In der einen Vitrine dreht sich ein Automotor. In einer anderen liegen die Einzelteile eines Handys, daneben steht das Modell eines Leichtbauflugzeugs. Auf den ersten Blick erinnert die Münchner Forscha an eine normale Bildungsmesse, mit Messeständen, Plakaten, Stellwänden. Wäre da nicht der kreative Lärm. Kinder von drei bis 10 Jahren, Jugendliche bis 18, aber auch Erwachsene experimentieren, programmieren und schrauben:
"So jetzt müssen wir den Arm befestigen. Dazu brauchen wir einmal diese Schrauben, zwei Hutmuttern und vier Beilegscheiben."
Am Stand eines bayerischen Automobilzulieferers lernen die Kinder die Grundbegriffe von Bauteilen und Werkzeugen, sie löten eine kleine Eisenfigur zusammen:
"Ich mache so ein Männchen, wir haben eine Batterie drangeklebt."
Absehbarer Engpass
Der bayerische Motorenhersteller ist einer von 100 Ausstellern auf der Mitmachmesse-Forscha. Die Firma bildet Mechatroniker, Produktdesigner und Industriekaufleute aus. Noch sei die Lage am Arbeitsmarkt gut, sagt Sascha Rill, der Engpass an qualifiziertem Personal sei aber bereits absehbar:
"Unsere Ambition ist halt die Jugendlichen und Kinder darauf vorzubereiten auf das Berufsleben, dass es eben die Möglichkeiten gibt, interessante Berufe zu erlernen, da geht es auch drum, wie man hier am Stand sehen kann einen Rosenkavalier zu basteln, der dann auch ein Herz hat, das schlägt."
Die Münchner Berufsschule für Zahntechnik lässt die Kinder ein Zahnmodell mit Gips auffüllen, einen Zahn nachmodellieren oder Kauflächen abnehmen, je nach Alter. Renate Weiß hofft damit auch auf interessierte Lehrlinge, wenn auch erst in fünf oder zehn Jahren:
"Ja, es ist nicht so einfach momentan. Lehrlinge zu bekommen schon, aber nachher gute Lehrlinge zu haben, die auch dabeibleiben und nicht abbrechen, da haben wir schon Nachwuchsprobleme."
Überzeugungsarbeit bei Firmen
Messechefin Petra Griebel muss viel Überzeugungsarbeit bei den Firmen leisten. Die breite Altersspanne der Besucher mache es ihnen oft nicht leicht, so Griebel.
"Also die Problematik ist, dass die Vorstände schon immer sagen, wir müssen ganz früh anfangen, möglichst im Kindergartenalter, aber das reale Problem, was die Firmen haben, ist, dass sie jetzt Lehrlinge brauchen."
"Man kann herausfinden, ob man in etwas gut ist. Dahinten kann man Roboter bauen und ein eigenes CD-Laufwerk und wenn man da gut ist, dann weiß man, dass man damit eventuell Geld verdienen kann, weil man gut darin ist."
Wenn ein Kind heute mit fünf Jahren Feuer und Flamme einen eigenen Solarflieger zusammenbaut, dann dauert es trotzdem noch bis zu 14 Jahre, ehe er von einer Firma aufgenommen werden kann. Das lässt die Betriebe zögern.
Viele Betriebe wüssten auch überhaupt nicht, wie sie sich gegenüber Kindern spielerisch präsentieren könnten, so Griebel kritisch. Die Messestände für Job- oder Bildungsmessen wären ja vorhanden:
"Aber sie haben keine Ahnung, wie sie Kinder bespielen sollen. Also wir gehen da schon daher und sagen, wir bieten euch an, dass wir ein Konzept für euch machen, welche Experimente ihr machen könnt oder nehmt doch eure Azubis mit."
Griebel bleibt optimistisch. Bei der parallel laufenden Spielemesse eine Halle weiter sei es anfangs auch schleppend angelaufen. Seitdem die teilnehmenden Firmen ihre Präsentation aktionsreicher gestaltet hätten, sei die Zahl der Besucher wie auch weiterer interessierter Firmen gestiegen.