Im Sicherheitslabor für Mückenforschung an der staatlichen Universität von São Paulo: Der Biologe Diego Soares Azevedo zieht zwei durchsichtige Zuchtgefäße aus einem Metallregal. Im kleinen Becher schwimmen unzählige längliche Mückenlarven im Wasser. Im großen Becher sind die asiatischen Tigermücken Aedes aegypti bereits geschlüpft und fliegen energisch gegen den Deckel.
"Wir nennen die Mücke A5 F29. Alle Schlupflöcher, die diese Mücke finden könnte, sind hier drinnen verstopft. Die Fenster sind versiegelt und haben Moskitonetze. Zwischen den beiden Türen besteht eine Luftschleuse, ein starker Luftstrom, damit keine Mücke aus dem Labor hinaus- oder hineinfliegen kann."
Diego Soares Azevedo sortiert im Labor die männlichen, kleineren Mücken aus. Nur sie werden für den Versuch benutzt. Sie stechen nicht und ernähren sich in freier Natur ausschließlich von Nektar. Es ist die weibliche Mücke, die sticht, die Krankheit überträgt und nach der Blutmahlzeit ihre Eier ablegt. Leiterin des Versuch ist die Biologin Margareth de Lara Capurro. In ihrem Labor am biomedizinischen Institut der staatlichen Universität von São Paulo liefen die Vorbereitungen für den Freisetzungsversuch.
"Unsere Mücke trägt ein letales Gen, das ihre Nachkommen abtötet. Es ist kein Toxin, kein Schlangengift, oder ähnliches. Es ist eine genetische Fehlregulation, und wir benutzen nur die Männchen, damit sie dieses tödliche Gen an ihre Nachkommen weiter geben. Wie der gentechnisch veränderte Genabschnitt aussieht, ist geheim, er wurde von der englischen Firma Oxitec patentiert. Die englische Firma fügt die veränderte DNA via Mikroinjektion in das Genom der Mückeneier ein. Oxitec stellt uns nur die daraus gezogenen Mücken zur Verfügung."
Die Firma Oxitec, ausgeschrieben bedeutet das "Oxford Insect Technologies", führte 2009 einen Freisetzungsversuch auf der großen Caymaninseln in der Karibik durch. Dort setzte die Firma drei Millionen gentechnisch veränderte männliche Mücken aus. 2011 begann Margareth de Lara Capurro in Brasilien mit ihrem Freisetzungsversuch. Dafür setzte sie im ersten Jahr 500.000 Mücken pro Woche frei. Der erste Forschungsabschnitt war ein Erfolg, denn die veränderten Mücken flogen und pflanzten sich fort, so die Biologin. Um den Populationsrückgang zu messen, stellte sie in der Nähe der Freisetzungsorte Eifallen auf.
"In den Fallen fanden wir 50 Prozent gentechnisch veränderte Larven. Und diese werden sterben. Das bedeutet aber nicht, dass wir 50 Prozent weniger Mücken haben. Die Berechnung der Mückensuppression ist komplizierter."
Kompliziert ist diese Berechnung, weil in einem offenen Gebiet gesunde Mücken aus anderen Stadtteilen dazukommen können. Außerdem überlebt trotz des tödlichen Gens ein gewisser Anteil der Larven. Das haben die Ergebnisse eines Freisetzungsversuchs auf den Caymaninseln vor drei Jahren gezeigt. Seit einem Monat werden mehrere Millionen Mücken pro Woche ausgesetzt, der Versuch erstreckt sich nun auf vier Stadtteile. Das soll zur Verringerung der Larven um 80 bis 90 Prozent führen, erwartet Capurro. Noch weiß sie nicht, ob dadurch weniger Menschen an Dengue erkranken. Genau das kritisiert der Arzt Alexandre Roberto Precioso.
"Bisher haben wir nicht einmal eine Auswertung der Dengue-Infektionsraten in dem Gebiet. Es müsste eine rigorose Kontrolle der Studie geben, welche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sie hat, auf die Krankheitsraten. Und was ist, wenn das künstliche Gen auf eine andere Mücke übertragen wird? Da sind viele Fragen offen."
Margareth de Lara Capurro ist sicher, dass die gentechnisch veränderten Mücken keine Spuren in Juazeiro hinterlassen. Allerdings, schränkt sie ein,
"… kann ich als Wissenschaftlerin nicht sagen, dass niemals etwas passieren wird, es bleibt immer eine minimale Unwägbarkeit. Aber die mathematische Wahrscheinlichkeit der Gen-Übertragung ist eins zu mehreren Milliarden."
Noch ist nicht klar, warum einige gentechnisch veränderte Mücken überleben – es bleiben bei dem Freisetzungsexperiment in Brasilien einige Fragen offen.
"Wir nennen die Mücke A5 F29. Alle Schlupflöcher, die diese Mücke finden könnte, sind hier drinnen verstopft. Die Fenster sind versiegelt und haben Moskitonetze. Zwischen den beiden Türen besteht eine Luftschleuse, ein starker Luftstrom, damit keine Mücke aus dem Labor hinaus- oder hineinfliegen kann."
Diego Soares Azevedo sortiert im Labor die männlichen, kleineren Mücken aus. Nur sie werden für den Versuch benutzt. Sie stechen nicht und ernähren sich in freier Natur ausschließlich von Nektar. Es ist die weibliche Mücke, die sticht, die Krankheit überträgt und nach der Blutmahlzeit ihre Eier ablegt. Leiterin des Versuch ist die Biologin Margareth de Lara Capurro. In ihrem Labor am biomedizinischen Institut der staatlichen Universität von São Paulo liefen die Vorbereitungen für den Freisetzungsversuch.
"Unsere Mücke trägt ein letales Gen, das ihre Nachkommen abtötet. Es ist kein Toxin, kein Schlangengift, oder ähnliches. Es ist eine genetische Fehlregulation, und wir benutzen nur die Männchen, damit sie dieses tödliche Gen an ihre Nachkommen weiter geben. Wie der gentechnisch veränderte Genabschnitt aussieht, ist geheim, er wurde von der englischen Firma Oxitec patentiert. Die englische Firma fügt die veränderte DNA via Mikroinjektion in das Genom der Mückeneier ein. Oxitec stellt uns nur die daraus gezogenen Mücken zur Verfügung."
Die Firma Oxitec, ausgeschrieben bedeutet das "Oxford Insect Technologies", führte 2009 einen Freisetzungsversuch auf der großen Caymaninseln in der Karibik durch. Dort setzte die Firma drei Millionen gentechnisch veränderte männliche Mücken aus. 2011 begann Margareth de Lara Capurro in Brasilien mit ihrem Freisetzungsversuch. Dafür setzte sie im ersten Jahr 500.000 Mücken pro Woche frei. Der erste Forschungsabschnitt war ein Erfolg, denn die veränderten Mücken flogen und pflanzten sich fort, so die Biologin. Um den Populationsrückgang zu messen, stellte sie in der Nähe der Freisetzungsorte Eifallen auf.
"In den Fallen fanden wir 50 Prozent gentechnisch veränderte Larven. Und diese werden sterben. Das bedeutet aber nicht, dass wir 50 Prozent weniger Mücken haben. Die Berechnung der Mückensuppression ist komplizierter."
Kompliziert ist diese Berechnung, weil in einem offenen Gebiet gesunde Mücken aus anderen Stadtteilen dazukommen können. Außerdem überlebt trotz des tödlichen Gens ein gewisser Anteil der Larven. Das haben die Ergebnisse eines Freisetzungsversuchs auf den Caymaninseln vor drei Jahren gezeigt. Seit einem Monat werden mehrere Millionen Mücken pro Woche ausgesetzt, der Versuch erstreckt sich nun auf vier Stadtteile. Das soll zur Verringerung der Larven um 80 bis 90 Prozent führen, erwartet Capurro. Noch weiß sie nicht, ob dadurch weniger Menschen an Dengue erkranken. Genau das kritisiert der Arzt Alexandre Roberto Precioso.
"Bisher haben wir nicht einmal eine Auswertung der Dengue-Infektionsraten in dem Gebiet. Es müsste eine rigorose Kontrolle der Studie geben, welche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sie hat, auf die Krankheitsraten. Und was ist, wenn das künstliche Gen auf eine andere Mücke übertragen wird? Da sind viele Fragen offen."
Margareth de Lara Capurro ist sicher, dass die gentechnisch veränderten Mücken keine Spuren in Juazeiro hinterlassen. Allerdings, schränkt sie ein,
"… kann ich als Wissenschaftlerin nicht sagen, dass niemals etwas passieren wird, es bleibt immer eine minimale Unwägbarkeit. Aber die mathematische Wahrscheinlichkeit der Gen-Übertragung ist eins zu mehreren Milliarden."
Noch ist nicht klar, warum einige gentechnisch veränderte Mücken überleben – es bleiben bei dem Freisetzungsexperiment in Brasilien einige Fragen offen.