Zivilschutzchef Fabrizio Curcio sprach gleichwohl von einem glimpflichen Ausgang. "Alles in allem, besagen die bisherigen Informationen, dass es nicht so katastrophisch ist wie es hätte sein können", sagte er in der Nacht zum Donnerstag. Die Polizei berichtet von einem 73-Jährigen, der offenbar wegen des Erdbebens einen Herzinfarkt erlitt und starb. Bislang ist in Nachrichtenagenturen zudem von mehreren leicht Verletzten die Rede. Betroffen ist vor allem die Gemeinde Visso, die unmittelbar an die Provinz Perugia grenzt. Dort war es etwas mehr als zwei Stunden nach dem ersten Beben mit einer Stärke von mindestens 5,4 zu weiteren Erdstößen mit einer Stärke von 6,4 gekommen.
Das erste Beben ereignete sich um 19.11 Uhr in einer Tiefe von neun Kilometern nahe dem Ort Castel Sant'Angelo, nicht weit entfernt vom Bergdorf Amatrice. Das genaue Ausmaß war zunächst unklar. Der Zivilschutz berichtete von Stromausfällen und Schäden an Gebäuden. In den Städten Pescara, L'Aquila und Ancona rannten Menschen wegen der Erschütterungen aus ihren Häusern. Ein starkes Gewitter erschwerte die Aufräumarbeiten.
Sicherheit der Gebäude soll geprüft werden
Das Epizentrum des zweiten Bebens lag US-Geologen zufolge knapp 70 Kilometer östlich der Stadt Perugia. In der Gemeinde Ussita herrscht nach Aussage des Bürgermeisters Weltuntergangsstimmung. "Die Gegend um unseren Ort ist erledigt", sagte Marco Rinaldi Sky TG24. Es sei das stärkste Beben gewesen, das er jemals erlebt habe. Teile der Fernstraße Salaria, die durch Mittelitalien führt, wurden gesperrt. In vielen betroffenen Regionen fällt am Donnerstag die Schule aus, damit die Sicherheit der Gebäude überprüft werden kann.
Auch in der Hauptstadt Rom, rund 120 Kilometer entfernt, gab es Schäden. In mehreren Gebäuden wurden laut Nachrichtenagentur Ansa Risse festgestellt. Nach dem ersten Stoß gingen demnach innerhalb einer halben Stunde rund hundert Notrufe beim Zivilschutz ein. Auch in der Haupstadt liefen Menschen auf die Straße, einige twitterten Videos von wackelnden Lampen und Fenstern, die sich durch das Zittern geöffnet hatten.
Erst Ende August waren bei einem Erdbeben in der Region in Mittelitalien fast 300 Menschen ums Leben gekommen, etwa 4.000 verloren ihr Zuhause. Die italienische Regierung hatte die Schäden des August-Bebens zuletzt auf rund vier Milliarden Euro geschätzt. Italien wird häufig von Erdstößen heimgesucht, die immer wieder verheerende Folgen haben.
(tj/jm)