Insgesamt sind seit Januar fast 47.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien gekommen - und damit bereits mehr als im gesamten Jahr 2013. Wegen des guten Wetters sind es derzeit besonders viele.
Die Flüchtlinge wurden unter anderem in die sizilianische Küstenstadt Porto Empedocle gebracht. Deren Bürgermeister Lillo Firetto beklagte, die Situation in seiner 17.000 Einwohner zählenden Stadt sei sei "völlig außer Kontrolle" angesichts von 1400 zu erwartenden Flüchtlingen an einem Tag. Er beklagte die Tatenlosigkeit der italienischen und europäischen Behörden. "Die Glaubwürdigkeit der europäischen Institutionen gerät ins Wanken", sagte Firetto.
Müller fordert Bündelung der Zuständigkeiten
Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller forderte eine Neuordnung der Zuständigkeiten innerhalb der Europäischen Union: "Bisher beschäftigen sich mehrere Kommissare damit", sagte er dem Evangelischen Pressedienst. Im Zuge der Neubesetzung der EU-Kommission nach den Europawahlen könne die Kompetenz für Flüchtlingspolitik zusammengefasst werden. "Es gibt keine ausreichend koordinierte EU-Flüchtlingspolitik", kritisierte Müller. Bisher sind unter anderem EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström und die Kommissarin für Humanitäre Hilfe, Kristalina Georgiewa, mit dem Thema befasst.
Die meisten der Menschen, die Europa über das Mittelmeer erreichen, kommen aus Eritrea, Syrien oder Entwicklungsländern südlich der Sahara - oft in wenig seetauglichen Booten, weshalb jedes Jahr Tausende ums Leben kommen. Seit den zwei Schiffsunglücken vor Lampedusa vor rund einem halben Jahr kommt die italienische Marine den Flüchtlingsbooten verstärkt zur Hilfe - was den Flüchtlingsstrom massiv erhöht hat.
(swe)