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Modeausstellung in London
"Dior war der Designer der Träume"

Dior-Kleider von 1947 bis heute sind im V&A Museum in London zu sehen. Der Ort passt zur Marke Christian Dior wie angegossen, denn britische Traditionen, Royalty, Architektur und Landschaftsgärten inspirierten den Franzosen. Sogar die Schwester der Queen, Prinzessin Margaret, war ein treuer Fan.

Von Christoph Heinzle |
    Dior Ausstellung im Londoner Victoria & Albert Museum, London 2019
    Ein Entwurf aus der Christian-Dior-Ausstellung im Victoria and Albert Museum in London (imago stock&people (Isabel Infantes))
    Pailetten, Federn, Rüschen und Stickereien in Weiß, Blau, Schwarz und Türkis: Wer den Ballroom der Dior-Ausstellung betritt, sieht Abendkleider aus sieben Jahrzehnten im Licht der Spots und Kronleuchter funkeln - sicherlich einer der Höhepunkte der Schau. Besucherin Meryl Powell ist begeistert: "Es ist schwer, den Raum mit den Ballkleidern nicht zu lieben, weil er wie eine Miniatur von Versailles aussieht. Wenn man diese exquisiten Kleider sieht, wünscht man sich, wenigstens einmal selbst so auszusehen."
    Einmal ein Kleid von Dior haben
    Genau das mache die zeitlose Anziehungskraft des Hauses Dior aus, meint der englische Hutdesigner Stephen Jones, der Berühmtheiten von Prinzessin Diana bis zu Katy Perry ausgestattet hat – auch in Zusammenarbeit mit Dior, wie hier zu sehen ist: "Ob vor 50 Jahren oder heute wollen Frauen sehr unterschiedlich aussehen. Aber manchmal einfach nur schön und romantisch. Wie in einem Traum. Und deshalb hat die Ausstellung den richtigen Titel. Denn Dior war der Designer der Träume."
    Das Victoria and Albert Museum hier in London schaut weit zurück: von Dior-Kreationen der Gegenwart zu den Anfängen direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Christian Dior selbst am Zeichentisch. In diese Zeit fühlt sich der 87-Jährige David Sassoon zurückversetzt bei seinem Besuch am Tag vor der Eröffnung. Selbst ein berühmter Haute-Couture-Schneider mit Salon in der Nähe des Museums war er Gast vieler Dior-Modeschauen seit den 50ern.
    Eleganz ist zeitlos
    Legendär: die Schauen im royalen Blenheim Palace bei Oxford. Für Prinzessin Margaret veranstaltete Christian Dior dort 1954 eine Benefizshow zugunsten des Roten Kreuzes. Die modeverrückte Schwester der Queen war eine der größten Anhängerinnen des Designers. Legendär sein Seidenkleid für ihren 21. Geburtstag, das in der Ausstellung zu sehen ist – wenngleich nicht mehr ganz so strahlend weiß wie damals.
    Stephen Jones: "Er liebte Großbritannien. Er verwendete englischen Tweed und englische Wolle. Viele der Mannequins im Haus Dior kamen aus Großbritannien. Und er liebte diesen Mix aus Aristokratie und Punk."
    Dior war britischer als jeder Brite
    1926 reiste Christian Dior als junger Mann erstmals auf die Insel, verliebte sich in englische Tradition, Höflichkeit und Architektur, wie Oriole Cullen ihn zitiert, die Kuratorin der Ausstellung: "Dior war ein bekennender Anglophiler. Er schrieb ein ganzes Kapitel über Großbritannien in seiner Autobiographie. Dort erinnerte er sich an seine Kindheit in der Normandie, wo er sich damals schon mit England auf der anderen Seite des Ärmelkanals verbunden fühlte. Seine Mutter hatte einen englischen Garten angelegt. Für ihn war England ein romantischer Ort."
    Das ist dann auch der besondere Schwerpunkt dieser Ausstellung, das Extra zu den Teilen, die bereits zuvor in Paris zu sehen waren. Das Victoria and Albert Museum präsentiert 200 Kleider von Christian Dior und den bis heute sechs Kreativdirektoren des Hauses, darunter Yves Saint Laurent und John Galliano. Dazu 300 weitere Objekte aus dem Dior-Kosmos - von Taschen, Hüten und Schmuckstücken bis zu den berühmten Parfums. Ein Reich der Träume für den Designer der Träume.