Am Beginn von Tony Rinaudos Tätigkeit im Sahel stand ein kompletter Fehlschlag.
"Wir begannen nach der großen Hungersnot von 1975 mit Restgeldern aus den Hilfsfonds Bäume zu pflanzen, um die Wüstenbildung zu bekämpfen. Wir zogen in Baumschulen exotische Bäume, Neem und Eukalyptus, pflanzten sie aus. Die Ergebnisse waren entmutigend. Das Klima war zu harsch und die Leute machten nicht mit, sahen den Sinn nicht ein. Wir kämpften gegen Windmühlenflügel. Es war ein Fehlschlag."
Die Hilfsorganisation World Vision hatte Tony Rinaudo nach Maradi geschickt, einer Provinz im Süden des Niger. In guten Zeiten versorgten die Bauern Maradis das ganze Land. Aber als in den 1970er-Jahren der Regen ausblieb, verdorrten die Felder:
"Dieser Teil des Lands ist keine Wüste. Dort wachsen Bäume, allerdings haben wir sie zunächst nur für Buschwerk gehalten, weil die Farmer sie jedes Jahr radikal zurückschnitten und die Äste und Zweige verbrannten, um Dünger zu erhalten. Wir mussten also nicht neu aufforsten, sondern die Bauern nur überreden, ein paar Bäume wachsen zu lassen."
Ein paar Dutzend Bäume auf einem Feld machen einen Unterschied: Sie brechen den Wind und verlangsamen die Bodenerosion. Sie halten Feuchtigkeit im Boden und binden mit ihren Wurzeln Stickstoff. Den Menschen liefern sie Brennmaterial, dem Vieh Futter, und die abfallenden Blätter düngen den Boden. Nur weil die Bäume wuchsen, ergrünten innerhalb weniger Jahrzehnte die wüstenhaften Landschaften in Maradi und im benachbarten Zinder:
"Die Bauern in Maradi und Zinder haben in den vergangenen 20 Jahren etwas Bedeutsames erreicht. Sie haben fünf Millionen Hektar wieder aufgeforstet. Das ist die größte Umweltveränderung in Westafrika, wenn nicht in ganz Afrika."
Chris Reij von der Freien Universität Amsterdam begleitet die Bemühungen im Sahel seit Jahren. Von Niger aus haben sich diese Graswurzel-Initiativen in die Nachbarländer Burkina Faso und Mali ausgebreitet und weiter bis nach Äthiopien und in den Senegal. Allerdings zieht das simple Rezept, Bäume wachsen zu lassen, nicht überall.
"Da, wo Sie sehr stark versiegelte und verkrustete Böden haben, funktioniert eine solche natürliche Regenerierung nicht mehr. Der Boden ist zu hart, da ist auf weiter Fläche einfach nichts mehr zu finden, was man schützen kann, und da muss man dann schon mit etwas intensiveren technischen Maßnahmen der Regenerierung da nachhelfen."
Anneke Trux von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit.
Verkrustete Böden müssen erst aufgebrochen und dann neu bepflanzt werden. Dann zeigt sich ein Effekt.
"Da kann man von einem auf das andere Jahr oft eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion um 50 oder 100 Prozent beobachten. Also wir haben da dokumentierte Beispiele, wo vor der Durchführung solcher Maßnahmen der Getreideertrag bei Hirse bei 200 Kilogramm pro Hektar gelegen hat, und nach solchen Regenerierungsmaßnahmen bei bis zu 1000 Kilo, und das ist natürlich ein ganz starker ökonomischer Anreiz für die Bauern, diese auch sehr schwere Arbeit auf sich zu nehmen."
Überall im Sahel laufen solche Projekte, die allmählich ein Netzwerk von Bäumen bilden. Die Kosten sind gering, das meiste erledigen die Menschen vor Ort. Ganz anders bei der jüngsten Initiative der Sahel-Regierungen: die Große Grüne Mauer. Über 7500 Kilometer hinweg soll ein Waldstreifen von bis zu 15 Kilometer Breite die Sahara zurückdrängen. Kostenpunkt: drei Milliarden Dollar. Das Echo der Experten auf diese Idee ist jedoch negativ - denn trotz immenser Kosten und des beeindruckenden Vergleichs mit der Chinesischen Mauer greife sie viel zu kurz:
"Mit einer grünen Mauer aus Bäumen entlang irgendeiner gedachten Linie im Sahel die Desertifikation zu stoppen, das ist ungefähr so, als wollte man das Problem des Fluglärms im Rhein-Main-Raum mit einer Lärmschutzmauer entlang der Startbahn West bekämpfen."
Die Vielzahl kleiner Projekte, die über den Sahel hinweg eine Art Parklandschaft entstehen lassen, bringe Ökosystemen und Menschen sehr viel mehr. So bleiben die Dörfer, die in der Region Zinder ihre Bäume wachsen lassen, seit Jahren von Hungersnöten verschont – selbst wenn es ihren Nachbarn schlecht geht.
"Wir begannen nach der großen Hungersnot von 1975 mit Restgeldern aus den Hilfsfonds Bäume zu pflanzen, um die Wüstenbildung zu bekämpfen. Wir zogen in Baumschulen exotische Bäume, Neem und Eukalyptus, pflanzten sie aus. Die Ergebnisse waren entmutigend. Das Klima war zu harsch und die Leute machten nicht mit, sahen den Sinn nicht ein. Wir kämpften gegen Windmühlenflügel. Es war ein Fehlschlag."
Die Hilfsorganisation World Vision hatte Tony Rinaudo nach Maradi geschickt, einer Provinz im Süden des Niger. In guten Zeiten versorgten die Bauern Maradis das ganze Land. Aber als in den 1970er-Jahren der Regen ausblieb, verdorrten die Felder:
"Dieser Teil des Lands ist keine Wüste. Dort wachsen Bäume, allerdings haben wir sie zunächst nur für Buschwerk gehalten, weil die Farmer sie jedes Jahr radikal zurückschnitten und die Äste und Zweige verbrannten, um Dünger zu erhalten. Wir mussten also nicht neu aufforsten, sondern die Bauern nur überreden, ein paar Bäume wachsen zu lassen."
Ein paar Dutzend Bäume auf einem Feld machen einen Unterschied: Sie brechen den Wind und verlangsamen die Bodenerosion. Sie halten Feuchtigkeit im Boden und binden mit ihren Wurzeln Stickstoff. Den Menschen liefern sie Brennmaterial, dem Vieh Futter, und die abfallenden Blätter düngen den Boden. Nur weil die Bäume wuchsen, ergrünten innerhalb weniger Jahrzehnte die wüstenhaften Landschaften in Maradi und im benachbarten Zinder:
"Die Bauern in Maradi und Zinder haben in den vergangenen 20 Jahren etwas Bedeutsames erreicht. Sie haben fünf Millionen Hektar wieder aufgeforstet. Das ist die größte Umweltveränderung in Westafrika, wenn nicht in ganz Afrika."
Chris Reij von der Freien Universität Amsterdam begleitet die Bemühungen im Sahel seit Jahren. Von Niger aus haben sich diese Graswurzel-Initiativen in die Nachbarländer Burkina Faso und Mali ausgebreitet und weiter bis nach Äthiopien und in den Senegal. Allerdings zieht das simple Rezept, Bäume wachsen zu lassen, nicht überall.
"Da, wo Sie sehr stark versiegelte und verkrustete Böden haben, funktioniert eine solche natürliche Regenerierung nicht mehr. Der Boden ist zu hart, da ist auf weiter Fläche einfach nichts mehr zu finden, was man schützen kann, und da muss man dann schon mit etwas intensiveren technischen Maßnahmen der Regenerierung da nachhelfen."
Anneke Trux von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit.
Verkrustete Böden müssen erst aufgebrochen und dann neu bepflanzt werden. Dann zeigt sich ein Effekt.
"Da kann man von einem auf das andere Jahr oft eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion um 50 oder 100 Prozent beobachten. Also wir haben da dokumentierte Beispiele, wo vor der Durchführung solcher Maßnahmen der Getreideertrag bei Hirse bei 200 Kilogramm pro Hektar gelegen hat, und nach solchen Regenerierungsmaßnahmen bei bis zu 1000 Kilo, und das ist natürlich ein ganz starker ökonomischer Anreiz für die Bauern, diese auch sehr schwere Arbeit auf sich zu nehmen."
Überall im Sahel laufen solche Projekte, die allmählich ein Netzwerk von Bäumen bilden. Die Kosten sind gering, das meiste erledigen die Menschen vor Ort. Ganz anders bei der jüngsten Initiative der Sahel-Regierungen: die Große Grüne Mauer. Über 7500 Kilometer hinweg soll ein Waldstreifen von bis zu 15 Kilometer Breite die Sahara zurückdrängen. Kostenpunkt: drei Milliarden Dollar. Das Echo der Experten auf diese Idee ist jedoch negativ - denn trotz immenser Kosten und des beeindruckenden Vergleichs mit der Chinesischen Mauer greife sie viel zu kurz:
"Mit einer grünen Mauer aus Bäumen entlang irgendeiner gedachten Linie im Sahel die Desertifikation zu stoppen, das ist ungefähr so, als wollte man das Problem des Fluglärms im Rhein-Main-Raum mit einer Lärmschutzmauer entlang der Startbahn West bekämpfen."
Die Vielzahl kleiner Projekte, die über den Sahel hinweg eine Art Parklandschaft entstehen lassen, bringe Ökosystemen und Menschen sehr viel mehr. So bleiben die Dörfer, die in der Region Zinder ihre Bäume wachsen lassen, seit Jahren von Hungersnöten verschont – selbst wenn es ihren Nachbarn schlecht geht.