Ein Wanderweg im idyllischen Hohenlohekreis. Sanft erheben sich hier die Hügel, auf den saftigen Wiesen rechts und links grasen schwarz-braun gefleckte Ziegen. Die Biologin Dania Richter zieht ein großes weißes Stofftuch hinter sich her. Sie ist auf Zeckenjagd im Weidegebiet. Dann hält sie an und dreht das Tuch um:
"Eine finden wir. Das ist jetzt hier eine Zeckennymphe, sehr klein. Würde Ihnen sicherlich nicht auffallen, wenn sie am Hosenbein entlang krabbelt. Ich nehme die wieder mit."
Die Biologin von der Berliner Charité packt den winzigen achtbeinigen Blutsauger in ein Plastikröhrchen. Gemeiner Holzbock wird diese Zeckenart auch genannt, die häufigste in unseren Breiten und Überträger der gefährlichen Borreliose-Erreger, gegen die es bislang keinen Impfstoff gibt.
Weiter geht es auf dem Wanderweg. Nach ein paar Schritten, hinter einem Gatter, beginnt der Wald. Ziegen gibt es hier keine mehr, dafür dichtes Unterholz. Dania Richter zieht das Tuch über Gräser und Zweige:
"So, und jetzt haben Sie den Unterschied: All diese schwarzen Punkte sind Zeckennymphen. Und das ist doch ein toller Unterschied zu dem, was wir auf der Weide finden."
Das Ergebnis der Berliner Wissenschaftler ist eine kleine Sensation: Dort, wo Kühe, Schafe und Ziegen grasen, gibt es etwa zehn mal weniger Zecken als auf Waldwegen und Lichtungen ohne Weidetiere:
"Die Wiederkäuer fressen natürlich sehr viel Vegetation weg. Dadurch hält sich weniger Feuchte, und der Gemeine Holzbock braucht eine hohe Luftfeuchte, die wird ihm genommen auf der Weide. In der Sukzessionsbrache hat er sie noch, da ist es sehr schattig, da fühlt er sich wohl. Zusätzlich hat er hier auch sehr viele Nagetiere und Vögel zur Verfügung, die er oben auf der Weide nicht mehr hat, weil dort die Nagetiere die Deckung verlieren, weil die Wiederkäuer sie wegfressen."
Drei Jahre lang haben die Biologen der Berliner Charité Wald- und Weidegebiete im Südwesten der Republik auf Zecken hin untersucht, finanziert von der Landesstiftung Baden-Württemberg. Ziel des Forschungsprojekts ist es, dem Krankheitserreger präventiv den Kampf anzusagen. Dabei haben die Wissenschaftler nicht nur herausgefunden, dass es auf Weideflächen viel weniger der kleinen Blutsauger gibt. Die Zecken sind hier auch fünf mal seltener mit den Borreliose-Erregern infiziert als in nicht beweideten Gebieten. Der Grund: Rinder oder Ziegen nehmen die gefährlichen Bakterien, die von der Zecke übertragen werden, nicht auf. Dania Richter:
"Aber noch viel besser: Wenn eine infizierte Zecke an einem Wiederkäuer saugt, dann verliert sie ihre Infektion. Das bedeutet, dass die Zecke dann, nachdem sie sich vollgesogen hat und sich zum nächsten Entwicklungsstadium gehäutet hat, für den Menschen nicht mehr gefährlich ist, den Menschen nicht mehr infizieren kann."
Die Wissenschaftler der Universität Hohenheim und des Landesgesundheitsamts Stuttgart setzen auf eine andere Methode: Im Auftrag der Landesstiftung erforschen sie, wie sich die natürlichen Feinde der Zecke gezielt einsetzen lassen, um die Zahl der kleinen Blutsauger deutlich zu reduzieren. Bestimmte Pilzarten kämen dafür in Frage, Fadenwürmer und die so genannte Zeckenerzwespe, die sich ausschließlich in Zecken vermehrt und diese dabei auffrisst. Johannes Steidle, Professor für Tierökologie an der Uni Hohenheim:
"Wir würden gerne die Zeckendichte runterdrücken. Dazu müssen wir die natürlichen Feinde wie die Nematoden, die Pilze oder diese Wespe in größeren Mengen freisetzen und auf diese Weise die Populationsdichte der Zecken runterdrücken."
Auch diese Methode klingt vielversprechend, zumindest nach den bisherigen Versuchsreihen. Mit Hilfe der Fadenwürmer beispielsweise starben 53 Prozent der Zecken ab. Vor dem Einsatz in der Natur sind allerdings noch weitere Untersuchungen nötig, auch was mögliche Wirkungen der Pilze und Würmer auf andere Organismen angeht.
Für die Zecke könnte es in Zukunft also möglicherweise eng werden in Wald und Flur - auch wenn Wiederkäuer, Pilze, Würmer und Wespen nur an ausgesuchten Orten gegen den Blutsauger zum Einsatz kommen sollen.
"Eine finden wir. Das ist jetzt hier eine Zeckennymphe, sehr klein. Würde Ihnen sicherlich nicht auffallen, wenn sie am Hosenbein entlang krabbelt. Ich nehme die wieder mit."
Die Biologin von der Berliner Charité packt den winzigen achtbeinigen Blutsauger in ein Plastikröhrchen. Gemeiner Holzbock wird diese Zeckenart auch genannt, die häufigste in unseren Breiten und Überträger der gefährlichen Borreliose-Erreger, gegen die es bislang keinen Impfstoff gibt.
Weiter geht es auf dem Wanderweg. Nach ein paar Schritten, hinter einem Gatter, beginnt der Wald. Ziegen gibt es hier keine mehr, dafür dichtes Unterholz. Dania Richter zieht das Tuch über Gräser und Zweige:
"So, und jetzt haben Sie den Unterschied: All diese schwarzen Punkte sind Zeckennymphen. Und das ist doch ein toller Unterschied zu dem, was wir auf der Weide finden."
Das Ergebnis der Berliner Wissenschaftler ist eine kleine Sensation: Dort, wo Kühe, Schafe und Ziegen grasen, gibt es etwa zehn mal weniger Zecken als auf Waldwegen und Lichtungen ohne Weidetiere:
"Die Wiederkäuer fressen natürlich sehr viel Vegetation weg. Dadurch hält sich weniger Feuchte, und der Gemeine Holzbock braucht eine hohe Luftfeuchte, die wird ihm genommen auf der Weide. In der Sukzessionsbrache hat er sie noch, da ist es sehr schattig, da fühlt er sich wohl. Zusätzlich hat er hier auch sehr viele Nagetiere und Vögel zur Verfügung, die er oben auf der Weide nicht mehr hat, weil dort die Nagetiere die Deckung verlieren, weil die Wiederkäuer sie wegfressen."
Drei Jahre lang haben die Biologen der Berliner Charité Wald- und Weidegebiete im Südwesten der Republik auf Zecken hin untersucht, finanziert von der Landesstiftung Baden-Württemberg. Ziel des Forschungsprojekts ist es, dem Krankheitserreger präventiv den Kampf anzusagen. Dabei haben die Wissenschaftler nicht nur herausgefunden, dass es auf Weideflächen viel weniger der kleinen Blutsauger gibt. Die Zecken sind hier auch fünf mal seltener mit den Borreliose-Erregern infiziert als in nicht beweideten Gebieten. Der Grund: Rinder oder Ziegen nehmen die gefährlichen Bakterien, die von der Zecke übertragen werden, nicht auf. Dania Richter:
"Aber noch viel besser: Wenn eine infizierte Zecke an einem Wiederkäuer saugt, dann verliert sie ihre Infektion. Das bedeutet, dass die Zecke dann, nachdem sie sich vollgesogen hat und sich zum nächsten Entwicklungsstadium gehäutet hat, für den Menschen nicht mehr gefährlich ist, den Menschen nicht mehr infizieren kann."
Die Wissenschaftler der Universität Hohenheim und des Landesgesundheitsamts Stuttgart setzen auf eine andere Methode: Im Auftrag der Landesstiftung erforschen sie, wie sich die natürlichen Feinde der Zecke gezielt einsetzen lassen, um die Zahl der kleinen Blutsauger deutlich zu reduzieren. Bestimmte Pilzarten kämen dafür in Frage, Fadenwürmer und die so genannte Zeckenerzwespe, die sich ausschließlich in Zecken vermehrt und diese dabei auffrisst. Johannes Steidle, Professor für Tierökologie an der Uni Hohenheim:
"Wir würden gerne die Zeckendichte runterdrücken. Dazu müssen wir die natürlichen Feinde wie die Nematoden, die Pilze oder diese Wespe in größeren Mengen freisetzen und auf diese Weise die Populationsdichte der Zecken runterdrücken."
Auch diese Methode klingt vielversprechend, zumindest nach den bisherigen Versuchsreihen. Mit Hilfe der Fadenwürmer beispielsweise starben 53 Prozent der Zecken ab. Vor dem Einsatz in der Natur sind allerdings noch weitere Untersuchungen nötig, auch was mögliche Wirkungen der Pilze und Würmer auf andere Organismen angeht.
Für die Zecke könnte es in Zukunft also möglicherweise eng werden in Wald und Flur - auch wenn Wiederkäuer, Pilze, Würmer und Wespen nur an ausgesuchten Orten gegen den Blutsauger zum Einsatz kommen sollen.