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Modellversuch für Gigaliner startet

Auf der ersten "Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik" war der Einsatz von Gigalinern ein großes Thema. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer gab grünes Licht für einen Modellversuch. Außerdem werden 540 Millionen Euro für neue Lkw-Parkplätze bereitgestellt.

Von Susanne Schrammar |
    Bei der Entwicklung neuer Verkehrs- und Logistikkonzepte müssen wir offen sein gegenüber neuen, kreativen Ideen, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, CSU bei der Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik in Hannover. Dazu passt der von ihm geplante bundesweite Feldversuch mit den sogenannten Gigalinern: Lkw, die bis zu 25,25 Meter lang und 44 Tonnen schwer sein dürfen und künftig außerhalb von Ortschaften durch Deutschland rollen sollen. Das Bundesverkehrsministerium will herausfinden, ob mit den Lang-Lkw die Straßen effektiver genutzt werden können. Nach langem Hin- und Her der Länder hätten Bayern, Hessen, Sachsen, Thüringen, Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein jetzt ihr klares "Ja" zum Modellversuch gegeben - auf der rechtlichen Basis einer Ausnahmeverordnung.

    "Wir klären derzeit die letzten Fragen, beispielsweise, wenn man über kürze Strecken durch ein Bundesland durchfahren muss, was nicht am Feldversuch teilnimmt, unter welchen Bedingungen das zu geschehen hat und ich möchte, dass wir nach dem Winter, wenn der Schnee weg ist, mit diesem Feldversuch beginnen können."

    Im Rahmen der Nationalen Konferenz kündigte Ramsauer außerdem den Bau weiterer Lkw-Rastplätze an. Bis 2015 sollen in der Nähe von Autobahnen 15.500 neue Parkstände entstehen, der Bund stellt den Ländern dafür insgesamt 540 Millionen Euro zur Verfügung. Eines von insgesamt 30 Projekten, die die Bundesregierung gemeinsam mit der Wirtschaft vor einem Jahr in einem Aktionsplan festgeschrieben hat. Mit der Umsetzung sind die Unternehmen des Transportgewerbes, der Logistikbranche und der Güterverkehrsbetriebe sehr zufrieden, sagt Thomas Hailer, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums. Doch für den Erhalt und den Ausbau von Straßen, Schienen und Wasserstraßen, für moderne Verkehrslenkungssysteme andere Rahmenbedingungen müsse die Bundesregierung erheblich mehr Geld in die Hand nehmen, so Hailer.

    "Momentan kriegen wir zehn Milliarden Euro pro Jahr aus dem Bundeshaushalt, das sollten mindestens zwei Milliarden mehr sein, pro Jahr, die wir investieren müssen und dass wir also trotzdem in Zeiten von Schuldenbremse und Griechenlandkrise immer noch genug Mittel aufbringen müssen, um in Verkehrsinfrastruktur zu investieren."

    Zwei Milliarden Euro mehr - eine fast bescheidene Forderung, könnte man meinen, wenn man Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer dazu befragt. Der sieht sogar einen Investitionsbedarf von vier Milliarden Euro mehr. Wenn alle in den Bedarfsplänen der Bundesregierung vorgesehenen Projekte abgearbeitet werden sollen, müssten in den nächsten vier Jahren 14 Milliarden Euro bereitgestellt werden.

    "Dass ich vier Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr bekomme, das wäre natürlich pure Illusion. Aber wir haben die berechtigte Hoffnung, dass wir in den laufenden Haushaltsverhandlungen noch das Eine oder Andere herausholen, denn so knapp das Geld gesehen wird, so sehr ist die Übereinstimmung, dass wir im Bereich der Verkehrsinfrastruktur in einem verheerenden Finanzierungsdilemma stecken."

    Die Branche würde es freuen. Trotz Konjunkturtrübung rechnet die Logistikwirtschaft in diesem Jahr auf ein geringes Wachstum, doch angesichts der europäischen Schuldenkrise sei die Branche unruhig, so Hailer vom Verkehrsforum.

    "Die Margen sind noch etwas schwach, das heißt, die Preise sind nicht diejenigen, die unsere Unternehmen sich wünschen, aber ich denke, dass wir da vor allem angewiesen sind auf positive Signale aus der Politik, damit die Wirtschaft das leisten kann, was sie leisten soll."