die Sie hier sehen. Um sie zu montieren, die würden ja nicht in der Luft einfach stehen, muss man sie irgendwo anlehnen. Da braucht man dieses Leergerüst in der Mitte."
Das nächste 15 Meter hohe Fachwerkgerüst steht schon draußen vor dem Turm. Es wird in den nächsten Tagen von einem riesigen Kran einfach oben auf den Turm draufgesetzt, fixiert und anschließend mit den speziellen Fichtenplatten verkleidet. 100 Meter wird der Turm hoch sein, und außer dem 1,5-Megawatt-Generator und den Rotoren eine vollkommen hölzerne Angelegenheit. Nur den Turm, so lautet das Geschäftsmodell, verkauft das Unternehmen dann an einen großen Anlagenbauer, der eine Turbine installiert und die fertige Windkraftanlage weiter verkauft.
Holz als Baustoff biete viele Vorteile, sagt Holger Giebel:
"Also, der Stahlturm steht vor der Herausforderung, dass bei 110 Metern Schluss in der Höhe ist. Grund dafür ist: Ich müsste den Turmfuß vergrößern. Der ist begrenzt auf 4,20 Meter. Wenn ich diesen Turmfuß aber vergrößere, kann ich ihn nicht mehr unter einer Autobahnbrücke transportieren. Das heißt, dadurch ist die Höhe begrenzt."
Nicht so beim Turm aus Holz, der komplett vor Ort montiert wird. Dadurch wird der Transport der Einzelteile laut Holger Giebel unkomplizierter, weil aufwendige Schwertransporte auf der Autobahn wegfallen. Auch der nächste 140 Meter hohe Holzturm in Nienburg bei Hannover ist schon in Planung. 30 bis 40 Prozent mehr Strom als herkömmliche Anlagen soll dieser Riese einmal produzieren, wobei er in der Herstellung zehn bis 20 Prozent günstiger ist als Stahltürme. Zielvorgabe ist ein Preis von fünf Cent pro Kilowattstunde Windstrom – fast so günstig wie Atomstrom also. Und: Holz sei wesentlich langlebiger als Stahl, erklärt Geschäftsführer Giebel. Der Holzturm könne problemlos 30 bis 40 Jahre stehen, bei Stahl hingegen sei nach 20 Jahren Schluss.
Das überzeugte auch Hauptinvestor Edwin Kohl, der sein Geld vor allem als Pharmaimporteur in Merzig bei Saarbrücken verdient. 80 Prozent Anteile an Timber Tower hält Kohl inzwischen, der dafür nach eigenen Angaben eine zweistellige Millionensumme in die Hand genommen hat. Für den Saarländer war jedoch auch der Umweltgedanke bei dem Projekt entscheidend:
"Wir legen sehr großen Wert auf die lokale Wertschöpfung. Wenn wir jetzt also in Süddeutschland, im Schwarzwald, Windräder bauen, dann bevorzugen wir natürlich die Weißtanne aus dem Schwarzwald. Wir wollen eben durch lokalen Bezug, also durch Nutzung des Holzes aus den Wäldern der Region, den Leuten zeigen: Der Strom, der hier produziert wird, ist wirklich grüner Strom. Hat man einen Stahlturm, dann kann es sein, dass die Kohle zur Erzeugung des Stahls aus Australien kommt, dieser Stahl wird in Indien irgendwo produziert, dann wandert das Ganze nach Europa und wird zu einem Turm für ein Windrad. Das ist nicht so sinnvoll."
Über Umsatzzahlen spricht man noch nicht beim Start-up-Unternehmen aus Hannover, das aktuell zehn Mitarbeiter hat. Die Turmbauer haben aber noch viel vor: Rund 30.000 Türme für Windkraftanlagen werden weltweit pro Jahr gebaut, 1000 davon sollen nach ihren Plänen in einigen Jahren auf hölzernen Beinen stehen.
Björn Harms hat schon so manches Loch gebohrt in seinem Leben, da sei der Job bei der Timber Tower GmbH schon etwas Besonderes:
"Es gehört schon zum Sonderbau, wie die Holzachterbahn, das Expo-Dach, das kann man damit ganz gut vergleichen – wenn man die Chance hat, sollte man sie nutzen."
Björn Harms schaut nur kurz hinüber auf den halb fertigen Holzturm, mit dem die Ingenieure von Timber Tower den Bau von Windkraftanlagen revolutionieren wollen. Dann bohrt und schraubt er weiter, denn die noch fehlenden 50 Meter sollen bis Ende Juli fertig sein. Sieben Meter im Durchmesser breit ist der Turm am Sockel, die Außenhaut hellgrau, von Holz jedoch erstmal keine Spur:
"Die Farbe, das resultiert daraus, dass wir die Oberfläche des Holzes mit einer Bautextilie vollflächig verkleben und auch am Turm noch verschweißen, sodass die Außenhaut des Turms eine Kunststoffoberfläche ist, die den Turm vor äußeren Witterungseinflüssen schützt."
Holger Giebel ist Geschäftsführer der Timber Tower GmbH. Auch er hat sich heute den Bauhelm aufgesetzt und inspiziert den Turmbau. Dass sich unter der glänzenden Außenhaut tatsächlich Holz verbirgt, beweist schnell ein Blick ins Innere des Turms:
"Was wir hier innen jetzt sehen, ist eine Fachwerkkonstruktion, und diese Fachwerkkonstruktion dient dazu, den Turm zu montieren. Das heißt, getragen wird der Turm nachher nur durch diese äußeren Platten, die Sie hier sehen. Um sie zu montieren, die würden ja nicht in der Luft einfach stehen, muss man sie irgendwo anlehnen. Da braucht man dieses Leergerüst in der Mitte."
Das nächste 15 Meter hohe Fachwerkgerüst steht schon draußen vor dem Turm. Es wird in den nächsten Tagen von einem riesigen Kran einfach oben auf den Turm draufgesetzt, fixiert und anschließend mit den speziellen Fichtenplatten verkleidet. 100 Meter wird der Turm hoch sein, und außer dem 1,5-Megawatt-Generator und den Rotoren eine vollkommen hölzerne Angelegenheit. Nur den Turm, so lautet das Geschäftsmodell, verkauft das Unternehmen dann an einen großen Anlagenbauer, der eine Turbine installiert und die fertige Windkraftanlage weiter verkauft.
Holz als Baustoff biete viele Vorteile, sagt Holger Giebel:
"Also, der Stahlturm steht vor der Herausforderung, dass bei 110 Metern Schluss in der Höhe ist. Grund dafür ist: Ich müsste den Turmfuß vergrößern. Der ist begrenzt auf 4,20 Meter. Wenn ich diesen Turmfuß aber vergrößere, kann ich ihn nicht mehr unter einer Autobahnbrücke transportieren. Das heißt, dadurch ist die Höhe begrenzt."
Nicht so beim Turm aus Holz, der komplett vor Ort montiert wird. Dadurch wird der Transport der Einzelteile laut Holger Giebel unkomplizierter, weil aufwendige Schwertransporte auf der Autobahn wegfallen. Auch der nächste 140 Meter hohe Holzturm in Nienburg bei Hannover ist schon in Planung. 30 bis 40 Prozent mehr Strom als herkömmliche Anlagen soll dieser Riese einmal produzieren, wobei er in der Herstellung zehn bis 20 Prozent günstiger ist als Stahltürme. Zielvorgabe ist ein Preis von fünf Cent pro Kilowattstunde Windstrom – fast so günstig wie Atomstrom also. Und: Holz sei wesentlich langlebiger als Stahl, erklärt Geschäftsführer Giebel. Der Holzturm könne problemlos 30 bis 40 Jahre stehen, bei Stahl hingegen sei nach 20 Jahren Schluss.
Das überzeugte auch Hauptinvestor Edwin Kohl, der sein Geld vor allem als Pharmaimporteur in Merzig bei Saarbrücken verdient. 80 Prozent Anteile an Timber Tower hält Kohl inzwischen, der dafür nach eigenen Angaben eine zweistellige Millionensumme in die Hand genommen hat. Für den Saarländer war jedoch auch der Umweltgedanke bei dem Projekt entscheidend:
"Wir legen sehr großen Wert auf die lokale Wertschöpfung. Wenn wir jetzt also in Süddeutschland, im Schwarzwald, Windräder bauen, dann bevorzugen wir natürlich die Weißtanne aus dem Schwarzwald. Wir wollen eben durch lokalen Bezug, also durch Nutzung des Holzes aus den Wäldern der Region, den Leuten zeigen: Der Strom, der hier produziert wird, ist wirklich grüner Strom. Hat man einen Stahlturm, dann kann es sein, dass die Kohle zur Erzeugung des Stahls aus Australien kommt, dieser Stahl wird in Indien irgendwo produziert, dann wandert das Ganze nach Europa und wird zu einem Turm für ein Windrad. Das ist nicht so sinnvoll."
Über Umsatzzahlen spricht man noch nicht beim Start-up-Unternehmen aus Hannover, das aktuell zehn Mitarbeiter hat. Die Turmbauer haben aber noch viel vor: Rund 30.000 Türme für Windkraftanlagen werden weltweit pro Jahr gebaut, 1000 davon sollen nach ihren Plänen in einigen Jahren auf hölzernen Beinen stehen.