Ein Spielplatz am Rande der Tallinner Altstadt. Es ist ruhig an diesem Morgen. Nur eine handvoll Kinder spielt im Sandkasten. Eine Mutter schaukelt ihre Tochter hin und her.
"Ich meine, die staatliche Unterstützung ist sehr wichtig, denn junge Familien sind dadurch ein Jahr lang abgesichert. Die Geburtenrate ist Anfang der neunziger Jahre stark gesunken – ich glaube, wir waren nach der singenden Revolution und der Erlangung der Unabhängigkeit einfach erschöpft. Nun aber wird es für viele höchste Zeit, ein Kind zu bekommen. Irgendwie ist es ja auch eine Art vaterländische Pflicht, denn als Gesellschaft müssen wir etwas tun, damit wir Esten als Volk überleben."
Zwölf Monate lang können Eltern, die nach der Geburt ihres Kindes daheim bleiben, das Kindergeld beanspruchen. In etwa entspricht dies dem Gehalt, das man zuvor erhalten hat. Allerdings gibt es eine Maximalgrenze, so dass Eltern mit besonders hohem Einkommen höchstens rund 1000 Euro bekommen – das Dreifache des estnischen Durchschnittslohns. Arbeitslose erhalten einen Mindestsatz von monatlich rund 150 Euro.
"Für mich ist das Kindergeld eine große Hilfe und ich denke, deswegen steigt nun auch die Zahl der Geburten. Ich persönlich habe mich nicht zuletzt aufgrund dieser Unterstützung für ein Kind entschieden."
"Die Regierung tut jetzt schon einiges, aber das ist noch nicht genug. Ich finde, man sollte junge Familien unterstützen, bis die Kinder drei Jahre alt sind, statt wie heute nur ein Jahr. Dann sind die Kinder alt genug für den Kindergarten. Ich denke, das wäre eine große Hilfe."
Ähnlich wie diese ältere Dame, die auf ihre fünfzehn Monate alte Enkelin aufpasst, denkt auch der estnische Staatspräsident Arnold Rüütel. Für die einen verkörpert er deshalb das soziale Gewissen des Landes, für andere ist er ein altkommunistisches Chamäleon. Die ersten Jahre nach der Unabhängigkeit standen im Zeichen marktwirtschaftlicher, zum Teil neoliberaler Reformen, sagt auch der Präsident heute. Mittlerweile aber, so Rüütel weiter, wächst unter estnischen Politikern die Einsicht, daß man nicht alles dem Markt alleine überlassen darf und dass statt dessen eine aktive Sozialpolitik nötig ist:
"Schauen Sie, noch vor ein paar Jahren wurden 13.000 Kinder in einem Jahr geboren, im vergangenen Jahr waren es immerhin schon 14.000. Das sind immer noch nicht genug, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Den Weg, den wir in der Sozialpolitik eingeschlagen haben, müssen wir weitergehen und auch auf anderen Gebieten anwenden, um so die Zukunft des Landes zu sichern."
Besorgt zeigt man sich unterdessen am Estnischen Institut für nationale Entwicklung – insbesondere über den Bevölkerungsschwund in den ländlichen Gebieten. In den estnischen Dörfern wurden früher die meisten Kinder geboren, sagt der Direktor des Instituts, Heino Luik. Dort aber sehen junge Leute heute keine Perspektive mehr. Deshalb, so Luik, müsse man das schwierige Verhältnis zur russischen Minderheit in Estland überdenken. Sie müsse besser integriert und dürfte nicht länger als gesellschaftlicher Fremdkörper gesehen werden:
"Sicher, es gibt Probleme zwischen Esten und Russen. Am Ende der sowjetischen Zeit lag ihr Bevölkerungsanteil bei 40 Prozent. Nach der Wende aber verließen viele das Land, und diejenigen, die geblieben sind, wollen hier leben, ja sie betrachten das Land als ihre Heimat. Es wäre doch absurd, wenn wir in Zukunft ausländische Arbeitnehmer anwerben würden, obwohl bei uns Menschen im Land leben, die unsere Sprache und Kultur bereits kennen."
Wird Luiks Appell Gehör finden? Auf dem Spielplatz am Rande der Tallinner Altstadt jedenfalls gibt es auch selbstkritische Stimmen. Die Schuld für die Probleme des Landes könne nicht immer bei anderen gesucht werden:
"Ich glaube, viele Esten denken noch immer an das Geld. Es gibt viele Menschen, die viel Geld haben und trotzdem keine Kinder, weil sie immer noch mehr verdienen möchten. Für viele meiner Freunde wäre es höchste Zeit, Kinder zu bekommen, aber immer wieder sagen sie: nein, das geht nicht, wir haben noch nicht genügend Geld und die Wohnung ist auch noch nicht so toll, wie wir sie gerne hätten."
"Ich meine, die staatliche Unterstützung ist sehr wichtig, denn junge Familien sind dadurch ein Jahr lang abgesichert. Die Geburtenrate ist Anfang der neunziger Jahre stark gesunken – ich glaube, wir waren nach der singenden Revolution und der Erlangung der Unabhängigkeit einfach erschöpft. Nun aber wird es für viele höchste Zeit, ein Kind zu bekommen. Irgendwie ist es ja auch eine Art vaterländische Pflicht, denn als Gesellschaft müssen wir etwas tun, damit wir Esten als Volk überleben."
Zwölf Monate lang können Eltern, die nach der Geburt ihres Kindes daheim bleiben, das Kindergeld beanspruchen. In etwa entspricht dies dem Gehalt, das man zuvor erhalten hat. Allerdings gibt es eine Maximalgrenze, so dass Eltern mit besonders hohem Einkommen höchstens rund 1000 Euro bekommen – das Dreifache des estnischen Durchschnittslohns. Arbeitslose erhalten einen Mindestsatz von monatlich rund 150 Euro.
"Für mich ist das Kindergeld eine große Hilfe und ich denke, deswegen steigt nun auch die Zahl der Geburten. Ich persönlich habe mich nicht zuletzt aufgrund dieser Unterstützung für ein Kind entschieden."
"Die Regierung tut jetzt schon einiges, aber das ist noch nicht genug. Ich finde, man sollte junge Familien unterstützen, bis die Kinder drei Jahre alt sind, statt wie heute nur ein Jahr. Dann sind die Kinder alt genug für den Kindergarten. Ich denke, das wäre eine große Hilfe."
Ähnlich wie diese ältere Dame, die auf ihre fünfzehn Monate alte Enkelin aufpasst, denkt auch der estnische Staatspräsident Arnold Rüütel. Für die einen verkörpert er deshalb das soziale Gewissen des Landes, für andere ist er ein altkommunistisches Chamäleon. Die ersten Jahre nach der Unabhängigkeit standen im Zeichen marktwirtschaftlicher, zum Teil neoliberaler Reformen, sagt auch der Präsident heute. Mittlerweile aber, so Rüütel weiter, wächst unter estnischen Politikern die Einsicht, daß man nicht alles dem Markt alleine überlassen darf und dass statt dessen eine aktive Sozialpolitik nötig ist:
"Schauen Sie, noch vor ein paar Jahren wurden 13.000 Kinder in einem Jahr geboren, im vergangenen Jahr waren es immerhin schon 14.000. Das sind immer noch nicht genug, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Den Weg, den wir in der Sozialpolitik eingeschlagen haben, müssen wir weitergehen und auch auf anderen Gebieten anwenden, um so die Zukunft des Landes zu sichern."
Besorgt zeigt man sich unterdessen am Estnischen Institut für nationale Entwicklung – insbesondere über den Bevölkerungsschwund in den ländlichen Gebieten. In den estnischen Dörfern wurden früher die meisten Kinder geboren, sagt der Direktor des Instituts, Heino Luik. Dort aber sehen junge Leute heute keine Perspektive mehr. Deshalb, so Luik, müsse man das schwierige Verhältnis zur russischen Minderheit in Estland überdenken. Sie müsse besser integriert und dürfte nicht länger als gesellschaftlicher Fremdkörper gesehen werden:
"Sicher, es gibt Probleme zwischen Esten und Russen. Am Ende der sowjetischen Zeit lag ihr Bevölkerungsanteil bei 40 Prozent. Nach der Wende aber verließen viele das Land, und diejenigen, die geblieben sind, wollen hier leben, ja sie betrachten das Land als ihre Heimat. Es wäre doch absurd, wenn wir in Zukunft ausländische Arbeitnehmer anwerben würden, obwohl bei uns Menschen im Land leben, die unsere Sprache und Kultur bereits kennen."
Wird Luiks Appell Gehör finden? Auf dem Spielplatz am Rande der Tallinner Altstadt jedenfalls gibt es auch selbstkritische Stimmen. Die Schuld für die Probleme des Landes könne nicht immer bei anderen gesucht werden:
"Ich glaube, viele Esten denken noch immer an das Geld. Es gibt viele Menschen, die viel Geld haben und trotzdem keine Kinder, weil sie immer noch mehr verdienen möchten. Für viele meiner Freunde wäre es höchste Zeit, Kinder zu bekommen, aber immer wieder sagen sie: nein, das geht nicht, wir haben noch nicht genügend Geld und die Wohnung ist auch noch nicht so toll, wie wir sie gerne hätten."