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Mitarbeiter in der Warteschlange

Am Dienstagvormittag wurde die neue sächsische Kultusministerin Brunhild Kurth vereidigt. Ihr Vorgänger Roland Wöller wollte den Sparkurs der Landesregierung nicht länger mittragen. Vor allem Schulen, aber auch Hochschulen, wie die Uni Leipzig, sind betroffen. Etliche Mitarbeiter warten noch auf neue Verträge.

Beate Schücking im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 03.04.2012
    Ulrike Burgwinkel: Es gilt ein Einstellungsstopp. Alle bestehenden, alle zu erneuernden oder zu verlängernden Verträge müssen von Ministerpräsident Tillich abgesegnet werden – und das hat gedauert bis kurz vor knapp. Nun hat gestern offiziell das Sommersemester begonnen. Gab es denn Startschwierigkeiten? Professor Beate Schücking ist Rektorin der Uni Leipzig. Wie ist es denn bei Ihnen angelaufen, Frau Schücking?

    Beate Schücking: Wir haben an den Universitäten an einem Punkt einen Vorteil gegenüber den Schulen. Bei uns werden ja nicht Lehrer eingestellt wie an den Schulen, sondern bei uns werden Professoren berufen. Und diese Berufungsvorgänge dauern in der Regel relativ lange, schließen dann aber mit einer rechtsverbindlichen Berufungszusage ab. Und diese Berufungsfälle waren von dem sogenannten Personal-Controlling – es ist ja kein Einstellungsstopp im eigentlichen Sinn, sondern es ist ein verlängerter Überprüfungsvorgang im Bezug auf die Stellen nach Auffassung unserer Staatsministerin Sabine von Schorlemer, die sich da auch wirklich sehr für die sächsischen Hochschulen eingesetzt hat, nicht betroffen. Und wir sind derzeit – haben wir doch einen relativ großen Generationswechsel –, wir sind derzeit in der glücklichen Lage, eine ganze Reihe von neuen Professoren und Professorinnen auch hier an der Uni Leipzig begrüßen zu können, die wir tatsächlich aufgrund dieser Ausnahmeregelung dann auch pünktlich begrüßen konnten und die ihre Arbeit entsprechend aufnehmen konnten.

    Burgwinkel: Wie sieht es denn aus, wenn wir eine Ebene drunter mal schauen mit Lehrbeauftragten, Dozenten?

    Schücking: Lehraufträge sind ja keine festen Arbeitsverhältnisse, und von daher nicht vom Personal-Controlling betroffen, sondern bei Lehraufträgen wird ja nur eine – übrigens äußerst bescheidene – Summe Geldes bewegt. Wer einen Lehrauftrag an der Universität übernimmt, tut das in der Regel der Ehre willen, vielleicht auch der Möglichkeit, lehren zu können und sich dadurch weiterzuqualifizieren, aber in keinem Fall wegen des Geldes. Die sind auch nicht das Problem. Wo wir noch ein Problem haben, sind die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt nicht mit den neuen Professuren gekommen sind, sondern die sozusagen im Regelverfahren zur Neueinstellung anstanden. Die fallen unter einen solchen sogenannten Gruppenantrag – der ist gestellt, aber tatsächlich von der Staatskanzlei, das wird von uns weitergeleitet über das Ministerium für Wissenschaft und Kunst an das Finanzministerium, und dann an die Staatskanzlei, und bezüglich dieses Gruppenantrages hatten wir zumindest gestern, als ich die entsprechende Abfrage gemacht habe hier, zu Beginn der Woche noch keine Neuigkeiten, also auch noch keinen Haken, der es uns dann eben ermöglichen würde, die Beteiligten anzustellen. Das betrifft aber gottlob nicht ganz so viele. Es kommt auch bei uns zu einigen Verzögerungen in Stellenbesetzungen, aber mengenmäßig aufgrund dieser Ausnahmeregelung für die Neuberufenen nicht so viele, dass etwa das Sommersemester jetzt nicht beginnen könnte. Das Sommersemester hat angefangen, und die Uni Leipzig, die ja nun schon viele Jahre an vielen Stellen sparen muss und sich immer wieder flexibel zeigen muss, auch mit solchen schwierigen Situationen umzugehen, wird es hoffentlich auch schaffen und wird natürlich hoffentlich auch diese Genehmigung noch bekommen, auf die wir dann auch warten für größenordnungsmäßig 50 bis 60 wissenschaftliche Mitarbeiter.

    Burgwinkel: Na, für diejenigen, die davon betroffen sind, ist es ja schon ziemlich unangenehm.

    Schücking: Das ist es. Das ist es, und es ist natürlich auch innerhalb der Universität verbreitet, so eine plötzlich einsetzende Regelung nicht unbedingt eine gute Stimmung. Alle, die befristete Verträge haben, entwickeln erst mal Angst, wie es weitergeht, und einige sind tatsächlich dann davon betroffen, dass da eine Lücke eintritt, und jeder, der schon befristet gearbeitet hat, weiß, was solche Lücken bedeuten, Versicherungen müssen entsprechend angepasst werden, man muss auf einmal zum Arbeitsamt rennen, weil man doch diese Stelle nicht hat, hätte es aber eigentlich schon drei Monate vorher machen müssen – also es ist schon für die tatsächlich Betroffenen, deren Gruppe nun aber etwas kleiner ist, als wir ursprünglich befürchtet hatten, mit einer Menge Unannehmlichkeiten verbunden, was mir auch von Herzen leid tut, ganz klar.

    Burgwinkel: Für die Studierenden hat das insgesamt aber keine Konsequenzen, wenn ich Sie da richtig verstanden habe?

    Schücking: Ich gehe im Moment davon aus, dass bei uns das Sommersemester ordnungsgemäß starten konnte. Ich habe keine gegenteiligen Meinungen, also keine gegenteiligen Meldungen auch aus den Fakultäten erhalten.

    Burgwinkel: Das war zum Semesterbeginn die Rektorin der Uni Leipzig, Professor Beate Schücking.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.