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Mittelmeer
Deutsche Marine versenkt Flüchtlingsboote

Schlauchboote werden angezündet, Holzboote versenkt: Die deutschen Marineschiffe "Hessen" und "Berlin" sind angewiesen, Flüchtlingsboote nach der Bergung der Migranten zu zerstören. Außenminister Steinmeier fordert zur Bekämpfung von Schleusern eine engere Absprache mit der UNO und Libyen.

    In Seenot befindliche Menschen, die mit einem Schlauchboot etwa 117 Km nördlich der libyschen Hafenstadt Tripolis gesichtet wurden, werden am 14.05.2015 auf der Fregatte Hessen der Bundeswehr versorgt.
    Soldaten der deutschen Fregatte "Hessen" bei der Rettung von Flüchtlingen nördlich der libyschen Küste (Picture alliance / dpa / Christian Kruse / Jonack/ Bundeswehr)
    Der Sprecher des Deutschen Marineverbands Seenotrettung, Fregattenkapitän Alexander Gottschalk, sagte der "Bild am Sonntag", die Flüchtlingsschiffe stellten sonst auf dem offenen Meer ein Hindernis für andere Boote dar. "Zum anderen könnte es sein, dass wir ein leeres Boot aus der Luft irrtümlich als ein in Seenot befindliches Boot wahrnehmen und hinfahren, um es zu retten", so Kapitän Gottschalk.
    Alle Flüchtlinge würden vor der Aufnahme auf die Marineschiffe auf Waffen und gefährliche Gegenstände kontrolliert. Bei der Überfahrt nach Italien würden die Flüchtlinge an Deck unter Planen schlafen, sagte Gottschalk weiter. Das sei bei sommerlichen Temperaturen durchaus machbar. Die Fregatte "Hessen" und das Versorgungsschiff "Berlin" sind seit Anfang Mai im Mittelmeer vor der libyschen Küste im Einsatz, um Flüchtlinge zu retten, die auf der Überfahrt nach Europa in Seenot geraten.
    Steinmeier will UN-Sicherheitsrat beteiligen
    Unterdessen forderte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mit Blick auf einen Militäreinsatz gegen Schleuserbanden im Mittelmeer eine Verständigung mit dem UNO-Sicherheitsrat und Libyen.
    Der Kampf gegen Menschenschmuggel und Schleuserkriminalität gehe voran, sagte der SPD-Politiker der "Welt am Sonntag". Dafür seien noch "komplizierte rechtliche, politische und praktische Fragen zu klären".
    Heftige Kritik an den Plänen der EU übte dagegen der CSU-Außenpolitiker Hans-Peter Uhl. "Die Vorschläge der EU-Kommission zur Zerstörung der Schleuserboote sind unbehilflich", sagte Uhl ebenfalls der "Welt am Sonntag". Es mache keinen Sinn, "alte, klapprige Fischerboote zu zerstören", so Uhl. Dies sei "Scheinaktionismus" und bekämpfe allein Symptome.
    (tön/fwa)