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Mittendrin statt nicht dabei

Der einstige Medienmogul Leo Kirch ist wieder zurück. Verschachtelte Firmenkonstrukte und alte Vertraute helfen ihm beim Aufbau eines neuen europäischen Sportrechte-Konzerns. Nur das Bundeskartellamt könnte seine ehrgeizigen Pläne noch stoppen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 19.04.2008
    Trotz einer Insolvenz mit einem Schuldenberg von sieben Milliarden Euro ist es Kirch nach Medienberichten gelungen, sein privates Vermögen in Sicherheit zu bringen. Die Rede ist von Immobilien in Berlin, München und auf Rügen sowie Konten in der Schweiz und Liechtenstein Der Autor der Kirch-Biografie, "Der Filmpate", Thomas Clark sagt:

    "Es ist natürlich unglaublich, das ein Mann, der vor ein paar Jahren die größte Pleite der deutschen Nachkriegsgeschichte verursacht hat, jetzt fähig ist, einen Deal einzufädeln, bei dem er sich verpflichtet, drei Milliarden Euro zu zahlen, und das ist auch ganz klar ein Zeichen, das offensichtlich Leo Kirch, was sein persönliches Vermögen betrifft, nicht gar so gelitten hat als die Kirch-Gruppe an sich."

    Zwei Dinge haben Kirch trotz seiner schweren Krankheit, trotz Bypass-Operationen und Fußamputation seit der Insolvenz im Jahr 2002 vorangetrieben. In seinem Büro in der Kardinal-Faulhaber-Straße 15 hat er in den letzten Jahren an seiner Klage gegen die Deutsche Bank und deren früheren Vorstandsvorsitzenden Rolf Breuer gearbeitet. Und seit 2005 plant Kirch wieder einen europäischen Sportrechte-Konzern. Dabei dreht sich alles um die drei Firmen KF 15, EM Sport Media und die Schweizer Highlight Communication.

    Über Strohmänner hat der einstige Medienmogul etwa 36 Prozent Anteile an Highlight aufgekauft. Nach Zukäufen und Tauschgeschäften verfügt Kirchs KF 15 jetzt über 17 Prozent an EM Sport Media und fast 38 Prozent an Highlight Communication. Erstaunlich: Beim Tausch der Aktien fließen noch 35 Millionen Euro auf Kirchs Konto. Petra Schwegler, Medienredakteurin beim Branchendienst Kontakter:

    "Was er jetzt wieder geschaffen hat, ist diese gewohnt verschachtelte Struktur. Also, sie haben nicht bloß eine strikte, geradlinige Beteiligung Kirchs an Highlight oder an anderen Firmen. Sondern es ist wieder über Tochterfirmen."

    Doch der letzte Tausch hat das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen. Die Behörde prüft jetzt, ob Kirch schon eine Sperrminorität bei EM Sport erreicht hat. Dann müsste der Aktientausch rückgängig gemacht werden. Ansonsten kontrolliert Leo Kirch mit diesen Beteiligungen wieder sehr wichtige Sportrechte. Zu Highlight gehört die Agentur Team, die die Fußball Champions League und den Uefa Cup komplett vermarktet. Und mit seiner KF 15-Tochter Sirius Sport Media verkauft er die Fernsehrechte der Fußball-Bundesliga, wenn die Wettbewerbsbehörde zustimmt.

    Das ist aber noch nicht alles. Zu EM Sport Media gehören nicht nur das Deutsche Sportfernsehen und das Internetportal Sport 1 als mögliche Rechteverwerter, sondern auch die größte deutsche Sport-Produktionsfirma Plazamedia. Diese soll in einer gemeinsamen Firma mit der Deutschen Fußball-Liga die Produktion der Bundesliga-Übertragungen übernehmen. Dieses Vorhaben kann nur noch das Bundeskartellamt stoppen, das zurzeit den Rechteverkauf und die Programm-Produktion aus einer Hand überprüft. Genehmigt die Wettbewerbsbehörde jedoch diese Pläne, dann hat Leo Kirch sein Ziel erreicht und führt wieder einen mächtigen europäischen Sportkonzern. Dann stehen wieder die alten Getreuen, die schon beim ersten Kirch-Imperium dabei waren, an seiner Seite. Petra Schwegler.

    "Leo Kirch kommt zurück, hat eine Idee für das Bundesligakonstrukt und man sieht, dass an allen Schaltstellen, an allen wichtigen, wirklich seine früheren Ziehsöhne, wirklich höhere Kirch-Manager sitzen, die sicher noch Freundschaften miteinander pflegen."