In Barcelona haben traditionsgemäß die Smartphonehersteller als erstes ihren großen Auftritt. Mit Spannung erwartet wurden Samsung Topmodelle S9 und S9+. Wichtigste Neuerung: eine besonders lichtempfindliche Kamera.
"Das heißt, wir haben hier die Blende extrem optimiert, wir haben zusätzlich den Grafikchip darin so weit optimiert, dass er bis zu zwölf Bilder erzeugt, um sie dann übereinanderzulegen, um sie zu verbessern. Das heißt, diese ganzen krisseligen Effekte, die man früher kannte bei ganz schlechten Lichtverhältnissen, die sind passé", sagt Henrik Kluge, Produktmanager bei Samsung.
Auch Nokia versucht aufzutrumpfen. Die finnische Marke war bereits totgeglaubt, wird seit einem guten Jahr von ehemaligen Managern erfolgreich weitergeführt, in einem Unternehmen namens HMD Global.
Abschalten als Verkaufsargument
Neben vier neuen Smartphones gab es einen Klassiker. Das 8110(*) ist ein leicht gebogenes Tastenhandy mit Schiebe-Deckel. Mit diesem sogenannten Slider lassen Anrufe besonders leicht beenden. Das einfache Ausschalten wird bei Nokia sogar zum Verkaufsargument:
"Ich bin mir sicher, Sie wollen auch alle immer mal wieder abschalten. Das Nokia 8110 ist für den perfekten Urlaub konzipiert, es ist das Handy fürs Wochenende."
Neben neuen Geräten geht es in Barcelona immer auch um Technikthemen. So zum Beispiel auch ums Internet der Dinge, bei dem von der Straßenlaterne, über die Anzeigetafel auf dem Bahnhof bis hin zur Waschmaschine oder dem Kühlschrank zu Hause alles vernetzt wird.
Hacker-Verteidigungsbot für 200 Euro
Wobei man sich langsam auch der Gefahren bewußt wird. Hacker können ins vernetzte Heim eindringen, persönliche Daten abgreifen, die smarte Haustüre öffnen, oder Haushaltsgeräte angreifen, um damit Botnetze zu bauen. Diese Armeen gekaperter Rechner werden eingesetzt, um Unternehmen oder Behörden zu attackieren.
Das lasse sich verhindern, glaubt Tim Friedrichs von Bitdefender. Die rumänische Firma zeigt auf einer kleinen Vorabmesse eine Art Internetwächter, ein kleines Kästchen für rund 200 Euro:
"Schritt für Schritt analysiert er das Heimnetzwerk, überprüft, ob eventuell Schwachstellen vorliegen. Und wenn das dann getan ist, schützt dieses Gerät mit verschiedenen Security-Layern das Heimnetzwerk."
Eins dieser Layer – wie Tim Friedrich, die Schutzmechanismen nennt – registriert, wenn ein Hacker versucht, etwa das Passwort des Kühlschranks zu erraten. Ein anderer Mechanismus erkennt, wenn der Toaster plötzlich rege mit dem Netzwerk des Daimlerkonzerns oder des Bundestags zu kommuniziert.
Kreditwürdigkeit einschätzen – per Bewegungsprofil
An anderer Stelle der Vorabpräsentation widmet sich Katy Sedat von der US-Firma Airfox noch größeren Problemen. Airfox will Menschen – zunächst in Brasilien – helfen, die bei keiner Bank akzeptiert werden. Wer Airfox Zugriff auf seine Handy-Daten gewährt, den schätzt das Unternehmen auf seine Kreditwürdigkeit hin ein:
"Wir schauen uns zum Beispiel die GPS-Daten an. Sie sind zum Beispiel morgens an einer bestimmten Stelle, dann verbringen Sie acht Stunden an einem anderen Ort und am Abend kehren Sie zum Ausgangspunkt zurück. Und wenn Sie das von Montag bis Freitag machen, dann liegt die Vermutung nahe, dass Sie arbeiten, also einen Job haben."
Auch die Kommunikation über Soziale Netzwerke oder die Telefongespräche helfen den Algorithmen von Airfox das Risiko für einen Kredit abzuschätzen.
Autonomes Fahren und europäischer Datenschutz
Andere große Themen, denen sich der Mobile World Congress widmet, sind etwa die künftige Netzgeneration 5G, das neue Datenschutzgesetz in Europa oder der Stand der Technik beim autonomen Fahren.
(*) Anmerkung der Redaktion: In der Sendefassung wird an dieser Stelle irrtümlich eine andere Modellnummer genannt. Richtig ist: Es handelt sich um das Nokia 8110.