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Mögliche Folgen für die griechische Wirtschaft

Weil eine Regierungsbildung nicht zustande kam, werden die Griechen am kommenden Sonntag erneut wählen. Die Wirtschaft des Landes liegt am Boden, der Widerstand gegen den Brüsseler Sparkurs wächst. Sollten die Griechen bei der Wahl auch gegen den Euro stimmen, stellt sich die Frage, wie eine Rückkehr zur Drachme organisiert werden könnte und welche Auswirkungen solch ein Schritt hätte.

Von Michael Braun |
    Die ersten Horrormeldungen kommen schon: Griechische Kardiologen klagen, sie könnten keine Gefäßstützen mehr einsetzen, es fehle das Geld, um die sogenannten Stents zu kaufen. Das klingt glaubhaft, hatte die griechische Regierung doch schon im vorigen Jahr etwa den Gesundheitskonzern Fresenius für seine intravenös zu verabreichenden Ernährungslösungen nicht mehr in Geld, sondern in unverzinslichen Staatsanleihen bezahlt. Fresenius liefert auf eigenes Risiko nur noch lebensnotwenige Spezialitäten nach Griechenland, nicht aber mehr Massenware. Finanzvorstand Stephan Sturm sagte, zwar seien die Anleihen bedient worden:

    "Dessen ungeachtet haben wir unser Geschäftsmodell in Griechenland noch einmal sehr stark überprüft, haben alles das, was ich mal als Commodity bezeichnen würde, eben doch sehr stark zurückgefahren."

    Lieferanten wollen für gute Ware also gutes Geld, keine Anleihen, keine Waren, die sie in den Tauschhandel zwingen. Und wenn Griechenland am Sonntag gegen die Auflagen von EU und Internationalem Währungsfonds stimmte, wenn es aus der EU austräte, um aus dem Euro rauszukommen, wenn das Land die Drachme wieder einführte, würde diese Währung wohl kaum ein Lieferant akzeptieren. Das träfe Griechenland hart. Denn die Einfuhren von rund 45 Milliarden Euro waren in den vergangenen drei Jahren zwei bis dreimal so hoch wie die Ausfuhren. Das Land lebt also von der Einfuhr, was Teil der strukturellen Schwierigkeiten ist. Was aber, so Rolf Schneider, Volkswirt bei der Allianz, zu dramatischen Folgen führte, wenn mit dem Wahltag das Ende des Euro in Griechenland käme:

    "Ich halte das für einen falschen Weg. Ich glaube, ein Staatsbankrott in Griechenland und ein möglicher Austritt aus dem Euro würde das Land wirtschaftlich in das Chaos stürzen. Die Arbeitslosigkeit, die bereits jetzt rasant ansteigt, würde wahrscheinlich noch viel schneller nach oben springen, an die 40, 50 Prozent. Unternehmen würden insolvent. Das Bankensystem würde vermutlich zusammenbrechen. Es käme zur Kapitalflucht."

    Dagegen wäre allenfalls der fatalistische Einwand denkbar, das Kapital sei schon weg. Klar ist, dass der Staat Griechenland zahlungsunfähig würde, wenn die Hilfen von EU und IWF eingestellt würden. Renten und Gehälter im öffentlichen Dienst könnten nicht mehr gezahlt werden. Die Banken müssten schließen, weil ihre griechischen Wertpapiere gar nichts mehr wert wären. Unternehmen bekämen keine Kredite mehr. Investitionspläne, sofern noch vorhanden, würden gestoppt. Hinzu kommt, dass ein Austritt aus dem Euro nach bisheriger Rechtslage einen Austritt aus der EU voraussetzte. Griechenland gehörte dann nicht mehr zum gemeinsamen Markt ohne Zollschranken. Die restlichen griechischen Euroschulden könnten mit der schwachen Drachme kaum getilgt werden - was den ausländischen Geldgebern des Landes nicht schmecken dürfte.

    Immerhin sind diese Schulden wohl mittlerweile abgeschrieben, dürften außer den griechischen Banken andere Institute nicht mehr umhauen. Und dass es ganz schwarz kommt, kann sich Christian Brand der Präsident des Verbandes öffentlicher Banken nicht vorstellen:

    "Da vertraue ich unseren Politikern, dass sie für jedes Szenario Lösungsvorschläge in den Schubladen haben. Ich glaube, es ist allen klar, dass es nicht gewünscht sein kann, dass Griechenland ins Chaos abrutscht."

    Dies wohl auch in der Annahme, dass nach Griechenland, nicht Portugal, nicht Spanien, nicht Italien, nicht die ganze Wirtschafts- und politische Union fallen dürfe.

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