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Mit Schlümpfen und Pilzen zurück zur Natur

Jeder kennt die Betonbettenburgen an Spaniens Küsten. An der Costa del Sol fangen Experten an, in der Krise umzusteuern. Das kleine Dorf Júzcar setzt sich dabei mit einer ungewöhnlichen Maßnahme für nachhaltigen Tourismus ein.

Tini von Poser |
    "Es ist ein außergewöhnlicher Ort, wo man sehr viel Ruhe hat. Das Dorf liegt mitten im Wald, es ist sehr grün, ein Grün, das nur noch schwierig in Andalusien zu finden ist. Auch die Leute haben mich hierher gezogen, sehr sympathische Leute, dann das Thema Pilze und Pilzkunde."

    Daniel Villarán ist in der Stadt Málaga an der Costa del Sol geboren und aufgewachsen. Vor zwei Jahren entschied er sich, ins Landesinnere zu ziehen, nach Júzcar – einem Dorf mit 220 Einwohnern mitten in den Bergen. Dort widmet er sich der Pilzkunde und dem nachhaltigen Tourismus. Förster Sergio Sánchez setzt sich in Júzcar ebenfalls für nachhaltigen Tourismus ein.

    "Zum Beispiel stelle man sich vor, hier kommt eine Person mit sehr viel Geld her, will einen tollen Ausblick und stellt hier ein 5-Sterne-Hotel mit Golfplatz hin. Nein, das ist nicht die Art von Tourismus, die wir hier wollen. Sondern einen etwas niedrigeren Standard: jemand, der es einfach genießt, durch die Natur zu spazieren, gerne Vögel beobachtet, spektakuläre Fotos macht und der mit und in der Natur lebt und sie nicht zerstört, um zu leben."

    Auch an der Küste haben Verantwortliche aus der Tourismusbranche erste Schritte zum nachhaltigen Tourismus eingeleitet. Es gibt allerdings auch keinen Platz mehr für weitere Hotels, die Natur ist bereits zerstört und zurück gedrängt worden, und der Wassermangel wurde in den letzten Jahren immer mehr zum Problem. Agustín Lomeña ist Tourismusexperte für die Costa del Sol.

    "Vieles Barbarische wurde zugelassen. Doch das ist jetzt vorbei. Wir versuchen nun, die Umwelt zu renaturieren. Die Mehrheit der Unternehmen befürwortet jetzt Maßnahmen für einen nachhaltigen Tourismus – zum Beispiel Brauchwasser für die Bewässerung der Golfplätze einzusetzen. Aber man kann nicht alles an einem Tag machen."

    Auch wenn das Dorf Júzcar in Sachen Nachhaltigkeit mehr Bewusstsein an den Tag legt als die Küste, wollten die Dorfbewohner ein Angebot von Sony Pictures nicht abschlagen. Sony hat das Dorf entdeckt, um seinen neuen Schlumpffilm "Schlümpfe in 3D” zu promoten und ließ daher alle Häuser blau streichen. Die traditionell weißen andalusischen Häuser leuchten nun in schlumpfblau zwischen den grünen Bergen und bilden die perfekte Kulisse für ein paar Schlümpfe, die durch das Dorf marschieren.

    "Die haben ein Dorf gesucht mit wenigen Einwohnern und wenigen Häusern. Ein Dorf – ein bisschen versteckt, mit einer guten Aussicht. Und die Schlümpfe leben in Pilzen, und wir promoten seit Langem die Pilzkunde."

    Sagt David Fernández, der Bürgermeister von Júzcar. Die Bewohner hätten sich in einer Dorfversammlung einstimmig für das Angebot von Sony ausgesprochen, denn blaue Häuser und Schlümpfe stellen in dem sonst doch recht einsamen Bergdorf eine Sensation dar. Darüber hinaus haben sie daran verdient. Insgesamt verzeichne das Dorf aber trotz der Krise weitaus weniger Arbeitslosigkeit als die Küste, so David Fernández.

    Wie der Bürgermeister ist auch Förster Sánchez überzeugt davon, dass nachhaltiger Tourismus das Dorf zwar nicht reich macht, es aber auf lange Sicht besser dran ist.

    "Es gibt einen sehr schönen Satz: Der Reichste ist nicht derjenige, der am meisten hat, sondern der am wenigsten braucht. Ich brauche recht wenig, nur diesen Ausblick hier zu genießen, gesunde Luft. Ich ziehe es vor, hier zu leben und mich von dem Hahn am Morgen wecken zu lassen."