Yvonne Fischer hat ihr Kind bekommen, als sie schon Lehramt an der TU Darmstadt studierte. Bereits wenige Wochen nach der Geburt nahm sie es mit in die Vorlesungen. Am Anfang hatte sie Sorge, dass Dozenten oder Mitstudierende ablehnend auf die junge Mutter mit dem Baby reagieren würden:
"Aber ich wurde immer herzlich empfangen, die Kleine wurde immer herzlich aufgenommen. Auch in so Studiengängen wie Chemie wo man denkt, das sind jetzt nicht so die Familiären, da wurde immer ganz freundlich auf das Kind eingegangen. Das war so das Beste für mich."
Besonders wichtig fand Yvonne Fischer auch die sogenannten "Eltern-Kind-Räume", von denen an der TU Darmstadt gleich mehrere in der Nähe der Seminarräume eingerichtet wurden:
"Das sind an den verschiedenen Standorten so Räume, an denen verschiedene Spielsachen sind. Auch für die ganz kleinen, die noch Krabbeln und noch ein bisschen Sicherheit brauchen, so abgezäunter Bereich da ist, der auch schön ausgepolstert ist. Wunderbar, mit einer Couch, wo man stillen kann, wo man sich zurückziehen kann einfach. Das ist ja auch so ein Problem, wo stille ich jetzt? In der Toilette oder so. Nein, man kann in so einen Raum gehen, es sind auch immer so kleine Kochgelegenheiten, zum Brei warm machen oder so etwas. Und Schreibtische und einen Tisch zu Essen, das haben wir rege genutzt."
40 Familien warten auf Plätze
Inzwischen ist das Kind vier Jahre alt und hat besucht eine Kita in einem Vorort von Darmstadt. Die TU selbst bietet 110 Krippen- und Kita-Plätze an. Bei rund 1300 Studierenden mit Kindern sei das noch viel zu wenig, räumt Ellen von Borzyskowski ein. Sie ist verantwortlich für den Familienservice der TU Darmstadt:
"Ja, auf jeden Fall! Wir haben Wartelisten immer noch mit 40 Familien, für beide Krippeneinrichtungen auch für den Kindergarten. Es gibt noch Bedarf und ich wünsche mir, dass die TU Darmstadt, insbesondere die Leitung – der Kanzler – auch weiterhin die Planung für weitere Betreuungseinheiten vorantreiben wird."
Teilzeit-Studienplätze sind eine Chance für Studierende mit Kindern, Studium und Kindererziehung miteinander zu verbinden. Diese Möglichkeit wird rege genutzt, so Gabriele Pfeiffer von der Koordinierungsstelle Teilzeitstudium in Darmstadt. Jeder vierte Teilzeit-Studierende an der TU hat ein Kind:
"Insofern wird es ganz gut angenommen, aber jeder Studiengang ist natürlich unterschiedlich geeignet für ein Teilzeitstudium. Biologie und Chemie, das sind auch immer Studiengänge, die Probleme bereiten im Teilzeitstudium, weil sie große Labor-Phasen haben und Laborpraktika haben, das ist natürlich immer schwierig für Studierende mit Kindern. Da muss die Kinderbetreuung dann auch gesichert sein, wenn die eine ganze Woche am Stück im Labor stehen müssen."
Um auch solche Situationen meistern zu helfen, hat die TU Darmstadt eine Vertrag mit einem externen Anbieter einer sogenannten "Ad-Hoc-Betreuung" geschlossen:
"Da können Kinder von morgens 6 Uhr zur Not auch bis 22 Uhr gebracht werden. Die Anmeldung erfolgt relativ kurzfristig und für Studierende kann das unter Umständen auch kostenfrei sein."
Kein Bafög für Teilzeit-Studierende
Ein grundsätzliches Problem sei es allerdings, dass gerade Teilzeit-Studierende kein Bafög bekommen, kritisiert die zuständige Koordinatorin Gabriele Pfeiffer:
"Wenn sie im Teilzeitstudium sind, bekommen sie ohnehin gar kein Bafög. Das ist ein ganz schlechtes Thema."
In Darmstadt muss man außerdem enorme Wege zurücklegen, um das Bafögamt und andere verantwortlichen Stellen zu erreichen. Die wichtigen Einrichtungen für Studierende mit Kindern sind weit verstreut. Ein Manko, gerade mit Kinderwagen oder Tragegestell, empfindet auch die Studierende Yvonne Fischer:
"Gut, es ist jetzt nicht so, dass man da jede Woche hin muss. Man ist einmal da, hat einen Beratungstermin. Aber klar, wenn alles unter einem Dach ist, hat man weniger Laufzeiten, das wäre schon praktischer, auf jeden Fall."