Der Slogan auf der Brust.
"Sag alles ab."
Auf Baumwolle gedruckt mit der Message: Ich bin Tocotronic-Fan. Nach CD, Platte und Konzertticket kauft sich der eingefleischte Fan das Bandshirt - bedruckt mit Bandname, Logo, Album-Cover oder Textfetzen.
"Das letzte T-Shirt habe ich vor einem halben Jahr gekauft. Of Montreal waren das. In Hamburg bei einem Konzert."
Verrät Frank Spilker, Sänger der Hamburger Band Die Sterne.
"Also das ist genau das, was man als Band auch immer anbietet, und dann darauf hofft, dass Leute spontan bei einem Konzert ein Shirt kaufen."
Damit sich der echte Fan von anderen abhebt. Diese Liebe zur Band füllt den Schrank der Fans und die Kassen der Bands.
"Weil wir das selber machen haben wir eine Gewinnmarge. Die ist sogar sehr viel besser als bei CDs. Wenn es gut läuft haben wir bestimmt vier Euro Gewinn. Oder vielleicht sogar bis zu sieben."
Das weiß auch Axel Claas aus Köln. Seit er 14 ist geht er auf Punk und Hardcore-Konzerte und hat sich angewöhnt:
"Bei jedem Konzert ein Shirt zu kaufen. Der eigentliche Grund ist ganz klar, die Musiker zu unterstützen. Weil ich halt auch weiß, dass viele kleine Bands damit ihre Platten finanzieren oder ihre Touren. Und nach Außen hin auch zu zeigen, dass man eine persönliche Verbundenheit zu denen hat."
Mittlerweile kann er seine Bandshirts kaum noch zählen. Seinen Freunden geht es ähnlich, sie beklagen sich darüber, "dass wir so viele Bandshirts im Schrank haben von Bands, die es nicht mehr gibt und die wir nicht mehr tragen, weil wir mittlerweile gewachsen sind und oder die Band uns nicht mehr gefällt."
Pop-Altkleider-Sammlung
Die alten Bandshirts kann man zwar schon längst auf den bekannten Plattformen im Internet verkaufen, doch Axel und sein Freund sind Fans des Do-it-yourself. Selbst machen im Sinne des Punk. Deshalb gründeten sie den Verein "Second Bandshirt". Eine Pop-Altkleider-Sammlung, die Shirts für einen guten Zweck weiterverkauft. Auf Facebook fragen sie nach ausrangierten Bandshirts.
"Wir kriegen Päckchen, da sind sechs Shirts drin. Bis riesen große Umzugskartons mit 25 Kilogramm Shirtmaterial."
Auch Axel hat sich von fast 100 Shirts getrennt, um sie "Second Bandshirt" zu spenden.
"Da liegen jetzt schätzungsweise 3.000 Shirts."
Die bald im eigenen Internet-Shop verkauft werden sollen - für drei bis zwölf Euro. Vom Erlös wollen sie Projekte für Flüchtlinge und soziale Zentren unterstützen. Doch interessiert sich jemand für alte, ausgewaschene Bandshirts? Axel hat keinen Zweifel daran. Facebook-Kommentare zeigen warum:
"Das Hammerhead Shirt. Da haben mindestens zehn Leute geschrieben, dass sie es haben wollten."
Denn Pop vergisst nicht. Auch nicht die Hardcore-Band aus Bonn, die sich Ende der 80er-Jahre gegründet hat und seit ein paar Jahren wieder auftritt. Viele der 3.000 Bandshirts kommen aus diesem Genre.
"Das ist so ein Phänomen von klassischen DIY-Bands. Wo wenig Zuschauer zu Konzerten kommen, wo wenig Platten gekauft werden. Gerade so im Hardcore, Punk oder Hip-Hop ist das verbreitet."
Und war auch mal im gesamten Pop ziemlich in Mode.
"Die Bandtshirt-Kultur hatten mal so einen Peak in den 90er-Jahren oder Anfang der 00er-Jahre noch, dass man eigentlich kaum Menschen ohne Bandshirt gesehen hat."
Im Punk und Hardcore scheint es ein zeitloses Phänomen zu sein - kleine Bands benötigen schließlich immer Unterstützung. Im trendanfälligen Pop ist das Bandshirt nicht mehr der letzte modische Schrei - Jute- und Turnbeutel mit grafisch abstrakten Mustern schmücken den Merchandise-Stand auf Konzerten. Doch daneben wird wohl immer auch ein Bandshirt liegen.
"Wir verkaufen immer noch ganz gut T-Shirts. Subjektiv, gefühlt. Ist ja auch immer noch so, dass man das modisch gut kombinieren kann und so immer noch gut zum Ausdruck bringen kann, dass man eine Band mag."