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Mo Asumang
"Rassisten sind ängstliche Menschen"

Fernsehmoderatorin und Dokumentarfilmerin Mo Asumang hat bereits in jungen Jahren Rassismus erlebt. Sie habe als Gegenmittel immer das Gespräch mit Rassisten gesucht, sagte sie im Dlf. Es sei wichtig, auf diese Menschen zuzugehen, ihnen die Angst zu nehmen und viele Fragen zu stellen.

Mo Asumang im Gespräch mit Änne Seidel |
Mo Asumang beim Empfang der Hessischen Landesregierung während der Berlinale 2019
Mo Asumang beim Empfang der Hessischen Landesregierung während der Berlinale 2019 (Imago/ Future Image)
Faulheit, Stolz, Zorn, Völlerei, Unzucht, Habsucht und Neid – das sind die sieben Todsünden laut katholischer Kirche. Der Sündenkanon ist allerdings nicht nur für Katholiken von Relevanz, immer wieder haben Schriftsteller, Künstler, Musiker und Filmemacher die uralte Idee von den Todsünden aufgegriffen, neu interpretiert und oft aktualisiert und an ihre eigene Zeit angepasst. Zu den modernen Todsünden gehört der Rassismus, das sieht auch die Fernsehmoderatorin und Dokumentarfilmerin Mo Asumang so. Sie würde aber noch "Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und noch eine ganze Menge anderer Dinge hinzufügen, die auf dem selben Feld laufen", sagte sie im Dlf.
Rassismus schon früh erlebt
Mo Asumang ist als Tochter eines Ghanaers und einer Deutschen in Kassel geboren und aufgewachsen. Rassismus hat sie schon früh mitbekommen: "Ich wurde ja mit meiner Mutter und Großmutter als Zweijährige aus der Wohnung rausgeschmissen, weil mein Vater eine dunkle Hautfarbe hatte. Ich habe mir das natürlich selber zugeschrieben, weil ich ja selber eine dunkle Hautfarbe habe und dachte immer, dass ich schuldig bin, dass es an mir liegt und dass ich irgendwie böse bin und habe da viele Jahre mit kämpfen müssen." Das sei das allererste Erlebnis mit Rassismus gewesen.
Mo Asumang, Fernsehmoderatorin und Dokumentarfilmerin, engagiert sich seit vielen Jahren gegen Fremdenhass. Ihre Erfahrungen hat sie unter anderem in dem Dokumentarfilm "Die Arier" und in dem Buch "Mo und die Arier" festgehalten. Für ihr Engagement wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Später kamen Fragen nach ihrer Herkunft dazu und daraus entstehende Verunglimpfungen. Sie habe gemerkt, dass sie sich wehren müsse, als es schlimmer wurde mit dem Rassismus und ihr als Taxi-Fahrerin in Berlin der Kopf aufs Autodach geschlagen wurde, berichtete Asumang. Da habe sie "wirklich umgedacht".
Immer viele Fragen stellen
Sie wehrte sich, indem sie versuchte herauszufinden, wie Rassismus entsteht. Sie ist mit Rechtsextremen ins Gespräch gekommen und hielt das in Buch und Film fest. Ihr Fazit: "Rassisten sind ängstliche Menschen. Das muss man wirklich so sagen. Ich habe sehr viele getroffen und viele haben sich einfach weggedreht, haben mir nicht in die Augen schauen können. In den meisten Fällen reden sie in ihrer kleinen Gruppe darüber, wie schlimm die anderen sind. Aber wenn es denn zu einer Konfrontation kommt, dann kneifen sie."
Sie glaube, dass ihnen die Angst gefüttert werde von Leuten, die rassistische Gruppierungen und Parteien anführen. Es sei wichtig, auf diese Menschen zuzugehen und ihnen die Angst zu nehmen und auch viele Fragen zu stellen. Egal wo sie hingekommen sei, habe sie immer feststellen können, "dass die eigentlich Angst haben und dass sie in ihrer Blase leben, wo sie keine kritischen Fragen stellen und deshalb auch aus dieser Blase überhaupt nicht rauskommen".
Das Reden war für sie so wichtig, weil sie selber Angst hatte. Sie habe gemerkt, "wenn ich offen bin und meine Werte wie Offenheit, Nächstenliebe, Menschlichkeit lebe, dann hat mein Gegenüber ein Problem."
Mittlerweile säßen Rassisten überall in der Gesellschaft, in allen Positionen, auch in der Politik. Mit AfD-Leuten würde sie nicht debattieren, "weil sie machen das hauptberuflich, sie wollen nichts anderes, sie werden sich da sowieso nicht großartig ändern. Aber wir könnten sie loswerden, indem wir mit den Wählern sprechen, versuchen zu schauen: Wo drückt der Schuh? Wenn die keiner wählt, dann sind die auch weg."
"Ich glaube ganz fest daran, dass Menschen sich verändern können"
Rassismus sei in den letzten 10 bis 15 Jahren sichtbarer geworden. Inzwischen habe sie aber eine andere Einstellung dazu. "Wenn jemand auf der Straße sagt, geh doch zurück nach Afrika, dann laufe ich nicht mehr weg. Ich drehe einfach den Spieß um und sage: Alles klar, so siehst du also aus. Okay, ich schau dich an. Das allein reicht schon, dass das Gegenüber, was mich ja eigentlich loswerden will, dass die innerlich schon so zittern, weil sie das gar nicht aushalten können."
Sie würde immer versuchen, mit den Menschen im Gespräch zu bleiben. Ein Tipp von ihr, wie man am besten diese Gespräche führen kann: "Eben keine Diskussionen führen, im Sinne von 'Ich will am Ende besser sein als der Rassist, ich will am Ende gewinnen'. Denn dann macht man genau dasselbe wie die andere Seite auch. Sondern: Man sollte nur Fragen stellen, die Menschen in die Reflexion hinein schieben. Und ich glaube ganz fest daran, dass Menschen sich verändern können."