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Mobiles Pantoffelkino nimmt Konturen an

Das erste komplette UMTS-Netz Europas wird auf der Isle Of Man derzeit zu Testzwecken betrieben. Mit von der Partie bei dieser Insel-Lösung ist dabei unter anderem Siemens. Der Deutsche Elektronik-Konzern untersucht parallel dazu auch in seinen Berliner Entwicklungs-Labors, wie die neue Mobilfunktechnik ausgereizt werden kann. Dass sich das Unternehmen etwa von der Bild-Telefonie einen Kaufanreiz bei der Kundschaft verspricht, belegte ein Pressetermin in der Hauptstadt am vergangenen Mittwoch.

Wolfgang Noelke |
    Hinter einer Stahltür des Siemens-Versuchslabors verbirgt sich die Berliner UMTS-Test-Station. Zwei Server in mittelgroßen Schaltschränken teilen sich die Aufgaben: Während ein System allein für Videokonferenzen zuständig ist, widmet sich der zweite Rechner der "City on Air", in der die Vorlieben der gerade angeschlossenen Nutzer verwaltet werden. "Ein wichtiger Vorzug von UMTS gegenüber dem heutigen GSM-Standard ist die individuelle Vorverarbeitung von Informationen für den einzelnen Nutzer, wobei der jeweilige Kontext sowie die aktuelle Position als Kriterien mit einfließen. Dieses Konzept erproben wir derzeit mit City on Air", konstatiert Professor Klaus Weyrich, Siemens-Vorstand und Leiter der sogenannten "Corporate Technology". So könne ein Benutzer etwa mit Hilfe eines Personal Digital Assistant (PDA) alle Informationen zu Restaurants, Museen oder Sehenswürdigkeiten für seinen momentanen Aufenthaltsort abrufen. Welche Angaben aus dem UMTS-Netz geliefert werden sollen, legt dabei der Anwender über Filtereinstellungen selbst fest.

    Auf dem Minibildschirm findet sich der Besitzer des UMTS-Handys als kleine grüne Figur auf einem Stadtplan wieder, ebenso wie die gewünschten Ziele, etwa ein Kino, das einen bestimmten Film im Programm hat. Ein Trailer des neuesten Hollywood-Werkes kann auf Wunsch direkt begutachtet werden: "Die Bildqualität entspricht zwar nicht dem Fernsehstandard, verwendet aber auch weniger Bandbreite. Neben der Vorschau können auch nähere Angaben etwa zu den Schauspielern angefordert oder schon eine Karte reserviert und bezahlt werden", erläutert Siemens-Mitarbeiter Michael Kniessner.

    Ein Hauptverkaufsargument der Hersteller für das breitbandige Mobiltelefon bleibt die Video-Telefonie: "Dabei genügt eine 64 Kilobit-Verbindung zwischen zwei Teilnehmern", so Kniessner. Auf Wunsch könne die Bandbreite weiter aufgestockt werden, um schließlich auch eine ganze Videokonferenz zwischen vielen Teilnehmern aufzubauen.