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Mit Nanotechnologie den Durst stillen

Wasser ist das elementare Lebensmittel überhaupt. Doch gut 900 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Durchfallerkrankungen und der Tod durch Austrocknung sind die Folge. Eine einfache, aber erfolgversprechende Methode könnte nun helfen, dieses Problem zu lösen.

Von Jörg Poppendieck |
    Marelize Bothes führt die letzten Tests durch, bevor die industrielle Produktion beginnt. Die Mikrobiologin der Uni Stellenbosch presst Wasser aus einer Halb-Liter-Plastik-Wasserflasche durch den kleinen Teebeutelfilter. Die Wasserprobe wird anschließend analysiert. Hier in diesem nicht mal 30-Quadratmeter großen Labor der Universität wurde er entwickelt - der Teebeutelwasserfilter.

    "Der Filter ist eine billige Lösung. Viel billiger als Wasser aus der Flasche oder jeder andere Filter auf dem Markt. Er ist einfach in der Handhabung und es wird leicht sein, ihn in abgelegenen Regionen zu verteilen. Hinzukommt, dass der Filter nicht nur die Bakterien aus dem verschmutzten Wasser herausfiltert, er tötet die Erreger auch nach ab. So gelangen sie nicht zurück in die Umwelt."

    Zahlreiche Hilfsorganisationen und sogar die Vereinten Nationen haben sich bereits gemeldet. Das Interesse an dem Filter ist groß. Kein Wunder, allein in Afrika leben rund 300 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dabei ist Professor Eugen Cloete und sein Team die Idee zu dem Filter eher zufällig gekommen.

    "Wir haben am Anfang gar nicht in diese Richtung geforscht. Wir waren eigentlich dabei, Filter für industrielle Anlagen zu entwickeln. Aber wenn man im Labor forscht, geschieht das im kleineren Maßstab. Ich hab die Ergebnisse, die wir mit geringen Wassermengen erzielt haben, gesehen und da habe ich angefangen über einen kleinen Filter nachzudenken."

    Und so kam er auf die Idee ein Teebeutel nutzen. Statt mit Roiboss oder schwarzem Tee werden die Filter mit aktiviertem Carbon gefüllt, das Schadstoffe aus dem Wasser herausfiltert. Neu und wegweisend ist die Behandlung des Filterpapiers. Biozide, die mit Nanofasern beschichtet sind, werden auf das Papier aufgetragen. Bakterien werden so nicht nur herausgefiltert, sondern anschließend auch noch abgetötet. Der Einwegfilter wird anschließend in einen Adapter eingesetzt und soll dann auf nahezu alle herkömmlichen Plastikflaschen passen.

    "Was wir hier machen ist, wir nehmen Nanotechnologie, um den Ärmsten der Armen zu helfen. Wir werden ihr Leben verändern. Man muss sich nur mal die Hoffnung vorstellen, die wir den Menschen geben können. Plötzlich müssen keine Kinder mehr an Durchfallsterben, bloß weil sie verschmutztes Wasser getrunken haben."

    Die Universität Stellenbosch in der Nähe von Kapstadt ist stolz auf den Mikrobiologen Cloete und sein Team. Die Entwicklung des Teebeutelwasserfilters ist einer der ersten Erfolge, den die UNI mit ihrem neuen Zukunftskonzept feiert. Die einstige Kaderschmiede des Apartheidregimes hat sich mit seiner unrühmlichen Geschichte auseinandergesetzt und das Projekt "hope" Hoffnung ins Leben gerufen. Künftig sollen die Probleme des Landes und des Kontinents in den Fokus der Forschung rücken. Ein gutes Beispiel dafür ist der Filter, sagt Desmond Thomas einer der Erfinder des Projekts.

    "Eine Institution wie die Uni Stellenbosch und andere Universitäten in Südafrika auch waren Teil des Unrechtssystems der Apartheid. Wir haben uns dem gestellt und entschieden, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren."

    Das Ziel der Uni für die kommenden Jahre lautet daher: "Science for society" - "Wissenschaft für die Gesellschaft". Ein ehrgeiziges Ziel, dass die südafrikanische Universität nicht allein verfolgen kann und will. In den kommenden Wochen werden sich deshalb Studenten und Professoren auf eine Art internationale Werbetour begeben. Sie wollen ihr "Hope"-Projekt bekannt machen und nach Kooperationsmöglichkeiten mit Universitäten in Afrika, Amerika und in Europa suchen.