Den Skandal löst Trump am Dienstag bei einem Auftritt im Bundesstaat North Carolina aus. Der Immobilienmogul spricht über die vermeintlichen Pläne Clintons, das Verfassungsrecht auf privaten Waffenbesitz - den sogenannten Zweiten Verfassungszusatz - mit Hilfe linksliberaler Richter abzuschaffen. Trump sagt: "Wenn sie die Richter auswählen kann, könnt ihr nichts machen, Leute. Obwohl die Unterstützer des zweiten Verfassungszusatzes - vielleicht doch, ich weiß nicht." Die Worte werden sofort von vielen als Aufruf zur Gewalt gegen die Demokratin oder die Richter verstanden.
Trump sagt, er wollte zur Wahl aufrufen
Trump selbst erklärte auf Fox News, er habe die Bewegung einen wollen, die den zweiten Verfassungszusatz verteidige. Auf seinem Twitter-Account war am Mittwoch zu lesen: "Was ich meinte, war: Die Verteidiger des zweiten Verfassungszusatzes müssen sich zusammentun und wählen gehen."
Doch Trumps Erfolg baut auch auf solchen "Missverständnissen" auf. Denn den Satz kann jeder verstehen, wie er ihn verstehen möchte - und wie Trump mit solchen Aussagen bei seinen Anhängern ankommt, dürfte ihm klar sein. Die Dinge "nicht so gesagt" oder "nicht so gemeint" zu haben, hat bei vielen rechtspopulistischen Politikern Methode.
Und die bedient offenbar einen Nachfrage: Hillary Clinton ist ein Feindbild für Trump und seine Anhänger. Die New York Times veröffentlichte Anfang August ein Video, dass Aussagen von Anhängern Traumps bei seinen Wahlkampfveranstaltungen zeigt. Zu hören sind übelste Beileidigungen, Aufrufe zu Gewalt und sogar zur Ermordung Clintons. Auf zum Verkauf stehenden Devotionalien wird Clinton auf das Übelste herabgewürdigt.
Reaktionen: "Verstörend und gefährlich"
Das Lager von Trumps Gegenkandidatin Hillary Clinton reagierte wutentbrannt. "Dies ist eine einfache Sache - was Trump sagt, ist gefährlich", sagte der Wahlkampfmanager der Demokraten-Kandidatin, Robby Mook, in einer Mitteilung. "Eine Person, die das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten anstrebt, sollte in keiner Form zu Gewalt anregen."
Bernice King, die jüngste Tochter des 1968 ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King, nannte Trumps Äußerungen "verstörend und gefährlich". Die im Jahr 2011 durch einen Kopfschuss schwer verletzte Kongressabgeordnete der Demokraten, Garbrielle Giffords, twitterte, Trump erstaune die Amerikaner zwar ständig, man müsse aber eine Grenze zwischen politischer Rede und Anregung zu Gewalt ziehen. Wenn Kandidaten Gewalt bejahten, "sollten wir befürchten, dass Gewalt folgt".
Immer mehr Widerstand gegen Trump
Für Trump findet damit ein bislang katastrophaler Wahlkampf seine Fortsetzung. Nachdem er die Mutter eines gefallenen US-Soldaten angegriffen hatte, musste er ähnlich viel Kritik einstecken wie nun nach seiner Bemerkung über Clinton.
In der Republikanischen Partei formiert sich immer mehr Widerstand gegen Trump. Der frühere republikanische Politiker und heutige Fernsehmoderator Joe Scarborough forderte die Republikaner in einem Gastbeitrag für die "Washington Post" auf, Trump als Kandidaten fallen zu lassen. "Eine blutige rote Linie ist überschritten." Erst am Montag hatten ihn 50 Außen- und Sicherheitsexperten der Republikaner in einem offenen Brief scharf kritisiert. Mehrere Senatoren, frühere Senatoren und Parteifunktionäre verweigerten ihm bereits die Gefolgschaft.
(nch/tj)