Das Opernleben in Griechenland ist jenseits des Peloponnes fast ebenso unbekannt wie der Name des griechischen Opernkomponisten Pavlos Carrer. Er ist einer jener ausländischen Komponisten, an denen das Italien der Verdi-Zeit reich war. 1886 schrieb er, auf eine Libretto von Ricordano Marzocchi - hinter dem sich der aus Carrers Heimat stammende Dichter Agamemnon Martzokis verbirgt - seine vorletzte Oper "Marathon Salamis". Ein patriotisches Drama über den Sieg der Griechen über die Perser, in dessen Mittelpunkt Alexander der Große steht, um den zwei Frauen kämpfen. Diese Oper wurde vor 2003 in Athen an der dortigen Staatsoper von Byron Fidetzis ausgegraben und spät uraufgeführt. Denn Trotz vaterländischen Bemühens und Belcanto-Stil-Qualitäten war Carrer Zeit seines Lebens kein großer Erfolg in seiner Heimat beschieden. Das Opernleben in Griechenland war zu Carrers Zeit noch zu wenig entwickelt. Wie Byron Fidetzis, Grandseigneur des griechischen Musiklebens weiß, gab es nur auf den ionischen Inseln, denen Carrer entstammte, eine Operntradition:
"In den sieben Inseln vom ionischen Meer, sagen wir auf den drei großen gibt es eine große Liebe für diese Gattung. Aber die Tragödie war, dass Griechenland Kriege erlebte hat, viele Katastrophen erlebt hat - auch Naturkatastrophen: Die Opernhäuser, die dort waren, sind alle ruiniert von Erdbeben, und in Korfu vom Bombardement im Zweiten Weltkrieg."
Die Zeiten haben sich geändert. Heute wird sogar im nordgriechischen Thessaloniki Oper gespielt, und in Athen gibt es eine Staatsoper mit zwei Häusern. Vor zwei Jahren wurde ein drittes Opernhaus mit 1700 Plätzen eröffnet, und zwar im Megaron, einem gigantischen Athener Multifunktions-Konzerthaus und Konferenzcenter aus weißem Marmor. Nikos Tsouchlos, Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor, hat es mit der griechischen Uraufführung von Bergs "Lulu" eröffnet. Seither krönt er jede Spielzeit seines Musikzentrums mit mehreren Opern und Ballettaufführungen. Sein Herz gehört vor allem der musikalische Moderne, die er nach Griechenland holt, mitten hinein ins mächtig prosperierende, aufgeputzte Athen, das mit der Olympiade und der EG-Mitgliedschaft seinen Teint so frappierend auffrischte, dass es attraktiver denn je ist. Auch für anreisende Operntouristen. Und heute gibt es ein Athener Opernpublikum, wie Eike Gramss, der vor drei Tagen Schoenbergs Monodram "Erwartung" und Zemlinskys tragisches Märchen für Musik "Der Zwerg" herausbrachte, erläutert.
"Es gibt eben eine europäisch orientierte, auf Nivea."
Elena Nebera ist die eindrucksvolle Frau in Schoenbergs Erwartung. Salomehaft vergeht sie sich an ihrem toten Liebhaber, den Petros Gallias, der Ballettchef des Megaron, spielt in diesem Angsttraum einer reifen Frau, die ihren Liebhaber getötet hat. In Athen steht dieser schöne Tote schließlich auf und verlässt die Bühne, als er genug hat von der hysterischen Suada, der Frau. Zemlinskys Zwerg ist die nicht minder tragische Geschichte einer jungen Frau, die einen hässlichen Mann, den Zwerg eben, in den Tot treibt. Regisseur Eike Gramms und Bühnenbildner Gottfried Pilz haben die beiden Stücke miteinander kombiniert. Man spielt in fast leerem und doch spektakulärem Raum, in dem Spiegelprismen und Drehbühne kaleidoskopartig immer neue Farbräume eröffnen. In ihnen überwältigende Kostüme, die eigens in Mailand gefertigt wurden, und zur Freude des Publikums eine plausibel erzählte Verzahnung der beiden Geschichten von den männermordenden Frauen.
Marlies Petersen, die vor zwei Jahren schon eine bemerkenswerte Lulu in Athen sang, ist die lolitahafte, männermordende Infantin in Zemlinskys bösem Frauenstück, in dem Boiko Zvetanov den anrührend stimmächtigen Zwerg singt. Altmeister Wolfgang Schöne und die junge griechische Sopranistin Mata Katsouli vervollständigten ein hochkarätiges Ensemble, das auf jeder westeuropäischen Metropolen-Oper Bella Figura machen würde. Unter der kompetenten Leitung von Nikos Tsouchlos präsentiert das Prager Radio Symphonie Orchester sowohl Schoenberg wie Zemlinsky auf höchstem Niveau. Aber auch die Arbeitsbedingungen des Megarons, der neuen Opernbühne der griechischen Hauptstadt, sind außergewöhnlich, wie Gottfried Pilz betont:
"Die Arbeit ist wirklich wie kaum sonst wo."
Athen, die griechische Metropole zwischen Orient und Okzident, leistet sich neben der spielfreudigen Staatsoper, die bald ein neues Haus bekommt, mit dem Megaron schon jetzt Opernproduktionen, die den internationalen künstlerischen Vergleich nicht zu scheuen brauchen.
"In den sieben Inseln vom ionischen Meer, sagen wir auf den drei großen gibt es eine große Liebe für diese Gattung. Aber die Tragödie war, dass Griechenland Kriege erlebte hat, viele Katastrophen erlebt hat - auch Naturkatastrophen: Die Opernhäuser, die dort waren, sind alle ruiniert von Erdbeben, und in Korfu vom Bombardement im Zweiten Weltkrieg."
Die Zeiten haben sich geändert. Heute wird sogar im nordgriechischen Thessaloniki Oper gespielt, und in Athen gibt es eine Staatsoper mit zwei Häusern. Vor zwei Jahren wurde ein drittes Opernhaus mit 1700 Plätzen eröffnet, und zwar im Megaron, einem gigantischen Athener Multifunktions-Konzerthaus und Konferenzcenter aus weißem Marmor. Nikos Tsouchlos, Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor, hat es mit der griechischen Uraufführung von Bergs "Lulu" eröffnet. Seither krönt er jede Spielzeit seines Musikzentrums mit mehreren Opern und Ballettaufführungen. Sein Herz gehört vor allem der musikalische Moderne, die er nach Griechenland holt, mitten hinein ins mächtig prosperierende, aufgeputzte Athen, das mit der Olympiade und der EG-Mitgliedschaft seinen Teint so frappierend auffrischte, dass es attraktiver denn je ist. Auch für anreisende Operntouristen. Und heute gibt es ein Athener Opernpublikum, wie Eike Gramss, der vor drei Tagen Schoenbergs Monodram "Erwartung" und Zemlinskys tragisches Märchen für Musik "Der Zwerg" herausbrachte, erläutert.
"Es gibt eben eine europäisch orientierte, auf Nivea."
Elena Nebera ist die eindrucksvolle Frau in Schoenbergs Erwartung. Salomehaft vergeht sie sich an ihrem toten Liebhaber, den Petros Gallias, der Ballettchef des Megaron, spielt in diesem Angsttraum einer reifen Frau, die ihren Liebhaber getötet hat. In Athen steht dieser schöne Tote schließlich auf und verlässt die Bühne, als er genug hat von der hysterischen Suada, der Frau. Zemlinskys Zwerg ist die nicht minder tragische Geschichte einer jungen Frau, die einen hässlichen Mann, den Zwerg eben, in den Tot treibt. Regisseur Eike Gramms und Bühnenbildner Gottfried Pilz haben die beiden Stücke miteinander kombiniert. Man spielt in fast leerem und doch spektakulärem Raum, in dem Spiegelprismen und Drehbühne kaleidoskopartig immer neue Farbräume eröffnen. In ihnen überwältigende Kostüme, die eigens in Mailand gefertigt wurden, und zur Freude des Publikums eine plausibel erzählte Verzahnung der beiden Geschichten von den männermordenden Frauen.
Marlies Petersen, die vor zwei Jahren schon eine bemerkenswerte Lulu in Athen sang, ist die lolitahafte, männermordende Infantin in Zemlinskys bösem Frauenstück, in dem Boiko Zvetanov den anrührend stimmächtigen Zwerg singt. Altmeister Wolfgang Schöne und die junge griechische Sopranistin Mata Katsouli vervollständigten ein hochkarätiges Ensemble, das auf jeder westeuropäischen Metropolen-Oper Bella Figura machen würde. Unter der kompetenten Leitung von Nikos Tsouchlos präsentiert das Prager Radio Symphonie Orchester sowohl Schoenberg wie Zemlinsky auf höchstem Niveau. Aber auch die Arbeitsbedingungen des Megarons, der neuen Opernbühne der griechischen Hauptstadt, sind außergewöhnlich, wie Gottfried Pilz betont:
"Die Arbeit ist wirklich wie kaum sonst wo."
Athen, die griechische Metropole zwischen Orient und Okzident, leistet sich neben der spielfreudigen Staatsoper, die bald ein neues Haus bekommt, mit dem Megaron schon jetzt Opernproduktionen, die den internationalen künstlerischen Vergleich nicht zu scheuen brauchen.