Bei der Tagung des Öko-Instituts geht es um Strategien für den Verkehr der Zukunft. Ganz wichtig ist den Organisatoren: Autos, die mit Strom fahren, sind nicht die Lösung. Wiebke Zimmer vom Öko-Institut:
"Wir brauchen die Elektromobilität für mehr Klimaschutz im Verkehr, aber man darf es nicht als die alleinige Lösung hinstellen."
Denn Elektromotoren taugen allenfalls für Autos, Lkw werden bis auf Weiteres mit Diesel fahren. Außerdem: Selbst wenn alle Autos der Welt mit Strom fahren, verbrauche die Mobilität viel zu viel Energie und andere Ressourcen. Es gehe darum, sich vom Auto als zentralem Verkehrsmittel zu verabschieden, sagt Verkehrsexpertin Zimmer - und dieser Prozess laufe bereits.
"Bei jungen Leuten zeigt sich im Moment, dass da der Trend vom Pkw als Statussymbol weggeht und dass die sich auch anders verhalten, das heißt, dass die eine geringere Affinität zum Pkw haben, die wollen schnell, komfortabel von A nach B kommen, gucken auf ihr iPhone und wenn es das Fahrrad ist, nehmen sie das Fahrrad, wenn es die U-Bahn ist, nehmen sie die U-Bahn und wenn ein Carsharing-Auto in der Nähe steht, nutzen sie das Carsharing-Auto."
Carsharing boomt, schnell per Smartphone ein Auto um die Ecke buchen, fünf Minuten fahren und das Auto einfach wieder abstellen - das erleichtert ein modulares Verkehrsverhalten aus Fahrrad, Auto und U-Bahn, sagt Florian Hacker vom Öko-Institut. Aber macht Carsharing das Auto nicht gerade wieder populär?
"Ja, da sind wir mitten in der Forschungsarbeit, da gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Spannend ist: Wir haben jetzt diese neuen Angebote, die erweitern die Möglichkeiten. Die Frage ist jetzt: Wie nutzen die Leute diese Angebote, wie kombinieren sie diese Angebote? Und bleibt es weiterhin bei dem Leitbild Pkw-Besitz oder ist es der Einstieg in den Ausstieg aus dem Pkw-Besitz? Dafür gibt es Anzeichen. Aber man muss auch sagen einschränkend: Carsharing ist sehr präsent in der Öffentlichkeit, aber es bleibt weiterhin im Vergleich zu über 40 Millionen PKW in Privatbesitz ein Nischenmarkt, wo man schauen muss, wo da die Reise hingeht."
Vieles deute jedoch darauf hin, dass sich Mobilitätsroutinen bereits auflösen, sprich, viele Menschen würden sich öfter sehr spontan überlegen, mit welchem Verkehrsmittel sie jetzt gerade am besten ans Ziel kommen. Damit das Auto hierbei immer unwichtiger wird, müssten die Alternativen attraktiver werden: Mehr und breitere Radwege; Fahrradparkstationen, am besten bewacht zum Schutz gegen Diebe. Ein gut ausgebauter Nahverkehr mit kurzen Taktzeiten.
"Die Ansätze sind alle da und die Maßnahmen sind schlussendlich bekannt. Man muss sich einfach im Straßenraum wohlfühlen, ohne diese Metallhülle des Autos um sich herum zu haben."
Wie das geht, zeigt die niederländische Stadt Groningen:
"Die haben halt vor 20 Jahren ungefähr gesagt, erst das Fahrrad, dann das Auto. Die machen halt die ganze Stadtplanung, die ganze Verkehrsführung erst mal aufs Fahrrad ausgerichtet. Und die haben dann einen enormen Fahrradanteil von 40 Prozent",
sagt Wolfgang Forderer, beim Oberbürgermeister von Stuttgart zuständig für Mobilität. Aber Stuttgart ist mehr Daimler als Groningen und robbt sich anders an den Verkehr der Zukunft heran:
"Wir führen nächstes Jahr eine Karte ein und eine App, das heißt arbeitstitelmäßig noch Stuttgart Services. Mit dieser Karte können sie alle Mobilitätsarten benutzen, also öffentlicher Nahverkehr, Carsharing, Bikesharing und es ist auch eine Bürgerkarte, das heißt, mit der Karte können sie einkaufen, sie können damit auf die Ämter gehen, ins Schwimmbad, in die Stadtbücherei. Wir denken, wenn die Leute ein Medium für alles haben, dann ist auch die Multi-Mobilität kein Problem mehr."
Damit mehr Kommunen Radwege ausbauen und mit neuen Verkehrsideen experimentieren, sei es jedoch ganz zentral, so hieß es auf der Tagung, dass die Bundesregierung auch für den Verkehr ein verbindliches Ziel für die CO2-Reduktion festlegt, so wie das bei der Energiewende passier ist. Nur dann würde endlich der Druck entstehen für neue Verkehrsprojekte.